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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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gefangen zu sein, nicht wahr?« Er starrte in ihr kleines herzförmiges Gesicht. Sosehr er auch wegschauen wollte - wegschauen musste -, er konnte es einfach nicht. Erinnerungen überfielen ihn, an Augenblicke, die für immer verloren waren. Überraschenderweise waren es jedoch meist gute Erinnerungen. Aus einer Zeit, als er noch in der Lage gewesen war stillzustehen ..., einer Zeit, als er sich gefreut hatte, ein Kind im Arm zu halten, und nicht traurig geworden war.
    »Lesen Mädchen?« Sie deutete auf das Buch, das aufgeschlagen auf dem Couchtisch lag.
    Er nahm es in die Hand.
    Ohne zu zögern setzte sie sich auf, dicht an ihn gekuschelt.
    Er legte den Arm um sie und platzierte das Buch so, dass sie beide hineinsehen konnten.
    Sie deutete oben auf die Seite, wie immer absolut sicher, wo sie aufgehört hatten.
    Max begann zu lesen: »›Echt wird man nicht gemacht‹, erklärte das kluge alte Stoffpferd. ›Das ist etwas, was dir passiert. Wenn ein Kind dich ganz lange lieb hat und nicht nur mit dir spielt, sondern dich wirklich liebt, dann wirst du ECHT.‹ - ›Tut das weh?‹, fragte der Kuschelhase. ›Manchmal‹, antwortete das Pferd, denn es war immer ehrlich.«
    Lies mir vor; Daddy.
    Er fühlte Alices Hand an seiner Wange. Erst jetzt merkte er, dass er weinte.
    »Aua?«, sagte sie.
    Er sah sie an. Wann hatte er sich das letzte Mal Tränen erlaubt?
    »Wieder gut?«
    Er bemühte sich zu lächeln. »Ja, wieder gut.«
    Sie kuschelte sich noch dichter an ihn. Er klappte das Buch zu und begann eine andere Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die er lange zu vergessen versucht hatte. Aber manche Erinnerungen lassen sich nicht für immer verdrängen. Es fühlte sich gut an, sie jemandem mitzuteilen, auch wenn Alice, als er zum traurigen Teil kam - zu dem Teil, bei dem er erneut weinen musste bereits fest eingeschlafen war.

Kapitel 22
    » Und der DNA-Test ist eindeutig?«, fragte Julia. In der Stille des Autos klang ihre Stimme viel lauter als beabsichtigt. Wegen des Schnees und der hereinbrechenden Dunkelheit fühlte es sich an, als wären sie in einem Raumschiff, ohne jeden Kontakt zur Außenwelt.
    »Ich bin keine Expertin auf dem Gebiet«, antwortete Ellie, »aber der Laborbericht schien schlüssig. Und er kannte Alices Muttermale. Ich muss das FBI kontaktieren. Morgen früh wissen wir mehr. Allerdings ...«
    »Wie heißt sie wirklich?«
    »Brittany.«
    »Brittany.« Julia probierte den Namen aus und suchte in ihrem Inneren nach einem Echo. Wenn sie sich auf solche Kleinigkeiten konzentrierte - Lappalien, die erledigt werden mussten -, dann musste sie vielleicht nicht so viel an die großen Probleme denken. Alice - Brittany - war nicht ihre Tochter, sie war nie ihre Tochter gewesen. Die ganze Zeit über hatte sie gewusst, dass es für das Mädchen das Beste wäre, wieder in ihre Familie zurückkehren zu können. Dass sie sich dummerweise in dieses Kind verliebt hatte, war unerheblich. Wichtig war einzig und allein Alice. An diesen Gedanken klammerte sich Julia wie an einen Rettungsring. »Warum hat es so lange gedauert, bis er hier aufgetaucht ist?«
    Ellie fuhr auf den Parkplatz mit der Markierung POLIZEICHEF.
    Julia starrte auf das Schild. Im Licht der Scheinwerfer schien es zu glühen, gleichzeitig war es vom fallenden Schnee verschleiert. Anscheinend war an diesem Abend alles irgendwie widersprüchlich. »Ich verstehe, dass du deinen Job machen musst, Ellie. Das müssen wir beide. Wir haben uns zu sehr auf Alice eingelassen. Stimmt schon. Aber ich bin ein Profi. Glaub mir, ich habe das Risiko, das ich eingegangen bin, immer im Blick gehabt, und ich habe auch nicht aus den Augen verloren, was für Alice am besten ist.«
    »Du redest Blödsinn, aber ich weiß, warum du es sagst.« Ellie drehte sich zu ihr um, und im Wechselspiel von Licht und Schatten wirkte ihr Gesicht älter und ernster als sonst. »Es gibt da leider ein Problem.«
    »Sag‘s mir.«
    »Weißt du, wer George Azelle ist?«
    Julia runzelte die Stirn, und es dauerte einen Moment, bis es ihr einfiel. »O ja. Der Typ, der seine Frau und seine kleine Tochter ermordet hat? Sicher. Er ...«
    »Er ist ihr Vater.«
    »Nein.« Entsetzt schüttelte sie den Kopf. Das musste ein Irrtum sein. Der Fall Azelle war eine Sensation gewesen. Wegen des Internet-Imperiums, das der Mann aufgebaut hatte, war er immer als Mördermillionär bezeichnet worden. Jeder Aspekt des verwirrenden Prozesses war von den Medien ausgeschlachtet worden. Eigentlich stand nur

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