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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Stanley Seaman von einer weiteren lautstarken Auseinandersetzung im Haus der Azelles, rief aber nicht die Polizei. Er sagte lediglich zu seiner Frau, die Azelles hätten sich »mal wieder in den Haaren«. Seaman nannte als Zeitpunkt des Streits 23.15 Uhr.
    Azelle versichert, gegen ein Uhr früh am 12. April mit seinem Wasserflugzeug ohne weitere Passagiere von Lake Washington abgeflogen zu sein. Laut Zeugenaussage von Familienmitgliedern kam er knapp zwei Stunden später im Haus seiner Schwester auf Shaw Island an. Experten bestätigten der Polizei, dass die durchschnittliche Flugzeit für diese Distanz etwas unter zwei Stunden beträgt. Gegen 19 Uhr am selben Tag kehrte Azelle zu seinem Haus am Lake Washington zurück.
    Ein örtlicher Blumenlieferant, Mark Ulio, lieferte am Sonntag um 16.45 Uhr Blumen zum Haus der Azelles; sie waren um 13 Uhr von Azelle telefonisch bestellt worden. Zur Zeit der Lieferung reagierte dort jedoch niemand auf sein Klingeln. Ulio berichtete, dass er einen Mann Mitte dreißig, weiß, in einer gelben Regenjacke und mit einer Batman-Baseballkappe in einen weißen Lieferwagen habe steigen sehen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt war.
    Am Montagmorgen rief Azelle mehrere Freunde und Verwandte an und befragte sie zum möglichen Aufenthaltsort seiner Frau und seiner Tochter. Mehrere Zeugen sagten aus, er habe ihnen mitgeteilt, Zoe Azelle sei »mal wieder abgehauen«. Als Brittany am selben Tag um 10.30 Uhr nicht zur Tagesbetreuung gebracht worden war und Zoe ihren Termin bei ihrem Therapeuten nicht wahrnahm, verständigte Azelle die Polizei und meldete die beiden als vermisst.
    Nachdem Azelle als Verdächtiger identifiziert worden war, erschien die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl in seinem Haus. Auf einem Teppich im Wohnzimmer fanden die Beamten Blutspuren. Außerdem konnten Haarproben aus dem Schlafzimmer des Paars gesichert werden - die laut DNA-Befund von Mrs Azelle stammten an denen noch die Wurzeln waren, was auf einen Kampf hindeutete. Auf der Frisierkommode war eine Lampe zerbrochen.
    Während der gesamten Dauer der Suchaktion fiel den Beamten wiederholt auf, dass George Azelle plötzlich nicht mehr da war oder sich benahm, als wäre ihm das Verschwinden seiner Familie vollkommen gleichgültig. Dieses Verhalten führte dazu, dass die Polizei Azelle als Verdächtigen ansah.
    Basierend auf den zur Verfügung stehenden Informationen nahm Sergeant Gerald Reeves Azelle wegen Mordes an seiner Frau und seiner Tochter fest und belehrte ihn über seine Rechte. Die Staatsanwaltschaft beantragt, dass in diesem Fall keine Kaution gewährt wird, denn es handelt sich um ein brutales, sorgfältig geplantes und kaltblütig durchgeführtes Verbrechen. Azelles beträchtlicher persönlicher Reichtum und die Tatsache, dass er einen Pilotenschein besitzt, stellen ein hohes Fluchtrisiko dar.
    Im Bewusstsein der im Gesetz des Staates Washington festgelegten Strafe für Meineid bezeuge ich, dass dieser Bericht wahr und korrekt ist.
    Darunter waren die Unterschrift des zuständigen Detective und das Datum.
    Als Julia alles gelesen hatte, seufzte sie tief und legte die Papiere zurück auf den Schreibtisch.
    Auf dem Korridor waren Schritte zu hören.
    Peanut und Cal versuchten sich gleichzeitig durch die Tür zu drängeln. Peanut setzte sich durch. »Und?«
    »Er ist Abschaum«, sagte Julia. »Ein Ehebrecher, der mit fast neunundneunzigprozentiger Sicherheit seine Frau geprügelt hat. Aber dem Gericht zufolge ist er kein Mörder. Und er kann für ein und dasselbe Verbrechen auch kein zweites Mal angeklagt werden.« Sie sah in die sorgenvollen Gesichter um sie herum. »Außerdem ist er zweifelsfrei Alices Vater. Die DNA-Analyse ist eindeutig - sie ist Brittany Azelle. Die Gerichte in Washington State ...«
    »Mich kümmern diese ganzen blöden Gerichte nicht«, fiel ihr Peanut ins Wort. »Was können wir tun, um sie zu schützen?«
    »Ja, wir brauchen einen Plan«, stimmte Cal ein.
    »Ich würde mich für sie vor den Bus werfen«, sagte Julia, und plötzlich wurde sie ganz ruhig.
    Sogar ihre Hände hörten endlich auf zu zittern.
    Ich würde mich für sie vor den Bus werfen.
    Das war die Wahrheit.
    »Zeit, uns an die Arbeit zu machen«, sagte sie. Obwohl sie sich kein Lächeln abringen und sich nicht einmal vorstellen konnte, jemals wieder zu lächeln, fühlte sie sich stark. Sie würde nicht daran denken, was wäre, wenn, denn das raubte ihr lediglich Kräfte, die sie anderswo dringend

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