Wogen der Leidenschaft - Roman
schon verwelkt.«
» Viele Leute sind neugierig, wohin diese alten Wege führen«, sagte Emma, die hinter ihm ging und den Schotterbelag studierte.
» Das heißt noch lange nicht, dass es Wayne war.«
Wortlos gingen sie weiter und hielten Ausschau nach Spuren, die auf Benutzung in letzter Zeit hingedeutet hätten.
» Vielleicht ist es gar keine Abwurfstelle mehr«, sagte Emma nach einer Weile.
» Vielleicht war es nie eine.«
Mikey blieb abrupt stehen und ging in die Knie, um den Boden vor sich abzutasten.
» Diese Spur ist frisch«, sagte er und blickte sich um. Er richtete sich auf und ging ein paar Schritte zurück.
» Und sieh doch. Hier hat ein Lastwagen gewendet.« Er griff nach einem Strauch und befingerte einen gebrochenen Ast.
» Das ist frisch.«
Emma kam nach und besah sich die Spuren auf dem Weg. Tatsächlich. Ganz frisch. Sie blickte erst in beide Richtungen, sodann den bewaldeten Berghang hinauf. Zum zweiten Mal an diesem Tag lief es ihr kalt über den Rücken.
» Heute war jemand da«, sagte sie und ging weiter bis zu einer Schlammpfütze, durch die eine Reifenspur führte. Der Boden ringsum war noch nass vom Wasser, das der Wagen hatte aufspritzen lassen.
» Eben erst.« Sie drehte sich zu ihrem Neffen um.
» Mikey, jetzt ganz rasch zurück zur Maschine… das gefällt mir gar nicht.«
» Aber Nem… jetzt wird es erst interessant.«
» Nein, es wird unheimlich. Wie groß ist die Chance, dass zwei verschiedene Partien an dieser Stelle zusammentreffen?«
» Uns kann niemand gefolgt sein. Wir sind geflogen.«
» Aber Wayne hat gewusst, dass ich an seinem Schreibtisch war. Vielleicht wollte er überprüfen, ob ich die Koordinaten entdeckt habe und mich hier umsehe.«
» Er weiß es? Wie das?«
Emma spürte, wie sie errötete.
» Ich muss die Ordnung auf seinem Schreibtisch gestört haben. Oder er zählt seine Briefpapierbögen.«
Mikey ließ den Blick besorgt über die direkte Umgebung wandern.
» Wenn Wayne das Gebiet hier zum Drogentransport nutzt, dann kennt er es sehr gut. Er würde wissen, wo wir gelandet sind. Wir sollten rasch zu unserer Maschine zurück und nachsehen, ob sie entdeckt wurde.«
» Wir werden sie mit der Lupe untersuchen.« Emma ging den Weg weiter auf der Suche nach einem Wildwechsel, der in nordwestlicher Richtung abzweigte.
» Und dann fliegen wir nach Hause und lassen die ganze Sache fallen. Sich ihretwegen in Gefahr zu begeben lohnt nicht.«
Sie redete zu den Bäumen. Mikey stand noch immer mitten auf dem Weg und starrte sie an.
» Es lohnt sich nicht, dass man der Sache nachgeht? Nem, nichts zu tun wäre sträflich. Der Bursche könnte ein Drogenhändler sein.«
» Das ist nicht unser Problem. Wir sagen es Ramsey. Soll er über die weitere Vorgangsweise entscheiden.«
» Wo bleibt dein Bürgersinn?«
» Der duckt sich jetzt ganz feige hinter meinem Verantwortungsbewusstsein«, konterte sie und ging zurück, auf ihn zu.
» Deine und meine Sicherheit stehen an erster Stelle. Drogenhändler sind gefährlich und gewissenlos. Wir werden uns in die Sache nicht hineinziehen lassen.«
Michael ging los, durch den Wald, bis sie an den steilen Aufstieg zum Berg kamen. Nun wandte er sich nach Süden und umging die starke Steigung.
Emma ging schweigend hinter ihm her. So, sie hatte es glatt geschafft. Michael Sands gebärdete sich stur und garstig wie ein Hund mit einem Knochen zwischen den Zähnen.
Sie wusste, er würde zu Ben gehen, sobald dieser zurückkam, würde ihm von ihrem Argwohn berichten und ihn überreden, etwas zu unternehmen. Und es entzog sich ihrem Einfluss, wie die Entscheidung ausfallen würde.
Michael Sands hatte weibliche Führung und Obhut gründlich satt.
14
S ie brauchten eine halbe Stunde, um ihr Flugzeug zu erreichen, und Emma hatte das Gefühl, noch nie so weit gegangen zu sein. Schweigen kann sehr ermüdend wirken, und je länger es dauert, desto größer wird die Leere. Im Moment baute sich zwischen ihr und Mikey eine Distanz auf, fast so breit wie der Medicine Lake.
» Sieht aus, als würde die Maschine nach einer Seite absacken«, sagte Mikey, als sie nahe genug herangekommen waren. Es war das erste Mal, dass er den Mund aufmachte, seit sie den Weg verlassen hatten.
Es stimmte. Einer der Schwimmer war auf Grund gelaufen. Die Cessna sah aus wie ein verletzter Vogel, der sich mit ausgebreiteten Flügeln im Gleichgewicht hielt.
Verdammt, sie hatten hier draußen Gesellschaft bekommen.
Wer immer es sein mochte, wollte nicht,
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