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Woher, wohin, was ist der Sinn?

Woher, wohin, was ist der Sinn?

Titel: Woher, wohin, was ist der Sinn? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Kohler-Spiegel , Albert Biesinger
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dein Sohn sein. Das bin ich nicht wert. Aber lass mich wenigstens dein Knecht sein!« Und sogleich machte sich der Sohn auf den Weg, so wie er war, barfuß und in zerlumpten Kleidern.
    Endlich sah er in der Ferne das Haus seines Vaters. Aber er traute seinen Augen nicht: Dort vor dem Haus stand  – sein Vater! Er hatte ihn nicht vergessen! Er hatte schon auf ihn gewartet! Nun lief er ihm sogar entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn!

    »Vater«, stammelte der Sohn, » ich bin schuldig geworden vor Gott und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.«
    Aber der Vater fiel ihm ins Wort. »Ihr Knechte«, rief er, »holt schnell das schönste Kleid hervor und legt es meinem Sohn an! Gebt ihm auch Schuhe! Und steckt einen goldenen Ring an seine Hand! Dann schlachtet das Kalb, das wir gemästet haben! Macht ein Festessen und freut euch mit mir, dass mein Sohn lebt! Ich hatte ihn verloren. Doch nun hat er heimgefunden. «
    Da feierten sie miteinander ein fröhliches Fest. Sie aßen und tranken, sangen Lieder und tanzten. Und alle freuten sich mit dem Vater, dass der verlorene Sohn endlich daheim war.
    Diese Geschichte erzählte Jesus den Menschen, die zu ihm kamen. Und alle, die zuhörten, ahnten, dass er von seinem Vater im Himmel sprach, der auch der Vater aller Verlorenen war.
     
    Also: So einfach ist es nicht, das Strafen, das unter Menschen üblich ist, einfach auf Gott zu übertragen. Andererseits haben wir hier eine echte Nuss zu knacken. Denn manchmal sagt Jesus auch, dass Gott nach dem Tod Gericht über die Menschen halten wird, und er spricht auch davon, dass es schlechten Menschen schlecht ergehen wird. Das widerspricht doch der Geschichte, die wir gerade gehört haben, oder? Was stimmt denn nun?
    Liebt Gott alle Menschen?
    Etwas können wir ganz sicher sagen: Gott ist ein guter Gott. Gott will das Böse nicht.
    Viele, viele Stellen in der Bibel bestätigen das. Und deshalb möchte Gott auch, dass die Menschen gut sind. Aber er zwingt die Menschen nicht, etwas Bestimmtes zu tun. Wir Menschen können selbst entscheiden, wie wir uns verhalten.
    Wir kommen also nicht einfach »automatisch« in den Himmel. Auch der Sohn in der Geschichte musste selbst etwas tun: Er hat sich schließlich, obwohl ihm das nicht leicht gefallen ist, entschieden, sich auf den Weg zu machen und zu seinem Vater zurückzukehren.
    Wenn Jesus manchmal von Gericht und der Strafe Gottes spricht, dann will er damit keine Angst machen. Im Gegenteil. Ihm geht es nicht um die Strafe, sondern er will damit etwas ganz anderes erreichen: nämlich dass Menschen, die etwas Böses getan haben, zur Besinnung kommen. Dass sie merken: Das ist nicht gut. Und es wäre viel besser für mich und für die anderen, wenn ich mich ändern würde.
    Aber Jesus weiß auch: Nicht Zwang und Gewalt ändern die Menschen, sondern wenn sie erfahren: Obwohl ich das und das getan habe, hat mich Gott dennoch gerne. Er zieht seine Liebe niemals zurück. Er hat nicht das Böse gerne, das ich tue, aber mich selbst  – mich selbst hat er immer gerne.
    Gerade weil Gott die Liebe selber ist, verabscheut er das Böse. Er will nicht, dass Menschen einander Leid zufügen und dass Menschen leiden. Deswegen ist es ihm nicht gleichgültig, wie wir leben, wie wir miteinander umgehen, ob wir gute oder weniger gute Menschen sind. Nichts, was an Leid zugefügt und erfahren wurde,
vergisst Gott. Dazu liebt er die Menschen viel zu sehr, als dass er ihr Leid vergessen könnte. So vergisst er auch die nicht, die Leid zugefügt haben. Aber auch auf sie geht er mit Liebe zu.
    Was geschieht mit bösen Menschen?
    In unserer deutschen Sprache haben wir einen Ausdruck, der hier ganz wichtig ist: »Es tut mir leid.« Das hast du sicher selbst schon erlebt: Wenn du einem Menschen, den du gern hast, wehgetan hast und nun siehst, wie er darunter leidet, dann schmerzt dich das auch selbst. So etwas tut uns dann in unserer Seele leid! Wir spüren in uns selbst das Leid, das wir dem anderen zugefügt haben.
    »Reueschmerz« nennt man das. Wir bereuen, was wir getan haben. Es tut uns weh  – nicht, weil es eine Strafe wäre, sondern weil wir diesen Menschen doch eigentlich lieb haben. Es ist ein Schmerz, der von innen kommt, von unserer eigenen Sehnsucht: Oh, hätte ich das doch nicht getan!
    So etwa können wir uns auch vorstellen, was nach unserem Tod auf uns wartet. Da geht es nicht darum, dass Gott mit uns abrechnet, was wir getan haben. Wir werden Gottes große Liebe

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