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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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zurück, taumelnd und schwankend. Die Männer tranken gierig, dann ließen sie sich aufs Deck sinken. Um Viviane drehte sich das Schiff. Alles verschwamm hinter einer Nebelwand, dann fiel auch sie zu Boden.
    Etwas Nasses lief über ihr Gesicht. Sie rang nach Luft, zuckte und schlug mit den Armen um sich. Sie glaubte, das Meer wollte sie wieder verschlingen.
    »Na, na, dankst du so deinem Retter?« Thoralf stand breitbeinig vor ihr, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Neben ihr lag die hölzerne Kelle. Thoralf musste ihr Wasser eingeflößt haben.
    »Danke«, murmelte sie. »Das hat gutgetan.«
    »Das möchte ich meinen. Ich hoffe nicht, dass ich es an dich verschwendet habe. Also bleib am Leben.«
    Viviane rappelte sich auf, verstaute die Kelle am Fass und begab sich zum Vorschiff. Sie verkroch sich hinter dem aufgeschlitzten Ballen. Für die Verbände hatte sie Streifen von einem hellen Leinenstoff abgerissen. Es war gutes Leinen, in Ribe gegen Beute aus den Raubzügen eingetauscht. Viviane tat es nicht leid, dass ein Teil des Stoffes für die Verwundeten geopfert worden war. Ja, sie fühlte sich sogar wohl bei dem Gedanken, dass sie Thoralf dazu hatte veranlassen können. Oder überzeugen? Oder zwingen?
    Sie lehnte sich müde gegen den Ballen. Er war weich, schützte sie gegen den Wind und das spritzende Meerwasser. Bald fielen ihr die Augen zu.
     
    Sie erwachte, weil sich jemand über sie beugte. Erschrocken blickte sie in ein schmales, bartloses Gesicht mit hellen Augen. Es war keiner von Thoralfs Männern, aber auch keiner der Verwundeten. Er presste sich ebenso wie sie hinter den Stoffballen, als wolle er nicht entdeckt werden. Viviane hob den Kopf. Es war dunkel, nur einige Fackeln erhellten den hinteren Teil des Schiffes. Der flackernde Schein leuchtete in sein Gesicht. Sofort senkte er den Kopf.
    »Wer bist du? Was willst du?«
    Der Fremde presste seine Hand auf ihren Mund. »Sei still! Du wirst mich verraten.«
    Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, und rollte mit den Augen, um ihm zu zeigen, dass sie schweigen würde. Er lockerte seine Hand.
    Erst jetzt bemerkte Viviane, dass er verletzt war. Thoralf hatte alle verletzten Angreifer ins Meer werfen lassen. Sie begriff, es musste einer dieser Männer sein, der sich heimlich an Bord gerettet hatte.
    »Ich verrate dich nicht«, flüsterte sie. »Ich bin auch eine Gefangene.«
    »Du bist nicht gefesselt?«, wunderte er sich.
    »Wohin sollte ich fliehen? Da draußen wartet nur der Tod. Außerdem kann ich nicht schwimmen.«
    »Ich auch nicht. Ich habe mich an eines der Taue geklammert und mich vom Schiff ziehen lassen, bis es dunkel wurde.«
    »Du bist mutig.«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich bin ein Feigling. Ehrenhaft wäre es, im Kampf zu sterben.«
    »Nun wirst du auch gefangen und versklavt.«
    »Das wird wohl so kommen, wenn sie mich entdecken. Aber sie werden mich nicht entdecken, wenn du mir hilfst.«
    »Wie stellst du dir das vor?«
    »Du bringst mir Wasser und Essen her. Es wird so aussehen, als wäre es für dich, aber du gibst es mir.«
    »Du meinst, ich teile es mit dir.«
    »Nein, du gibst es mir. Ich muss bei Kräften bleiben, damit ich fliehen kann.«
    »Du kannst nicht fliehen. Und wenn wir ankommen und das Schiff entladen wird, werden sie dich entdecken.«
    »Ich werde vorher ins Wasser springen und mich ans Ufer retten. Niemals lasse ich mich versklaven. Ich bin ein Wikinger, ich bin stolz und muss in Freiheit leben.«
    »Thoralf ist auch ein Wikinger. Du bist ein Räuber.«
    Der Fremde lachte auf und presste schnell die Hand auf den Mund, um sich nicht zu verraten. »Nein, das bin ich nicht. Es ist rechtens, wenn ich Thoralf die Beute abjage. Auch er hat sie nur erbeutet.«
    »Hat leider nicht geklappt, ihr seid ja überwältigt worden.«
    »Odin war uns nicht gewogen. Beim nächsten Mal steht er wieder auf unserer Seite, wenn wir ihm nur genug opfern.«
    »Wie heißt du?«
    »Käre.«
    »Und wo kommst du her?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe schon immer auf dem Schiff gelebt. Jetzt ist es gesunken. Ich werde mir ein neues Schiff suchen.«
    »Du lebst auf einem Schiff?«
    »Ich bin schon auf dem Schiff geboren. Ich kenne nichts anderes.«
    Viviane schwieg nachdenklich. »Ich möchte auch gern frei sein«, sagte sie dann.
    »Du bist ein Mädchen«, erwiderte Käre. »Ob du nun Sklavin bist, Magd oder Ehefrau, du bist immer eine Gefangene. Eine Frau darf nicht frei sein, ein Mann schon.«
    »Seltsame Ansichten. Ich war frei, bis

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