Wogen der Leidenschaft - Roman
Umweltschützer gehalten haben.«
» Was ist mit dem Auto passiert?«, fragte Mikey.
» Jemand hat daran herumgespielt«, sagte Emma.
» Nimm die Taschenlampe und sieh nach, ob du im Graben noch Radmuttern findest, Mike«, bat Ben.
» Leute, wenn ihr mich nicht mehr braucht, mach’ ich den Abgang«, sagte Stanley von der Fahrerseite seines Lasters.
Ben zog seine Brieftasche heraus.
» Ich möchte Ihnen etwas für das Öl geben– und für Ihre Hilfe.«
Stanley winkte ab.
» Nicht nötig. Emma Jean hat mir öfter aus der Patsche geholfen, als ich zählen kann.«
» Na, dann nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Ben.
» Ich weiß sie zu schätzen.«
» Danke, Stanley«, rief Emma aus dem Fenster des Pick-ups und winkte ihm zu, als er in seine Fahrerkabine kletterte.
Ben stützte den Arm auf das Dach des Trucks undstarrte sie wortlos und nachdenklich an. Man konnte sehen, wie die Rädchen in seinem Kopf sich drehten.
» Ich muss für ein paar Tage fort. Man braucht mich in New York. Warum kommst du mit Mike nicht mit?«
Emma wusste, dass er um ihre Sicherheit besorgt war.
» Leider geht es nicht. Ich muss mich um mein Unternehmen kümmern.« Sie blickte auf die Uhr am Armaturenbrett.
» In drei Stunden muss ich in meiner Maschine sitzen, nach Bangor fliegen und ein paar Gäste abholen. Montag beginnt die Elchjagdsaison für Bogenschützen.«
Seine Stirnfalten vertieften sich.
» Dann musst du eben eine Vertretung finden. Ich möchte euch zwei unbedingt dabeihaben.«
» Nimm Mikey mit. Er würde New York so gern sehen.«
» Ich möchte, dass du auch mitkommst.«
» Ich kann nicht.« Sie streckte die Hand aus und berührte seine Brust.
» Ben, nicht ich bin gefährdet. Du bist es. Meinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
» Das besprechen wir morgen nach deiner Rückkehr«, sagte er und ging davon.
Emma starrte auf die dunkle Straße vor ihnen. Sheriff Ramsey war zurück nach Medicine Gore gefahren, Stanley war ihm gefolgt. Auf der einsamen Straße vor ihnen lastete wieder Stille bis auf das leise Gemurmel von Mikey und seinem Vater, die sich am Heck des Wagens betätigten.
Ben schien echt in Sorge. Sein Ton hatte es ihr verraten, als er sie bat, ihn nach New York zu begleiten, und sie hatte es in seinen angespannten Zügen gelesen, als sie ablehnte. Eigentlich ganz nett, wenn jemand sich um einen sorgte.
Irgendwie… tröstlich.
Sie saß im Auto, nahm die Stille der Nacht in sich auf und fragte sich, ob Ben überhaupt klar war, was mit ihm geschah. Im Moment setzte er in rauen Mengen Moos an. Er hatte seinen Sohn lieb gewonnen, er hatte die Tante seines Sohnes gebeten, ihn zu heiraten, und beim Tanzabend hatte er der Stadt versprochen, den Mann zu finden, der vor sechzehn Jahren den Damm gesprengt hatte.
Jawohl. Er steckte knietief im Moos.
» Mir wäre wohler zumute, wenn ihr beide mitkommen würdet.«
» Dir tut es nur leid, auf Mikeys Kochkünste verzichten zu müssen«, erwiderte Emma geduldig.
Sie saßen alle um den Küchentisch herum. Ben hatte sein Gepäck schon in seinen Wagen verladen, unternahm aber einen letzten Versuch, sie und Mikey zum Mitfahren zu überreden. Als er merkte, dass sie von ihrem Standpunkt nicht abweichen würde, hatte Ben nachgegeben und gesagt, Michael solle bei ihr bleiben. Emma hatte ob seiner Argumente gottergeben die Augen verdreht und dafür plädiert, dass Mikey mitfahren und die Lichter der Großstadt bestaunen sollte. Mikey hatte nur die Arme verschränkt und leise und beharrlich gesagt, dass er bleiben wollte.
Nun saßen sie um den Küchentisch bei einem Abschiedsimbiss.
» Ben, mach dir nichts draus. Du bist nicht der Erste, der sich mit uns und unserer Sturheit abfinden musste.« Sie blinzelte Mikey zu.
» Richter Bracket hatte auch kein Glück.«
Mickey stellte mit leisem Lachen seine Kaffeetasse ab.
» Der Mann konnte mit keinem von uns beiden etwas anfangen.«
Wie beabsichtigt lenkte die Erwähnung eines Richters Bens Aufmerksamkeit von seiner trüben Stimmung ab.
» Wer ist Richter Bracket?«
» Er war der Richter, der mich zu Mikeys Vormund gemacht hat.«
Ben bedachte sie mit einem neugierigen Blick.
» War es schwierig, die Vormundschaft zu bekommen? Damals kannst du höchstens zwanzig oder einundzwanzig gewesen sein, und du warst ledig.«
» Ich habe den Antrag auf Vormundschaft erst gestellt, als Mikey fast acht war und ich dreiundzwanzig. Nach Kellys Verschwinden war es kein Thema, dass er mit mir
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