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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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zusammenlebte. Alle im Ort dachten wie ich, sie würde bald zurückkommen.«
    » Ich bin schon zur Schule gegangen, ehe Mom fortgegangen ist«, setzte Mike hinzu.
    » Deshalb war es nicht Nem, die mich anmelden musste.«
    » Mike hat also drei Jahre ohne Wissen der Behörden allein bei dir gelebt?«
    Emma griff über den Tisch und fasste nach seiner Hand.
    » Ben, das musst du verstehen. Die Leute hier haben Mikey meist mit mir und nicht mit Kelly gesehen. Als ein Jahr vergangen war und sie nicht wiederaufgetaucht ist, war niemand gewillt, die Behörden zu verständigen. Niemand wollte, dass man mir Mikey wegnahm.«
    » Wann kam also Richter Bracket ins Spiel?«
    » Als Michael sich das Bein gebrochen hat und in Bangor behandelt werden musste. Das Krankenhaus in Greenville hat uns dorthin überwiesen, da der komplizierte Bruch eine spezielle Behandlung erforderlich machte. Ich habe als Vormund unterschrieben, aber dummerweise in Bangor erwähnt, dass ich seine Tante wäre.«
    » Da war die Hölle los«, erinnerte sich Mikey mit einem Grinsen.
    » Mikey hat die Leute › Kinderpolizei‹ genannt.«
    » Ich war acht«, verteidigte sich Mike.
    » Man wollte mich dir wegnehmen und in ein Heim bringen, bis man dir die Vormundschaft legal übertragen konnte.«
    » O Gott.« Ben schien bestürzt.
    » Man wollte ein Kind nach dem Trauma einer Operation aus seiner gewohnten Umgebung reißen?«
    » Keine Sorge, Dad. Nem hat es nicht zugelassen.«
    » Worauf du dich verlassen kannst. Ich habe ihn heimlich aus dem Krankenhaus geholt, sobald er reisefähig war, und ihn nach Medicine Gore geflogen. Dort habe ich ihn bei Greta und Sable versteckt.«
    » Aber man muss dich aufgespürt haben«, sagte Ben, der noch immer erschrocken wirkte.
    » Als sie vor meiner Tür standen, habe ich ihnen die Hölle heißgemacht, weil mein Neffe aus ihrer Obhut verschwunden war.« Sie lachte laut auf.
    » Du hättest ihre Gesichter sehen sollen, als sie Mikey nicht finden konnten und ich sie wütend beschimpfte, weil der Junge verschwunden war.«
    Ben stimmte in ihr Lachen nicht ein.
    » Und was war mit Richter Bracket?«
    » Ich habe mir einen Anwalt genommen und beim Bundesstaat um die Vormundschaft ersucht. Damals ging es im Gerichtssaal zu wie in einem Zoo.«
    » Ich kam zwischen Nem und unserem Anwalt auf Krücken dahergehumpelt, hinter uns ganz Medicine Gore«, erklärte Mikey, von einem Ohr zum anderen grinsend.
    » Etwa zehn Sozialarbeiter und Anwälte haben sich wie Aasgeier auf mich gestürzt, mir Fragen gestellt und Nems Verhaftung gefordert.«
    Emma glaubte schon, der Kaffeebecher, den Ben umfasst hielt, würde zu Bruch gehen.
    » Richter Bracket hat ständig mit seinem Hämmerchen auf den Tisch geschlagen und zur Ordnung gerufen«, sagte Michael.
    » Hat man dich verhaftet?«, fragte Ben und sah sie an.
    » Weswegen denn? Niemand konnte beweisen, dass ich etwas Unrechtes getan hatte.«
    » Das Beste kommt noch«, warf Mikey ein.
    » Richter Bracket hat sich zwei Stunden lang bemüht, Sinn in das totale Durcheinander zu bringen. Er wollte wissen, wo meine Mutter wäre, und wir haben gesagt, dass wir es nicht wüssten. Dann wollte er wissen, wo mein Vater wäre. Wieder haben wir gesagt, dass wir es nicht wüssten.«
    » Dann hat Mikey zu Bracket gesagt, wenn er nicht bei mir bleiben dürfe, würde er davonlaufen und verschwinden wie seine Eltern. Als er seine kleine Rede vor dem Richter beendet hatte, war kein Auge im Gerichtssaal trocken geblieben.«
    Ben setzte sich aufrechter hin.
    » Aber die Behörden hätten mich suchen müssen, ehe sie dir die Vormundschaft übertragen haben.«
    Emma schüttelte den Kopf.
    » Kelly hat auf der Geburtsurkunde eingetragen, der Vater wäre unbekannt.«
    » Du kanntest den Vater.«
    » Ja«, musste sie zugeben. Sie drehte ihre Tasse zwischen den Händen, als sie ihm direkt ins Gesicht sah.
    » Aber ich wollte es ihnen nicht sagen. Ich hätte Mikey verlieren können.«
    Ben schaute seinen Sohn an. Seine Miene wurde weich, als er matt seufzte.
    » Ich verstehe. Und du warst auch nicht bereit, mich zu finden.«
    » Ich hatte Angst«, gestand der Junge.
    » Nem war alles, was ich hatte. Ich wollte nicht bei einem Fremden leben.«
    Ben sah wieder Emma an.
    » In der Stadt wusste man von mir; du hast gesagt, Mikes Herkunft wäre kein Geheimnis gewesen. Und niemand hat etwas gesagt?«
    » Du warst nicht sehr gut angeschrieben. Man wollte einem Mann, den man für einen Mörder hielt, nicht einen kleinen

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