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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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nötig befunden, nach einem Mann mit einer gelben Regenjacke und einer Batmankappe zu fahnden, der einen hellgrauen Chevy-Van fährt. Als ich schließlich eine Belohnung für Hinweise zu seiner Person ausgesetzt habe, hat man mich mit O.J. Simpson verglichen. Den ganzen letzten Monat habe ich auf die Ergebnisse der DNA-Analyse gewartet, die mir wenigstens meine Tochter zurückgeben wird. Ich musste mir einen Gerichtsbeschluss beschaffen, um ihre DNA mit dem Blut zu vergleichen, das man in meinem Haus gefunden hat. Und als ich den endlich hatte, bin ich in Windeseile hierher gekommen ..., nur um zu erfahren, dass Ihre Schwester mir das Sorgerecht streitig machen will.«
    Rosie kam an den Tisch. »Hier, dein Kaffee und dein Muffin, Ellie. Ich schreib es für dich an.« Sie grinste. »Samt einem ordentlichen Trinkgeld natürlich.«
    Als Rosie wieder weg war, fragte Azelle: »Und - glauben Sie mir?«
    Ellie hörte eine Unsicherheit in seiner Stimme, die sie beunruhigte. »Sie wollen, dass ich in Ihnen einen unschuldigen Mann sehe«, sagte sie langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Ich bin unschuldig. Es wäre leichter für uns alle, wenn Sie mir das glauben würden.«
    »Vor allem leichter für Sie.«
    »Wie geht es Brittany? Können Sie mir das wenigstens sagen? Lutscht sie immer noch am Daumen? Kann sie ...«
    Hastig stand Ellie auf. Sie benötigte dringend Distanz zwischen ihnen, sie wollte nicht hören, was er über das Mädchen zu sagen hatte. »Alice braucht Julia. Verstehen Sie das?«
    »Es gibt keine Alice.«
    Ellie stand auf und ging davon, ohne sich umzudrehen sie wagte es nicht. Als sie schon fast an der Tür war, hörte sie ihn rufen: »Sagen Sie Ihrer Schwester, dass ich komme, Chief Barton. Ich werde meine Tochter nicht ein zweites Mal verlieren.«
    * * *
    Die darauffolgenden achtundvierzig Stunden verliefen wie in Zeitlupe. Es hörte auf zu schneien, aber die Welt blieb glitzernd weiß. Julia arbeitete wie besessen. Tagsüber war sie mit Alice zusammen, lehrte sie neue Wörter, ging mit ihr in den Garten und zeigte ihr, wie man Schneeengel macht. Ein paar Mal fragte Alice nach ihrem Wolf und deutete zum Auto. Doch Julia lenkte ihre Aufmerksamkeit sanft auf das zurück, womit sie sich gerade beschäftigten. Falls Alice sich wunderte, dass Julia sie so oft küsste oder ihre Hand hielt, zeigte sie es zumindest nicht.
    Aber im Moment kam es vor allem auf die Abend- und Nachtstunden an. Julia, Ellie, Peanut, Cal und der Privatdetektiv wühlten sich unermüdlich durch Polizeiberichte, Zeitungsartikel und archiviertes Videomaterial, und auch Max gesellte sich nach einer langen Schicht im Krankenhaus zu ihnen. Sie lasen und sichteten alles, was sie über George Azelle finden konnten. Bis Montagmorgen kannten sie jeden Aspekt seines Lebens.
    Nichts davon half ihnen jedoch weiter.
    »Lesen Mädchen!«
    Julia holte sich in die Gegenwart zurück und warf einen Blick zur Uhr. Schon fast zwei. »Nein, jetzt lesen wir nicht«, entgegnete sie leise. »Cal bringt gleich Sarah vorbei, dann könnt ihr zusammen spielen. Erinnerst du dich noch an Sarah?«
    Alice runzelte die Stirn. »Dschulie bleib?«
    So eine normale Frage. »Ich muss kurz weg, Schätzchen, aber ich komme bald zurück.«
    Alice lächelte sie an. »Dschulie wieder da.«
    Julia kniete sich neben sie. Ehe sie wusste, was sie eigentlich sagen wollte, ging die Haustür auf, und Ellie, Cal und Sarah kamen herein.
    Niemand machte sich die Mühe zu reden.
    Sarah zeigte Alice ihre Barbiepuppen.
    Alice reagierte zwar nicht, konnte allerdings auch nicht die Augen abwenden. Ein Weilchen später wanderten die beiden Mädchen zusammen ins Wohnzimmer, wo sie Seite an Seite ihrem jeweiligen Spiel nachgingen. Noch immer wusste Alice nicht, wie man mit anderen Kindern interagiert, aber Sarah schien es nichts auszumachen.
    Ellie legte die Hand auf Julias Arm. »Kann‘s losgehen?«
    Julia rang sich ein Lächeln ab und nahm ihre Mappe. Auf dem Weg nach draußen wollte sie Cal noch sagen, dass Alice sicher mit Sarah reden würde, wenn sie so weit war, doch sie brachte kein Wort heraus.
    »Viel Glück«, sagte Cal leise und drückte ihren Arm.
    Mit einem Nicken folgte Julia ihrer Schwester zum Streifenwagen.
    * * *
    Schweigend saßen sie nebeneinander, nur das Wusch-wuscb der Scheibenwischer war zu hören. Das große graue Gerichtsgebäude stand auf einem Hügel über dem Hafen, dahinter bot sich die wilde Kulisse des Pazifik. Heute verhüllten graue Wolken den Horizont,

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