Woher, wohin, was ist der Sinn?
meint eigentlich »Himmel?« Wenn du versuchst, diese Frage mit deinen eigenen Worten zu beantworten, wirst du rasch merken, dass das gar nicht so einfach ist.
Aber egal, wie du den »Himmel« beschreibst, wahrscheinlich denkst du dir Himmel immer irgendwie als einen sehr glücklichen Zustand. Manche nennen diesen Zustand »Seligkeit«. Damit ist gemeint: Im Himmel werden wir nichts mehr vermissen, da wird uns nichts fehlen.
Im Himmel, so hoffen die Menschen vieler Religionen, werden wir all die wieder treffen, die wir lieben. Jetzt überleg mal: Wenn du, wenn du einmal gestorben bist, in den Himmel kommst und deine Katze oder ein anderes Tier, das du so lieb gehabt hast, ist nicht dort und du triffst es nicht wieder – bist du dann wirklich glücklich, »selig«? Ist dann wirklich »Himmel«, wenn dein geliebtes Tier dir fehlt? Die Antwort auf diese Frage kannst nur du dir selbst geben. Mich macht es jedenfalls nachdenklich, wie viele Menschen mir gesagt haben – darunter auch viele alte Menschen, die recht einsam sind und die umso mehr an ihrem Haustier hängen –, dass ein Himmel ohne ihr Tier für sie kein Himmel sein kann.
Vielleicht wirst du jetzt einwenden: Das stimmt, aber kommen dann nicht nur die Tiere in den Himmel, die von einem Menschen geliebt worden sind? Wie ist mit den unzähligen Tieren, die keiner liebt, sondern die wir Menschen jagen, schlachten, essen, auch quälen und vernichten?
Eine dritte Spur: Alles wird gut werden
Das ist in der Tat eine wichtige und schwere Frage zugleich. Dafür verfolge ich eine dritte Spur. Sie führt uns vom Beginn der Bibel zu ihrem Ende, ins Neue Testament. Auch dort geht es um die Schöpfung. Genauer: dass die ganze Welt mit allem, was zu ihr gehört, Schöpfung Gottes ist. Hier ist aber nicht der Anfang der Schöpfung das Thema, sondern ihre Zukunft. Der Apostel Paulus schreibt dort in einem Brief von seiner Hoffnung, dass alles gut wird:
»Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.« (Römerbrief 8,21)
»Freiheit« und »Herrlichkeit« für alle – das ist eine andere Umschreibung für das, was wir mit dem Wort »Himmel« ausdrücken. Freiheit und Herrlichkeit für Menschen, Tiere, Pflanzen, die ganze Erde! Niemand ist davon ausgeschlossen, auch die Tiere nicht.
Bei einem der großen Propheten des Alten Testaments mit dem Namen Jesaja entdecken wir eine ganze Reihe von Bildern, in denen Tiere eine Rolle spielen und mit deren Hilfe er zum Ausdruck bringt, wie er sich diesen Zustand der Freiheit und Herrlichkeit für alle ausmalt:
»Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange.« (Jesaja 11,6–8)
Auf der Erde ist das so nicht vorstellbar – aber im Himmel könnte es so sein! Denn im Himmel ist es undenkbar, dass die vielen verschiedenen Tiere, die dort zusammenkommen, Feinde sind und sich gegenseitig bekämpfen und auffressen. Himmel – das ist, wenn kein Hund mehr deine Katze jagt, sondern wenn beide friedlich miteinander dösen.
Spuren, die wir nicht mehr lesen können
Wann das sein wird? Wie das funktionieren wird? Ich weiß es nicht. Keiner weiß es, auch Jesaja nicht und auch Paulus nicht. Überhaupt geht es bei dem, worüber wir hier nachdenken, nicht um Wissen. Es geht um das, was wir hoffen. Ein Hoffen freilich, das mehr ist als ein nur schöner Wunsch, nämlich ein begründetes Hoffen. Das heißt: Diese Hoffnung hat einen Grund, und dieser Grund ist Gott.
Das schließt nicht aus, dass sich hier immer noch viele Fragen auftun, für mich und vermutlich auch für dich, die wir nicht beantworten können: Was ist mit den Tieren, die von anderen Tieren getötet und gefressen werden? Denn Fressen und Gefressen werden, das gehört zum Kreislauf der Natur. Deine Katze kann nur überleben, weil sie Mäuse frisst oder Fleisch von anderen Tieren aus der Dose bekommt. Kommen die gefressenen Mäuse auch in den Himmel? Was ist mit schädlichen oder gefährlichen Tieren, die wir bekämpfen und töten? Ich gebe zu: Da sind viele, viele Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Da sind Spuren, die wir nicht lesen und nicht mehr weiterverfolgen können. Da
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