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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Augenblick hatte er es nicht wirklich für möglich gehalten. Von dem Moment an, als er den Brief gelesen hatte, war Ben sicher gewesen, dass alles nur ein Traum sein konnte– dass er sich ein längst verlorenes Kind zusammenfantasiert hatte, weil er etwas brauchte, an das er sich nach dem Tod seines Großvaters klammern konnte.
    Ben merkte, dass er starr wie eine Statue dastand, schweißnass, ins Leere starrend. Michael saß wieder am Tisch und aß schweigend sein Abendessen.
    Leise wie sein Sohn ging Ben zurück und setzte sich.
    » Mike, ich wäre nicht fortgegangen, wenn ich von dir gewusst hätte. Meine Güte, nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass Kelly schwanger sein könnte. Sie wirkte so… sie machte den Eindruck, als wüsste sie, was sie tat«, schloss er im Flüsterton, während ihm die Hitze in den Nacken stieg. Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her.
    » Es ist keine Rechtfertigung, aber ich war kaum neunzehn. Ich dachte damals, ich hätte die Welt im Griff, und mein ganzes Leben läge vor mir.« Er beugte sich vor.
    » Ich habe sie gebeten, mit mir zu kommen, aber sie wollte nicht.«
    Schließlich blickte Michael auf. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Zügen.
    » Ich liebe meine Mutter sehr, Mr Sinclair, und habe mich schon vor langer Zeit mit ihrer Art und ihrem Verhalten abgefunden. Aber der Anker, der mich und meine Welt festgehalten hat, war immer schon Emma.«
    » Und nun befürchtest du, dass sie allein zurückbleiben wird, wenn du mit mir nach New York kommst.«
    Michael nickte.
    » Ja. Das ist aber nicht das einzige Problem.«
    » Was ist es?«
    » Erinnern Sie sich an den Typ, der am Mittwochabend hier aufgekreuzt ist?«
    Ben schnaubte.
    » Galen irgendwie. Seine Aufdringlichkeit erinnert an Pitiful.«
    » Also, Galen Simms wäre zu gern ein ernsthafter Bewerber um die Gunst meiner Tante. Deshalb war er so ekelhaft zu Ihnen. Es hat ihm gar nicht gepasst, dass Sie hier im Haupthaus einquartiert wurden.«
    » Wenn Emma ihn heiratet, ist sie nicht allein.«
    » Ihm liegt nicht so sehr an Nemmy als vielmehr an Medicine Creek Camps und dem Ruf meiner Tante als Tourenführerin«, sagte Michael.
    » Simms besitzt ein paar Camps an einem See zwölf Meilen nördlich von hier. Während unser Unternehmen floriert, schreibt er rote Zahlen. Eigentlich sucht er eine Geschäftsführerin als Ehefrau.«
    » Deine Tante ist scharfsichtig genug, um das zu erkennen. Außerdem machte sie nicht den Eindruck, als wäre sie in Simms verliebt.«
    » Aber Nem zieht eine Heirat vielleicht in Erwägung, damit ich nicht das Gefühl bekomme, ich wäre verpflichtet, bei ihr zu bleiben. Sie weiß ja nicht, dass ich sie mitnehmen werde, falls ich mit Ihnen gehe.« Er warf ihm über den Tisch ein Lächeln zu.
    » Auch wenn sie um sich tritt und schreit.«
    Ben zwinkerte, dann strich er mehrmals über sein Gesicht, wie um seine Verblüffung abzustreifen.
    » Wie bitte?«
    » Sie sind endlich gekommen, und es wird für mich Zeit, aus Medicine Gore wegzugehen. Aber ohne Nem gehe ich nicht– und wenn ich die Cessna, alle Hütten und die ganzen tausend Morgen anzünden müsste.«

4
    B en starrte seinen Sohn sprachlos an.
» Sobald wir zu Hause sind, kann sie wie ich ein neues Leben beginnen. Sie haben doch ein großes Haus, oder?«
    Zu Hause. Der Junge wollte nach Hause. Dies zu hören genügte, dass Ben kalter Schweiß ausbrach.
    » Hast du diesen kleinen Plan zufällig mit deiner Tante besprochen?«
    Michael ging auf Bens Frage nicht ein.
    » Dann wird sie nicht schreiend um sich treten, sondern ihre Flinte holen.« Ben stand auf und stützte die Hände auf den Tisch.
    » Michael, man kann einer erwachsenen Frau nicht sagen, was sie tun und lassen soll. Ich weiß, dass du nicht gern an die Tatsache erinnert wirst, dass du erst fünfzehn bist. Aber dein Gefühl für Autorität ist völlig verkümmert.«
    Auch Michael stand auf.
    » Kommen Sie mit. Ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Ben fasste nach der Kante des Tisches, da er ihn umkippen wollte, doch dann schloss er die Augen und zählte bis zehn. Es lief gar nicht gut.
    Schließlich folgte er Michael durch den großen Raum in Emmas Zimmer. Er blieb im Eingang stehen und sah Michael zu, der an ein Fenster ging und zum oberen Fensterrahmen griff, wobei er den Vorhang beiseiteschob und die Kante entlangtastete. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt er einen Schlüssel in den Fingern. Er ging an eine längliche, sehr abgegriffen wirkende schmucklose

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