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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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selben Moment zersprang das Fenster neben Emma zu einem Spinnennetz mit Millionen Fäden. Instinktiv duckte sie sich und ging in eine Rechtskurve.
    » Die Bäume!«, schrie Mikey.
    Emma wich nach links aus, als das Fenster hinter ihr zersprang und eine Kugel sich in die Kabinendecke bohrte. Sie riss das Steuer so weit zurück, bis das Alarmzeichen ertönte, dann zwang sie die Maschine in eine enge Rechtskurve und steuerte das schmale Tal am Ende des Sees an.
    » Verdammt, Nem! Wir schaffen es nicht.«
    Sie riss das Steuer zurück, und die große, schöne Stationair schaffte das Unmögliche, kämpfte sich hoch, nicht ohne ein paar Wipfel zu streifen.
    Wieder ein Geräusch im Heck, nach Emmas Einschätzung die nächste Kugel.
    » Jemand schießt auf uns!«, brüllte Mikey und drehte sich nach hinten um. Dann schaute er nach oben zur Decke und zu dem Fenster neben ihr.
    » Wir werden beschossen!«
    » Übernimm das Steuer! Sofort!«, befahl Emma, die rechte Hand an ihre linke Schulter gedrückt.
    Mit zitternden Händen fasste er nach dem Steuerhorn. Aus seiner Miene sprach nackte Angst.
    » Lass sie steigen, Mikey. Wir müssen Greenville anfliegen.«
    Er blickte zu ihr hin, und Emma sah durch den Tränenschleier, der ihr fast die Sicht raubte, seine vor Entsetzen aufgerissenen Augen.
    » Es hat dich erwischt!«
    » Nicht so schlimm, aber es brennt höllisch. Also, nach Greenville. Wir landen möglichst dicht an der Küste.«
    » O Gott, Nem. Blutest du stark?«
    Vorsichtig drehte sie sich auf dem Sitz um und versuchte mit ihrer blutigen Hand einen der Rucksäcke zu öffnen. Sie zog den Reißverschluss auf und bekam ein Shirt zu fassen, das sie zusammenknüllte und auf den linken Arm presste, wobei sie mit zusammengebissenen Zähnen ein Stöhnen unterdrücken musste.
    » Was ist?«, fragte Mikey, der seine Aufmerksamkeit zwischen der Maschine und ihrer Wunde teilen musste.
    » Kannst du die Blutung stillen?«
    » Ich bemühe mich, Mikey. Einen Moment.«
    Er tätschelte ihr Knie.
    » Tut mir leid, Nem. Ich ertrage es nicht, wenn du leidest.«
    » Das war immer schon so.« Sie ließ den provisorischen Verband so lange los, um sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
    » Weißt du noch, wie ich aufs Dock gefallen bin und mir den Kopf aufgeschlagen habe?«
    » Ich weiß noch, dass du wie ein angestochenes Schwein geblutet hast. So wie jetzt. Vielleicht leidest du an Hämophilie. Du könntest verbluten, ehe wir nach Greenville kommen.«
    » Mal nicht den Teufel an die Wand«, sagte sie und machte aus dem T-Shirt einen Verband, den sie mit den Zähnen festzog.
    » Steckt… steckt die Kugel noch im Arm?«
    » Ich weiß es nicht.«
    Er stöhnte, als litte er größere Schmerzen als sie.
    » Verdammt, ich wünschte, wir hätten heute den Holzschuppen angefüllt.«
    » Was soll’s, wir haben es nicht getan. Für unsere Neugierde werden wir vielleicht noch büßen müssen. Ach, da ist ja schon Greenville. Ich übernehme das Steuer. Mikey, du machst deine Tür auf und siehst nach, ob der Schwimmer noch intakt ist. Wir haben ein paar Bäume höchst unsanft gestreift.«
    Er wurde aschfahl, und Emma sah, dass er die Hände vom Steuer nahm, als sie mit der rechten Hand zugriff. Er öffnete die Tür, die sich gegen den Wind nur schwer aufstemmen ließ, und blickte nach unten. Als er sie schloss und Emma ansah, war er noch bleicher als zuvor.
    » Der Schlauch ist platt und hängt halb heraus. Bei der Landung wird uns der Schwimmer seitlich verreißen.«
    Emma knirschte mit den Zähnen.
    » Uns bleiben zwei Möglichkeiten. Wasser oder Bäume. Worauf möchtest du landen?«
    » Ich?«
    » In gewissen Situationen müssen Piloten ihre Maschine opfern, um sich zu retten«, sagte sie und sah ihm direkt in die Augen. Sie versuchte ihren linken Arm zu bewegen und fand es fast unmöglich.
    » Ich persönlich würde mich für die Bäume entscheiden. Ich weiß nicht, ob ich es im Moment schaffe, aus einem umgedrehten Flugzeug schwimmend herauszukommen.«
    » Du verlangst von mir eine Bruchlandung?«
    » Eine Notlandung, Mikey. Das ist ein Unterschied.«
    » Ich weiß. Ich weiß.« Er starrte auf den See unter ihnen hinunter.
    » Wir haben den Vorgang oft genug geübt.«
    » Und jetzt wirst du das Gelernte umsetzen.«
    Er drehte sich zu ihr um.
    » Es könnte uns beide das Leben kosten.«
    » Nicht wenn du dich auf die Punkte konzentrierst, die ich dir beigebracht habe. Landeklappen raus, Tempo zurück und die biegsamsten Bäume anfliegen, die man

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