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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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lieb«, flüsterte sie an der weichen, nach Kleinkind duftenden Wange.
    »Bleib«, murmelte Alice, der schon die Augen zufielen.
    »Nein. Es ist Nacht. Jetzt schläft Alice.«
    Die Kleine nickte und steckte den Daumen in den Mund.
    Julia blickte auf sie hinunter.
    Mein kleines Mädchen.
    Ein Schmerz durchzuckte ihre Brust. Sie wandte sich vom Bett ab und ging nach unten.
    Ellie saß am Küchentisch und las, vor sich einen dicken Stapel Papiere. Zu ihren Füßen lagen die Hunde, ungewohnt brav. »Das Gericht hat verfügt...«
    Julia hob die Hand, als wollte sie einen Schlag abwehren.
    »Ich kann jetzt nicht darüber reden. Ich brauche ein bisschen ... Zeit. Kannst du auf Alice aufpassen?«
    »Natürlich.«
    Julia holte ihren Autoschlüssel und ihre Handtasche. Für jeden einzelnen Schritt musste sie ihre ganze Kraft zusammennehmen. »Bis nachher, ich bleib nicht lange weg.«
    Draußen holte sie tief und zittrig Luft. Die Nacht roch nach feuchtem Holz. Auf halbem Weg zum Auto fiel ihr auf, dass sie ihre Jacke vergessen hatte.
    Frierend fuhr sie zu Max. Die Heizung wurde erst warm, als sie schon in seine Auffahrt einbog.
    Als sie den verschneiten Hof überquert hatte und bei der Verandatreppe angekommen war, stand er bereits vor der Tür und wartete auf sie. Blasses Licht fiel durch ein offenes Fenster und umgab ihn mit einem goldenen Schein.
    Bei seinem Anblick war ihr, als ginge von einem Ort tief in ihrem Innern ein Ruck aus, von einem Ort, der für gewöhnlich ganz still war, den sie so gut wie nie wahrnahm. Aber nun fühlte es sich an, als käme sie nach Hause.
    Sie stieg die Treppe hinauf und ging zu ihm. Doch als er ansetzte, etwas zu sagen, merkte sie, dass sie nichts hören wollte. Seine Stimme, seine Fragen waren zu konkret, irgendwie zu schwer. Und im Moment konnte sie keine zusätzliche Last mehr tragen.
    Sacht legte sie den Finger auf seine Lippen. »Geh mit mir ins Bett, Max.«
    Er starrte sie an, und einen Augenblick - nur ganz kurz sah sie den Mann hinter dem Lächeln, den Mann, der viel Erfahrung hatte mit Kummer und Verlust. »Bist du sicher?«
    »Du verschwendest unnötig Zeit. Alice ...« Ihre Stimme versagte, sie musste sich ein Lächeln abringen. »Ich kann nicht lange wegbleiben, womöglich hat sie einen Albtraum.«
    Da hob er sie schwungvoll hoch und trug sie die Treppe hinauf. Sie klammerte sich an ihn, das Gesicht an seine Schulter gedrückt. Sekunden später waren sie in seinem Zimmer. Sie glitt aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück. Obwohl sie nichts weniger wollte als Distanz, fühlte sie sich plötzlich unbehaglich. Erschöpft.
    Trotzdem knöpfte sie sich die Bluse auf. Der Büstenhalter folgte.
    So standen sie voreinander, nur ein paar Zentimeter getrennt und doch Lichtjahre voneinander entfernt. Langsam zogen sie sich aus. Schließlich, als sie beide nackt waren, sahen sie einander an.
    Als er die Arme nach ihr ausstreckte, sagte sie nichts. Sie atmete kaum, aber er legte die Hand in ihren Nacken und zog sie an sich. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte sie und taumelte gegen seine Brust.
    Ganz langsam küsste er sie, zuerst mit überraschender Zartheit, dann immer gieriger. Sie legte die Arme um ihn, streichelte ihn und wollte ihn näher, noch näher.
    Kurz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, ihn wegzuschubsen, es sich anders zu überlegen, zu sagen: Stopp, ich hab mich geirrt, du wirst mir das Herz brechen , aber ihre Angst hielt nicht länger als einen Augenblick, dann gewann die Leidenschaft die Oberhand. Langsam näherten sie sich dem Bett, und Julia beobachtete wie aus weiter Ferne, wie sie seine Kleider wegschob. Dann lag sie mit ihm auf dem zerwühlten weißen Laken, unter ihm, die Hände voller Verlangen auf seiner nackten, heißen Haut. Ihr Atem ging so schnell und heftig, dass ihr schwindlig wurde, sein Name schlüpfte von ihren Lippen auf seine, ohne dass einer von ihnen es wahrnahm. Seine Hände überwanden ihre Abwehr, besiegten sie, führten sie über die Lust hinaus in den Schmerz und wieder zurück in die Lust. Irgendwann hörte sie, wie er ein Päckchen aufriss, dann übernahmen ihre Hände die Aufgabe, das Kondom sanft an Ort und Stelle zu bringen.
    Er stöhnte auf, bedeckte ihren Körper mit seinem und rieb sich an ihr, bis sie nichts mehr denken, sondern nur noch fühlen konnte.
    Als er in sie eindrang, mit einem Stoß, der mitten in ihr Innerstes zielte, schrie sie auf, einen Moment halb verrückt vor Angst, dass sie sich in all dieser Sehnsucht

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