Woher, wohin, was ist der Sinn?
Mann namens Hiob. Er scheint vom Glück verwöhnt. Doch dann bricht innerhalb kürzester Zeit eine Reihe von Unglücksfällen über ihn herein. Er verliert sein Vermögen, seine Kinder kommen bei einem Unfall ums Leben, er selbst wird von einer schweren Krankheit heimgesucht. In seinem Elend bekommt er Besuch von einigen Freunden. Die sind gelehrte Theologen. Sie sagen zu Hiob: »Bestimmt hast du etwas Böses getan, sonst würde dir Gott nicht so viel Unglück schicken.« Aber Hiob wehrt sich. »Nein«, sagt er, »ich habe nichts getan. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, die es verdient, dass Gott mich so straft.« Hiob beteuert seine Unschuld und fordert
Gott zu einer Antwort heraus. Und schließlich bekommt er recht! Gott antwortet tatsächlich. Gott stellt sich auf die Seite Hiobs und bestätigt ihm, dass er nicht selbst schuld an seinem Leiden ist.
Die Menschen haben in den vergangenen Jahrhunderten viel geforscht, um den Ursachen von Krankheiten auf die Spur zu kommen. Es gibt winzig kleine Bakterien oder Viren, die Krankheiten auslösen. Oder krankhafte Veränderungen von Körperzellen: Manche werden vererbt, andere entstehen erst mit der Zeit. Die Medizin weiß heute sehr viel darüber, warum Menschen krank werden, und sie kennt auch viele Möglichkeiten, um Menschen zu heilen.
Dass Gott einem Menschen eine Krankheit schickt, ist heute nicht mehr zu glauben. Und es darf auch nicht geglaubt werden. Denn ein solcher Gott verdiente es nicht, Gott zu sein. Wir haben andere, bessere Erklärungen dafür, warum Menschen erkranken.
Ist Krankheit blinder Zufall?
Aber damit sind wir mit unseren Fragen noch nicht am Ende. Auch nicht mit unseren Fragen an Gott.
Zunächst einmal wissen wir heute, dass wir einiges für unsere Gesundheit tun können. Viel hängt davon ab, was wir essen. Bewegung ist wichtig, frische Luft und vieles mehr. Aber all das ist niemals eine Garantie dafür, dass wir nicht krank werden. Letztlich müssen wir sagen: Wir haben es nicht in der Hand, ob wir krank werden oder nicht! Aber je älter wir werden, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit. Das ist ein natürlicher Prozess. Aber
wen welche Krankheit treffen wird, können wir nicht wirklich vorhersagen.
Sind wir diesem Schicksal von Werden und Vergehen also blind ausgeliefert? Es gibt Menschen, die das so sehen. Sie sagen: Alles ist blinder Zufall. Die einen sind gesund, strotzen vor Kraft, und andere kränkeln immer wieder, sterben vielleicht sogar früh. Die Natur wählt nicht. Was geschieht, das geschieht. Punkt.
Aber man kann diese Frage auch anders beantworten. Wir Menschen sind nicht nur Teil der Natur. Ich will das an einem Beispiel deutlich machen: Wenn ich mich in einer bestimmten Weise kleide, so entscheide ich mich nicht nur einfach für ein bestimmtes Kleidungsstück. Sondern ich entscheide mich dazu, so und nicht anders aussehen zu wollen, weil ich so und nicht anders aussehen will. Das heißt: Ich gebe mir eine Identität, die selbst bestimmt ist. Jedenfalls im Idealfall ist das so. Denn ganz sicher können wir uns natürlich nie sein, ob wir nicht nur einer Mode nachlaufen. Was kein prinzipielles Argument gegen Moden ist. Ich kann ja eine Mode wollen, und dann ist es meine Mode.
Wenn ich das so beschreibe, dann zeigt sich, wie verzwickt unser Leben ist. Wir sind Teil der Natur, aber wir sind nicht einfach nur Natur. Wir sind frei. Wir können bewusst etwas aus uns machen. Wir können die Natur gestalten – zum Beispiel in der Art und Weise, wie wir mit unserem Körper umgehen. Das ist typisch für uns Menschen. Wir können über die Dinge nachdenken und uns entscheiden, wie wir uns verhalten.
Gläubige Menschen sagen: Diese Freiheit ist uns von Gott geschenkt. Und es ist wichtig, sie gut zu gebrauchen.
Unser Körper ist ein Geschenk
Ich wollte mich der Frage stellen: Warum werden wir krank? Vordergründig lautet die Antwort schlicht: Weil wir Produkte der Natur sind. Die Natur lässt gedeihen, und sie macht krank. Werden und Vergehen sind Naturgesetze.
Dass die Natur unserem Empfinden nach sehr ungerecht sein kann, dass wir mit unserem Krankwerden hadern, hat damit zu tun, dass wir nicht nur Natur sind. Sondern dass wir ein Bewusstsein von uns selbst haben und uns deshalb frei zu uns und zur Natur verhalten können.
Warum diese Natur den einen Menschen übel mitspielt und die anderen alt werden lässt und warum Gott das zulässt, dafür gibt es keine befriedigende Antwort. Wir können nur sagen: In dieser Welt
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