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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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auch wieder nicht«, gab Viviane zu. »Sie haben bloß über die Möglichkeit gesprochen. Sie wollen eine List anwenden.«
    »Und welche?«
    Viviane hob die Schultern. »Das haben sie nicht gesagt.«
    Raudaborsti ergriff den nächsten Apfel. »Manchmal ist es besser zu schweigen. Niemand kann Skollhaugen erobern, auch Ragnvald und Hoskuld nicht. Gunnardviga würde es nicht zulassen. Und auch Ragnvald würde sein Gesicht verlieren. Das riskiert er nicht.«
    »Wenn du meinst …« Viviane war nicht so recht von Raudaborstis Argumenten überzeugt. Sie würde sehen, ob sich eine Möglichkeit ergab, ihre Beobachtungen jemandem mitzuteilen.
    Der lange Marsch hatte ihr zugesetzt, und sie war froh, als sie abends auf ihrer Strohschütte lag und sich die Decke über den Kopf ziehen konnte. Truud war nicht sehr erfreut gewesen, dass sie mit leeren Körben zurückgekommen waren.
    »Nichtsnutziges Pack«, hatte sie gebrüllt. »Morgen sucht ihr an einer anderen Stelle. Es wäre das erste Mal, dass es keine Beeren und Pilze im Wald gibt.« Aber diesmal hatte sie zum Glück nicht zugeschlagen.
     
    Mitten in der Nacht wurde Viviane von leisem Wimmern geweckt. Es kam von Raudaborsti. Sie lag mit angezogenen Knien auf ihrem Lager und biss in die Decke.
    »Was hast du?«, fragte Viviane leise.
    »Ein Troll … ein Troll hockt auf mir.«
    Viviane fuhr mit der Hand durch die Luft über Raudaborstis Körper. »Hier ist nichts. Ich sehe auch nichts.« Wie jede Nacht glomm über der Tür der Hütte eine kleine Lampe mit Fischtran. Allerdings sollte sie nur böse Geister fernhalten, nicht die Hütte erhellen.
    »Mein Bauch«, jammerte Raudaborsti. »Mein Bauch tut so weh.«
    Viviane schob ihre Hand unter Raudaborstis Decke und ertastete ihren Bauch. Er war aufgebläht und hart. Die Kleine wand sich in Krämpfen.
    »Bei allen Heiligen, was hast du?«
    »Es tut so weh …«
    »Ich koche dir einen Tee, der die Krämpfe vertreibt. Halte durch, ich muss das Feuer wieder entfachen.«
    Truud hob verschlafen den Kopf, als Viviane an der Feuerstelle hantierte. »Was ist denn das für ein Krach? Warum schlaft ihr nicht?«
    »Raudaborsti ist krank. Ich muss ihr einen Trunk bereiten.«
    »Wegen dieses kleinen Trolls entfachst du das Feuer? Das ist Verschwendung. Soll sie sehen, wo sie bleibt, dieser Nichtsnutz.«
    »Und wenn sie nun einen giftigen Pilz gegessen hat?«
    Truud lachte auf. »Wahrscheinlich hat sie wieder heimlich Äpfel gegessen. Im vergangenen Jahr hatte sie auch Bauchschmerzen.«
    Plötzlich sprang Raudaborsti auf und eilte wie ein Blitz aus der Hütte. Viviane lief ihr nach. »Wo willst du hin? Warte doch, du bekommst Medizin.«
    »Bleib weg«, ächzte Raudaborsti vom Misthaufen her. Die Geräusche, die Raudaborsti von sich gab, verrieten Viviane, dass sich die unreifen Äpfel ihren Weg bahnten.
    »Ich bereite dir einen Tee aus Minze zu, der hilft gegen die Krämpfe«, versprach Viviane. Allerdings hingen die wertvollen Kräuter in der Küche des Haupthauses. Viviane entfachte einen Kienspan und lief hinüber zum großen Haus. Sie stieg über den schlafenden Wächter hinweg und öffnete die Tür. Der Kienspan leuchtete den Raum nicht aus, aber Viviane wusste, wo die Kräuter hingen.
    Sie nahm einen Schemel und kletterte darauf, um an den Deckenbalken zu gelangen. Der würzige Duft verriet, wo die Minze hing.
    »Halt, du Dieb! Was erlaubst du dir?«
    Viviane verspürte einen kräftigen Schlag in den Rücken. Mit einem Aufschrei stürzte sie vom Schemel und schlug hart auf dem Boden auf. Der Kienspan entglitt ihr, aber sie hatte ein Bündel Minzestengel erwischt. Eine Fackel wurde entzündet.
    »Sieh an, diese rothaarige Sklavin.« Es war Astrid, die sich über Viviane beugte. »Wolltest du am Mantel weiterweben? Du weißt doch, dass du vorläufig …«
    »Was ist denn los?«, ließ sich Björgolf von seiner Bank her vernehmen. »Ist jemand vom Dach gefallen?«
    Auch Dalla und Halveig standen plötzlich daneben. »Das ist doch die Höhe! Wusste ich’s doch, dass sie etwas im Schilde führt. Wolltest du uns ermorden?«
    »Ich … ich wollte Kräuter holen«, stammelte Viviane. »Das kleine Mädchen ist erkrankt.«
    »Welches Mädchen?«
    »Raudaborsti. Sie hat schlimmes Bauchweh und Durchfall und wird sterben, wenn ihr nicht geholfen wird.«
    »Dazu stiehlst du Kräuter aus dem Herrenhaus?«, kreischte Dalla. Mit dem Fuß trat sie nach Viviane. »Totschlagen sollte man dich dafür. Was geht uns dieses schmutzige Wesen an? Die ist

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