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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Truhe, die er aufsperrte.
    » Michael…«
    » Kommen Sie. Das müssen Sie sehen.«
    Ben warf schuldbewusst einen Blick nach hinten in den großen Raum, dann betrat er Emmas privates Refugium, als der Junge den Deckel der Truhe anhob.
    Auf den ersten Blick schien sie angefüllt mit Rüschenzeug und anderem Kram… Deckchen, feines Bettzeug, ein von Hand gefertigter Quilt. Daneben gab es Dinge für den Haushalt, eine Teekanne mit passender Zuckerdose und Milchkännchen, eine dunkelgrüne Kerze, ein paar Trockenblumen, eine Kristallvase.
    » Hier bewahrt meine Tante ihre Träume auf.« Michael hob den Quilt an und zog einen silbernen Bilderrahmen hervor.
    » Den hat sie in Portland erstanden, als sie und Kelly mich an meinem fünften Geburtstag dorthin mitgenommen haben. Nem hat gesagt, er wäre für ihr Hochzeitsfoto.«
    Liebevoll über den Rahmen streichend, lächelte Michael.
    » Ich habe gesagt, sie könnte niemals heiraten, weil ich nicht zulassen würde, dass ein Mann sie mitnehmen würde.« Er blickte auf, und Ben wich einen Schritt vor dem Schmerz zurück, den er in den Augen des Jungen sah.
    » Sie mir geantwortet, ich sollte keine Angst haben, weil sie nur einen Mann heiraten würde, der es wert sei, geliebt zu werden, und dass ein solcher sehr schwer zu finden wäre.«
    Er tat den Rahmen wieder unter den Quilt und strich über den Inhalt der Truhe. Er berührte alles und brachte nichts in Unordnung.
    » Sie hat gesagt, sie hätte die Truhe seit ihrem zehnten Lebensjahr. Ich war oft bei ihr, wenn sie etwas gefunden hat, das ihr ins Auge sprang. Sie hat es gekauft, nach Hause gebracht, und dann ist es verschwunden. Es hat lange gedauert, bis ich entdeckt habe, dass sie ihre Schätze in dieser Truhe hortet.«
    » Michael, warum zeigst du mir das? Viele junge Mädchen legen eine Ausstattungstruhe an. Alle planen für den Tag, an dem sie ein eigenes Heim haben werden.«
    » Nemmy hat mit diesen Anschaffungen Schluss gemacht, nachdem Kelly gegangen war. Als wir einmal in einem Laden waren und ich sie dabei ertappt habe, dass sie ein Porzellanding anstarrte, habe ich gefragt, warum sie es nicht kaufte. Sie hat gesagt, es gäbe keinen Grund mehr.«
    Der Junge klappte langsam den Deckel zu und sah Ben an. Sein Blick war von Gefühlen umwölkt.
    » Ich habe mehrere Jahre gebraucht, bis ich erkannt habe, was sie wollte. Jetzt werde ich dafür sorgen, dass ihr Traum sich erfüllt.«
    » Sucht sie die Schuld bei sich, weil deine Mutter fortgegangen ist?«
    » Irgendwie fühlt Nem sich für alles verantwortlich. Wenn ein Gast mit der Erwartung kommt, eine Bootsladung Fische zu fangen, und es regnet die ganze Woche, fühlt sie sich verantwortlich. Wenn ich bei einer Fahrt in die Stadt erwischt werde, ist es Nems Schuld, nicht meine. Wenn ich den Flieger auf einem Felsenufer lande und die Schwimmer ruiniere, geschieht es nur, weil sie als Fluglehrerin versagt hat.« Michael hob die Arme und ließ sie wieder sinken.
    » Wahrscheinlich glaubt sie, sie hätte etwas tun können, um Kelly am Davonlaufen zu hindern.«
    » Und zur Strafe hat sie ihren Traum von einem eigenen Heim aufgegeben? Aber das ist ihr Heim.« Ben zeigte auf die Truhe.
    » Diese Sachen sollten in Gebrauch genommen werden.«
    Michael schüttelte den Kopf.
    » Nein. Nems Traum war keine ziellose Hoffnung. Ich glaube, er war auf einen ganz bestimmten Mann gerichtet. Und jetzt ist mir klar, dass sie ihn schon geliebt hat, als ich noch nicht geboren war.«
    » Wer soll das sein?«
    Der Junge legte den Kopf schräg und sah Ben direkt an. Er schwieg so lange, dass Ben schon glaubte, er würde nicht antworten.
    » Glauben Sie, Sie könnten meine Tante finden, ohne sich zu verirren, wenn ich eine Karte skizziere?«
    Das war keine Antwort!
    Und er würde auch keine bekommen, wie Ben klar war. Der Junge stand im Begriff, ihm das Problem seiner Tante aufzuhalsen, und würde ihm keinen Hinweis geben.
    Es sollte ein Test sein. Michael wollte sehen, ob er als Sohn Anrecht auf die Hilfe seines Vaters hatte. Er wollte wissen, ob sein Vater willens war, den Kampf aufzunehmen– nicht für ihn, sondern mit ihm.
    Ben würde also Emma Sands aufspüren und herausfinden müssen, in wen die Frau verliebt war, und sie sodann mit dem Kerl verheiraten. Erst dann würde er seinen Sohn für sich beanspruchen können.
    Verdammt, von dem Jungen hätte der weise Salomon noch etwas lernen können.
    » Kommt darauf an, schätze ich. Hat deine Tante ihre Flinte mit dabei?«, fragte er nach

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