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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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stecke, seh ich gleich meine eigenen Finger.«
    Julia sah auf ihr eigenes Rätsel hinunter und runzelte die Stirn. »Hast du vielleicht einen tragbaren Defibrillator im Haus?«
    Ellie lachte. »Aha!«, rief sie eine Minute später und zog triumphierend den Innereienbeutel heraus. Dann bepinselte sie den Truthahn (zu Julias Entsetzen) reichlich mit Butter und platzierte ihn auf Grandma Dottys Bratenpfanne. »Stopfen wir auch was von der Füllung in ihn rein?«
    »Ich denke schon.«
    Als der Truthahn gestopft und im Ofen war, sah Ellie sich in der Küche um. »Was kommt als Nächstes?«
    Julia strich sich die Haare aus der Stirn und seufzte. Es war erst neun Uhr morgens, und sie sah jetzt schon so fertig aus, wie Ellie sich fühlte. »Wahrscheinlich könnten wir es jetzt mal mit Tante Vivians Rezept für die grünen Bohnen probieren.«
    »Das hab ich immer gehasst. Grüne Bohnen und Pilzsuppe? Warum machen wir nicht einfach Salat - wir haben noch einen abgepackten im Kühlschrank.«
    »Du bist ein Genie.«
    »Das versuche ich dir schon seit Jahren klarzumachen.«
    »Ich fang dann mal mit den Kartoffeln an«, sagte Julia und ging zur Veranda. Als sie die Tür öffnete, kam ein Schwall kalter Luft herein und vermischte sich mit der Wärme, die von dem munteren Feuer im offenen Kamin aufstieg. Eine perfekte Mischung. Julia setzte sich auf die oberste Treppenstufe. Auf dem Boden zu ihren Füßen stand eine Tüte mit Kartoffeln, daneben lag ein Schälmesser.
    Ellie mixte zwei Mimosas und folgte ihrer Schwester auf die Veranda. »Hier, ich glaube, wir können ein bisschen Alkohol vertragen. Letztes Jahr hat eine Frau in Portland bei einer Dinnerparty Pilze serviert und alle Gäste damit umgebracht.«
    »Keine Sorge. Ich bin Ärztin.«
    Lachend drückte Ellie ihr das Glas in die Hand und setzte sich neben sie.
    Zusammen schauten sie auf den Garten hinaus.
    In einem hübschen Kleid und einer rosaroten Strumpfhose saß Alice auf einer Wolldecke im Gras, umgeben von Vögeln, hauptsächlich Rotkehlchen und Krähen, die sich darum stritten, ihr aus der Hand zu fressen. Neben ihr lag eine Tüte mit Kartoffelchips, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, sodass sie fast endlos Krümel zur Verfügung hatte.
    »Willst du ihr nicht ein Glas Saft oder so was bringen? Wenn die Vögel sie besuchen, ist sie immer ganz entspannt. Das könnte ein guter Zeitpunkt sein, um mit dem Beziehungsaufbau zu beginnen.«
    »Ich komme mir vor wie in einem Hitchcockfilm. Was, wenn die Vögel mir die Augen aushacken?«
    Julia lachte. »Quatsch, die fliegen weg, wenn du dich näherst.«
    »Aber ...«
    Julia berührte Ellies Arm. »Sie ist doch bloß ein kleines Mädchen, das schreckliche Dinge erlebt hat. Bürde ihr nicht noch was anderes auf.«
    »Sie wird vor mir weglaufen.«
    »Dann versuchst du es eben erneut.« Julia griff in die Schürzentasche und holte einen roten Messbecher heraus. »Gib ihr das hier.«
    »Ist sie immer noch so verrückt nach roten Sachen?«
    »Ja.«
    »Was glaubst du, woher das kommt?«
    »Bisher hab ich keinen blassen Schimmer.« Julia stand auf. »Ich decke den Tisch. Du wirst das schon machen.«
    »Okay.« Ellie spürte Julias Blick im Rücken, als sie die Stufen hinunterging und die Wiese betrat.
    Dann ging die Fliegengittertür auf und knallte wieder zu. Der Lärm erschreckte die Vögel, und sie suchten krächzend das Weite. So viele waren es, dass sie eine Sekunde lang den grauen Himmel mit schwarzen Sprenkeln übersäten.
    Ellie trat auf einen Zweig, der knackte und zerbrach.
    Sofort sprang Alice auf und wirbelte herum. Obwohl der Garten so groß war, sah sie plötzlich aus wie ein in die Enge getriebenes Tier, geduckt und wachsam. Ihre Augen waren vor Angst geweitet, was Ellie äußerst unangenehm berührte.
    Sie war es nicht gewohnt, um Zuneigung kämpfen zu müssen, ihr Leben lang hatten die Menschen sie gemocht.
    »Hey«, sagte sie und blieb stehen. »Kein Netz. Keine Spritze.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, streckte sie die Hände mit den Handflächen nach oben vor sich aus, sodass der leuchtend rote Messbecher zum Vorschein kam.
    Alice entdeckte ihn sofort und runzelte die Stirn. Nach ungefähr einer Minute deutete sie darauf und gab ein grunzendes Geräusch von sich.
    Auf einmal spürte Ellie, wie sich eine märchenhafte Vielfalt von Möglichkeiten zwischen ihnen ausbreitete. Zum ersten Mal war Alice nicht vor ihr weggelaufen! »Benutz deine Wörter, Alice.« Das sagte Julia immer.
    Da die Kleine

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