Woher, wohin, was ist der Sinn?
unverhüllt sehen. Und wir dürfen hoffen, dass sich auch die ganz bösen Menschen erweichen lassen und angesichts der Menschen, denen sie Schlimmes zugefügt haben, genau das erleben: nämlich, dass es ihnen unendlich leidtut.
Hier auf der Erde bleibt uns die Frage: Warum begegnet Gott nicht schon jetzt bösen Menschen in dieser Weise? Warum gibt es so wenig Liebe in der Welt, dass Menschen böse werden können?
Sodass wir Strafen brauchen und Gefängnisse, um uns vor Verbrechern zu schützen? Warum geschieht das erst am Ende unseres Lebens und der Welt, und nicht schon jetzt?
Letzten Endes kann nur Gott diese Frage wirklich beantworten. Aber wir wissen von Jesus, dass uns Gott nicht alleinlässt, dass er uns im Guten und in der Liebe stärkt und uns niemals verlässt, auch wenn wir Schlimmes getan haben! Menschen, die uns lieben, schenken uns solche Erlebnisse.
Wie aus einer falschen Unterschrift etwas Gutes wurde
Der bekannte Liedermacher Reinhard Mey erzählt in seinen Liedern davon: Gute Eltern können nicht aufhören, ihre Kinder zu lieben, auch wenn sie ganz anders werden, als sie es gehofft haben, auch wenn sie Schlimmes getan haben. So wächst Vertrauen, wenn Kinder erfahren: Da steht jemand zu mir. Auch dann, wenn ich Misserfolg habe. Auch dann, wenn ich etwas Dummes getan habe.
Reinhard Mey ging nicht gern zur Schule. Ein Erlebnis aus seiner Schulzeit, als er mit einem miserablen Zeugnis nach Hause kam, ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. Das Lied, das er darüber geschrieben hat, beginnt so:
»Ich denke, ich muss so zwölf Jahre alt gewesen sein, und wieder einmal war es Zeugnistag. Nur diesmal, dacht’ ich, bricht das Schulhaus samt Dachgestühl ein, als meines weiß und hässlich vor mir lag.«
Er traut sich nicht, das Zeugnis zu Hause zu zeigen.
Ihm fällt keine andere Lösung ein, als die Unterschriften der Eltern zu fälschen. Der Schwindel fliegt auf. Wutschnaubend befiehlt der Schulrektor den Jungen zu sich und lässt auch gleich die Eltern holen. Doch o Wunder: Die Eltern schlagen nicht den erwarteten Krach. Vater und Mutter behaupten vor dem Rektor, dass selbstverständlich sie beide das
Zeugnis unterschrieben hätten. Dann nehmen sie den Jungen und gehen ganz ruhig mit ihm heim. Reinhard Mey sagt, dass er damals etwas ganz Wichtiges gelernt hat:
»Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt, ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!«
Und jetzt, wo er selber Vater ist und Kinder hat, beendet er sein Lied über diese Zeugnisgeschichte mit den Worten:
»Ich wünsche allen Kindern auf der Welt,
und nicht zuletzt natürlich dir, mein Kind,
wenn’s brenzlig wird, wenn’s schiefgeht,
wenn die Welt zusammenfällt,
Eltern, die aus diesem Holze sind.«
Klar: Hier soll nicht einfach die gefälschte Unterschrift gutgeheißen werden. Reinhard Mey weiß natürlich, dass man das nicht tun darf. Die Eltern werden dem Jungen zu Hause wohl gesagt haben, dass so etwas nicht geht. Auch darin zeigen sie ihre Liebe.
Vermutlich war es aber gar nicht mehr nötig, ihn zur Rede zu stellen: Gerade weil die Eltern ihren Jungen in dem Augenblick, als er zum Rektor zitiert wurde, geschützt haben, ihn nicht im Stich gelassen und nicht bloßgestellt haben, hat er sich dafür umso mehr geschämt und so etwas nie mehr getan. Er hat danach die Schule ernster genommen und mehr gelernt, auch wenn er nie ein glänzender Schüler geworden ist und die Schule nie gemocht hat.
Wer so wie der Junge in diesem Lied Liebe erfährt, bekommt Kraft und Vertrauen für das ganze Leben. Von Menschen werden wir manchmal enttäuscht. Aber Gott verspricht: »Auf mich darfst du dich verlassen. Ich werde dich immer lieben. Du bist mein geliebtes Kind, was auch immer du getan hast.«
ZUM WEITERDENKEN UND WEITERFRAGEN:
¤ Welche Geschichten aus der Bibel fallen dir ein, in denen Gott oder Jesus den Menschen mehr Liebe und Versöhnung schenken, als sie es, aus menschlicher Sicht, verdienen?
¤ Hast du selbst schon Menschen erlebt, die ein ganz großes Herz haben, die nicht immer zuerst schimpfen, sondern gütig sind und so zeigen, was gut ist und richtig gewesen wäre?
¤ Und wie geht es dir selbst, wenn andere dir Unrecht tun? Willst du Vergeltung und Bestrafung oder findest du auch andere Wege?
REGINA RADLBECK-OSSMANN
Warum haben wir so unterschiedliche Talente?
Sie tragen klingende Namen, begegnen uns in Fernsehshows und lächeln von den Titelbildern der Zeitschriften: die
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