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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Fetzen, ihre Füße steckten in unförmig gewickelten Fellstücken, und ihr wundervolles Haar war seit langer Zeit nicht mehr gekämmt worden. Doch sie hatte sich verändert. Ihr Blick, ihre Haltung, sie war reifer geworden, selbstsicher. Er streckte die Hände aus.
    »Komm zu mir, Viviane. Ich habe mir gewünscht, dass du mich empfängst, wenn ich zurückkehre. Aber … aber …«
    »Nicht so, das weiß ich«, erwiderte sie. »Gern hätten wir dir einen besseren Empfang bereitet.«
    Thoralf verzog schmerzvoll das Gesicht. »Wer hat euch das angetan?«
    »Es war Ragnvald«, erwiderte Astrid leise. »Dahinter steckt sein Sohn, der eine üble Intrige gesponnen hat. Es war Neid, Gier und Eifersucht. Er wollte unbedingt Gunnardvigas Gunst erringen.«
    »Mit unseren Schätzen?« Thoralfs Augen weiteten sich. »Was hat Gunnardviga dagegen unternommen?«
    »Nichts. Zu Ostara werden sie heiraten.«
    Thoralf schluckte schwer. Viviane ahnte, dass ihm dies gegen seinen Stolz ging. Im Schein des Feuers sah sie, wie seine Kiefernmuskeln spielten. Er hielt die Lippen zusammengepresst, die Hände zu Fäusten geballt.
    Astrid bemerkte ebenso, wie Thoralf mit sich kämpfte. »Wir alle haben nur überlebt, um auf deine Rückkehr zu warten. Du wirst uns rächen.«
    Thoralf wollte aufspringen, doch Viviane legte ihre Hand auf seinen Arm. »Im Augenblick kannst du gar nichts tun, willst du dich nicht selbst in Gefahr bringen. Du bist unsere große Hoffnung, doch wir müssen besonnen sein.«
    Es fiel Thoralf schwer, sich zu beherrschen, er wunderte sich über Vivianes überlegte Worte. Doch sie hatten Erfolg. Er hielt ihre Hand fest, während er sich an Yngvar wandte. »Wo ist Vater, wo sind die Schwestern?«
    Yngvar ließ sich neben ihnen nieder. Er stocherte im Feuer herum und blickte Thoralf nicht an. »Vater ist tot. Dalla und Halveig gefangen und versklavt. Wenn ich nicht so schwer verletzt wäre, hätte ich schon selbst …«
    »Bitte, Yngvar, du kannst doch nichts dafür«, mischte sich Astrid ein.
    »Hast du gegen Ragnvald gekämpft?«, wollte Thoralf wissen.
    Yngvar schüttelte stumm den Kopf. Auch er presste die Lippen zusammen, doch seine Augen sprühten Blitze. »Wegen mir ist doch alles erst geschehen«, sagte er schließlich.
    »Nein, wegen mir«, rief Viviane. »Hoskuld hat es ausgenutzt, als ich … als …«
    Astrid hob die Hände. »Nein, wir haben Viviane nicht geglaubt, und so ist das furchtbare Unglück über uns gekommen. Viviane, du hast so viel für uns getan, nur haben wir es nicht erkannt.«
    Verständnislos blickte Thoralf von einem zum anderen. »Nun sagt doch endlich, was wirklich geschehen ist.«
    Astrid wechselte mit Yngvar einen Blick, dann mit Viviane. »Ich werde dir alles erzählen, so wie es war, ohne etwas zu beschönigen. Es ist eine lange, schreckliche Geschichte. Doch zuvor solltest du Wachen aufstellen, denn Ragnvald wird schon bald erfahren, dass die Drachenboote in den Fjord eingelaufen sind. Wir haben uns hier versteckt, damit Ragnvald nicht erfährt, dass es Überlebende gibt.«
    »Bei Odin, was habt ihr gegessen?«
    »Mal dies, mal das«, antwortete Astrid ausweichend. Es fiel ihr sichtlich schwer, vor ihrem Sohn so schwach und Hunger leidend dazustehen. Doch Thoralf sah auch so, dass sich alle in einem beklagenswerten Zustand befanden.
    »Bringt Brot und Salzfleisch von den Schiffen hoch und Bier und Fisch. Kocht einen Brei aus Mehl und Erbsen und würzt ihn mit Walspeck. Diese armen Menschen hier stehen vor dem Hungertod«, sagte er zu seinen Männern.
    Eilfertig brachten sie Lebensmittel und Schüsseln herauf, doch auch auf ihren Gesichtern stand große Sorge. Sie konnten nicht zu ihren Höfen und Familien zurückkehren.
    Umsichtig verteilte Thoralf die Wachen, teils auf den Schiffen, teils in der Umgebung. Es würde nicht lange dauern, bis Ragnvald von Thoralfs Rückkehr erfuhr. Dann kehrte er in die Höhle zurück. Das Essen war fertig, alle hatten sich ums Feuer versammelt. Thoralf sprach kein Wort, aber die Handvoll Überlebenden hauste hier wie die Wilden. Es schmerzte ihn ungemein, und er warf sich vor, Gunnardvigas Drängen nachgegeben und auf Víking gefahren zu sein.
    Noch etwas beunruhigte ihn bis ins Innerste – Viviane. Auf seiner Reise hatte er oft an sie gedacht. Manchmal hatte er sie mit Gunnardviga verglichen. Doch sie waren zwei völlig verschiedene Frauen. Gunnardviga war sehr schön, hoheitsvoll und edel, stolz und schön in ihrer wertvollen Kleidung und mit dem

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