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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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einen kurzen Blick mit Astrid, dann folgte sie ihm. Er setzte sich auf einen vorspringenden Felsen am Fjord. Er hielt seinen Arm, der durch große, blutrote Narben verunstaltet war.
    Viviane setzte sich zu ihm. »Man müsste die Narben mit Bärenfett einreiben«, sagte sie. »Dann schmerzen sie nicht so und verheilen besser.«
    »So schnell möchte ich keinem Bären wieder begegnen«, erwiderte Yngvar und verzog das Gesicht. »Nicht einmal um seines Specks wegen.«
    Dann schwiegen beide und blickten auf den Fjord hinaus. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht kränken«, sagte er plötzlich. »Du hast mir das Leben gerettet. Dabei wäre es meine Aufgabe, meine Sippe zu rächen. Vielleicht macht mich nur diese Untätigkeit krank.«
    »Du kannst nichts dafür. Niemand kann etwas dafür. Es bringt auch nichts, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Wir allein können nichts ausrichten. Ragnvald würde uns nur gefangen nehmen und vielleicht sogar umbringen.«
    Ihre Gedanken wanderten wieder auf den Fjord hinaus. Wo befand sich Thoralf im Augenblick? Könnte keine weiße Taube ihm die Nachricht überbringen, was hier geschehen war?
    Yngvar schien ihre Gedanken zu erraten. »Wir alle warten auf Thoralfs Rückkehr. Aber du – für dich wird es ein besonderer Tag sein.«
    Sie lächelte. »Ein besonderer Tag wird es sein, voll Freude und voll Bangen.«
    »Du liebst ihn, das weiß ich. Du liebst ihn so sehr, dass du für ihn und sein Glück dein Leben gegeben hättest.«
    »Ich bange, weil ich nicht weiß, ob er mich auch liebt. Er war doch Gunnardviga versprochen.«
    »Versprochen heißt nicht, dass er sie liebt. Und Gunnardviga hat nur seinen Reichtum gesehen.« Er legte seine Hand auf ihre. »Ich bin sicher, auch er liebt dich. Ich habe seine Augen gesehen, als er dich betrachtete.« Er lachte leise. »Mag sein, dass wir uns nicht immer gut verstanden haben, aber so gut kenne ich meinen Bruder, dass ich in seinem Gesicht lesen kann. Die Umstände haben verhindert, dass er zu seiner Liebe stehen konnte.«
    »Du meinst, weil ich eine Sklavin bin … war.«
    »Auch. Aber der Stolz eines freien Wikingers steht über allem. Der Bruch einer Vereinbarung käme der gesellschaftlichen Vernichtung gleich. Dann lieber tot als ehrlos.«
    »Ob Ragnvald und Hoskuld auch so gedacht haben, als sie Skollhaugen überfielen?«
    »Ich hätte es den beiden wirklich nicht zugetraut, so ehrlos zu sein. Sie verdienen keine Nachsicht, sie haben ihr Ansehen verwirkt. Leider wird sie niemand verurteilen oder richten, nicht einmal der große König Olav Tryggvason. Die Jarls haben ihre Angelegenheiten immer untereinander geregelt.«
    Er erhob sich, um in die Höhle zurückzukehren. Sein Gesicht war blass, er fühlte sich nicht wohl. Und doch war Viviane froh, ihn so zu sehen. Die schrecklichen Bilder nach dem Angriff des Bären waren ihr noch gut im Gedächtnis.
    Sie folgte ihm in gemessenem Abstand. Noch war ihr fremd, dass sie wieder eine Freie war, wenn auch keine Fürstentochter. Niemand ahnte, wer sie wirklich war. Wie konnte sie diesen Menschen hilfreich sein?
    In der Höhle brannte das Feuer etwas kräftiger und qualmte. Die beiden jungen Mägde hatten etwas Getreide gemahlen und daraus einen unansehnlichen Teigbrei angerührt. Die zerbrochene Pfanne wurde einfach umgedreht und ins Feuer gelegt. Auf ihrer Rückseite buken sie die Fladen.
    Viviane bereute, dass sie den Kessel aus dem Grab nicht mitgenommen hatte. Er hätte ihnen hier nützlich sein können.
     
    Während alle auf die Fladen starrten und ihren Hunger im Zaum halten mussten, erschien plötzlich eine Gestalt vor der Höhle. Der Schreck war groß. Waren sie entdeckt worden?
    Yngvar griff zu einem Knüppel, auch Arnulf sprang auf, während sich die Frauen und Raudaborsti an die Wand im Hintergrund der Höhle drückten.
    Es war ein junger Mann, er starrte vor morastigem Schmutz. Sein Haar stand stachelig wie bei einem Schwein vom Kopf ab. Seine Segelohren wirkten wie zwei Henkel, seine Nase war dick, unförmig aufgequollen und blau. Nur seine hellen Augen kamen Viviane bekannt vor.
    Sie starrte den jungen Mann an. »Oleif?«
    Er grinste schief. »Ja, ja, ich bin es.«
    »Um Gottes willen, was ist dir geschehen?«
    »Ich bin geflüchtet. Ragnvald hat mich nach Bleytagarðr verschleppt.« Er wankte, und Arnulf stützte ihn. Langsam ließ er sich neben dem Feuer nieder und warf einen begehrlichen Blick auf den ersten Brotfladen. Astrid, die langsam aus dem Dunkel der Höhle

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