Wogen der Leidenschaft - Roman
dass sie hier mit ihrem Flieger abhoben und davonkamen.
» Wir werden die Maschine Zoll um Zoll überprüfen«, sagte sie eingedenk Bens gewissenhafter Kontrolle von Ölwanne und Radmuttern.
Emma, die auf den noch intakten Schwimmer stieg, öffnete die Motorabdeckung und spähte mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe in das Innere. Sie ließ den Lichtstrahl über Drähte und Schläuche gleiten und hatte rasch gefunden, wo etwas im Argen lag.
» Der Saboteur hat nicht viel Fantasie aufgebracht«, sagte sie zu ihrem Neffen, als sie einen durchtrennten Schlauch betastete.
» Er hat ganz einfach die Treibstoffleitung durchschnitten.«
» Dann kann er dich nicht gut kennen. Du drehst immer die Treibstoffzufuhr ab«, antwortete Mikey, sperrte die Tür der Maschine auf und warf ihre Rucksäcke hinein. Dann kletterte er auf den Flügel. Emma hörte einen tiefen Seufzer.
» Er hat die Funkantenne durchgeschnitten.«
Emma ging zurück zur Kabine und kramte in ihrem Werkzeugkasten. Mikey hatte mehr Vertrauen in ihre Vorbereitungen als sie selbst. Sie bezweifelte, ob sie eine Treibstoffleitung oder einen passenden Ersatz dabeihatte. Ihre Maschine war immer in perfekt flugfähigem Zustand, und mit einem Bruch der Treibstoffleitung war normalerweise nicht zu rechnen.
» Was ist am Schwimmer kaputt?«, fragte sie, während sie nach etwas suchte, dass an einen Schlauch erinnerte.
» Es sieht aus, als wäre er knapp unter der Wasserlinie mit einer Axt bearbeitet worden. Na, haben wir Glück und einen Schlauch dabei?«
» Nein, Mikey. Ich habe keinen.«
» Bist du sicher?«
Sie streckte den Kopf heraus und bückte sich, um unter den Rumpf zu blicken. Dann sah sie ihn mit gerunzelter Stirn an.
» Die Maschine hatte letzten Monat ihren Jahres-Check. Warum hätte ich einen Haufen Ersatzteile mitschleppen sollen?«
» Vielleicht weil du immer rumtönst, dass man auf alles vorbereitet sein soll? Also, was machen wir jetzt?«
Emma blickte sich um, sah die Bibertümpel und den endlosen Wald.
» Wir laufen.«
Auch Mikey blickte um sich.
» Direkt in einen Hinterhalt?«
Genau diesen Moment suchte sich die Sonne aus, um hinter einer Wolke zu verschwinden– eine Warnung der besonderen Art.
» Dann fliegen wir eben aus«, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie empfand.
» Wie denn?«
» Wir bieten unsere ganze Erfindungskraft auf und machen die Lady flugtauglich. Hier«, sagte sie und reichte ihm die Schlauchteile, die sie aus der Maschine geholt hatte.
» Versuche die Stücke zu spleißen, während ich nachsehe, ob noch andere Schäden vorhanden sind.«
Mikey nahm den Schlauch, und sie verkrochen sich in das hintere Abteil. Jetzt galt es brauchbare Teile für die Reparatur zu finden. Emma nahm sich wieder den Motor vor.
Zehn Minuten vergingen, ehe an ihrem Hemd gezupft wurde.
» Hier, besser geht es nicht«, sagte Mikey, als er ihr die geflickte Treibstoffleitung reichte.
Emma sah erst das Ergebnis an, dann ihren Neffen.
» Klebeband? Was hast du als Versteifung, damit es verlässlich hält?«
» Ich habe ein wenig Rohrkabel aus dem Heckteil gezogen. Es war eng, aber ich konnte die Schlauchenden darüberschieben und zusammenzukleben.« Er zögerte und blickte sie unsicher an.
» Für den Rückflug müsste es reichen. Aber auch wenn es klappt, können wir mit dem Loch im Schwimmer nicht fliegen«, setzte er mit einem Blick auf den abgesackten Schwimmer hinzu.
Emma lächelte und nickte beifällig und beruhigend. Der arme Junge war angewiesen worden, etwas zu tun, das sie beide in Lebensgefahr brachte, und das gefiel ihm nicht. Sie fügte den reparierten Schlauch ein.
» Die Treibstoffzufuhr ist etwas reduziert, aber wenn wir in die Luft kommen, hast du ein Wunder vollbracht, Mikey. Und jetzt wollen wir die Maschine zum Schwimmen bringen. Nimm die Fahrradpumpe und den Schlauchreifen hinten vom Wagen.«
» Aber der Schwimmer hat ein Loch von der Größe eines Basketballs, Nem. Klebeband wird nicht reichen, und ein Gummiflicken wird dem Druck nicht standhalten.«
» Wir werden nichts flicken. Wir stecken den Schlauch in den Schwimmer und pumpen ihn auf«, sagte sie und lächelte, als er ungläubig die Augen aufriss.
» Und wieso glaubst du, dass es klappen wird?«
» Erinnerst du dich noch an Jack Frost? An den Burschen, der letzten Sommer da war?«
Plötzlich lachte er auf.
» Ach, ich weiß. Er hat Wasserflugzeuge im Golf von Mexiko geflogen und Ölplattformen beliefert.«
» Genau. Jack hat mir erzählt, dass
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