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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Wörter benutzt, sodass andere Menschen sie verstehen. Auf der anderen Seite des Flusses aber ist Brittany, das Baby, in den Unterhosen, die man Windel nennt, und spielt mit dem roten Ball. Bei ihr ist die alte Mommy und winkt zum Abschied.
    Alice weiß, dass sie schläft. Sie weiß auch, dass sie in der Welt, in der sie nur Alice ist, in Dschulies Armen liegt, sicher und geborgen.
    * * *
    Julia stand unter dem Ahornbaum im Sealth Park, auf dem Arm die schlafende Alice. Der Such- und Rettungsdienst hatte sie zusammen mit George Azelle vor der Feuerwache abgesetzt, aber niemand hatte ihr gesagt, wohin sie jetzt gehen oder was sie als Nächstes tun sollte. Doch irgendwie waren Azelle und sie hier gelandet, an der Stelle, wo die Wanderung begonnen hatte - wie Muscheln, die an den Strand gespült werden. Allmählich verklang das Wupp-wupp-wupp der Hubschrauber, das Heulen der Sirenen verhallte.
    »Was nun?«, fragte Azelle mit benommenem, verwirrtem Gesichtsausdruck, als erwartete er eigentlich gar keine Antwort von ihr.
    »Ich weiß es auch nicht. Ellie geht morgen mit allen möglichen Experten zum Tatort zurück.«
    »Haben Sie mitbekommen, was er meinem Baby angetan hat? Dass er sie angebunden hat wie einen Hund ...«
    »Bitte hören Sie auf.« Julia drehte sich zu ihm um und sah den Schmerz in seinen Augen, die Tränen. Noch verfügten sie längst nicht über alle Fakten - Tests mussten durchgeführt, Ergebnisse abgewartet werden aber im Grunde kannte jeder die Wahrheit.
    George Azelle war nicht derjenige, der seiner Familie das angetan hatte.
    »Es tut mir leid, George.« Sie hätte gern mehr gesagt, doch es ging nicht. Sie fühlte sich viel zu schwach.
    »Vielleicht können wir uns später mal unterhalten. Wenn wir ein wenig ... ein wenig Distanz dazu haben.«
    »Ich kann mir nicht vorsteilen, dass wir jemals Distanz dazu haben werden, George. Aber ja, unterhalten können wir uns später, das wäre besser. Jetzt bringe ich erst mal mein kleines Mädchen nach Hause.« Obwohl sie sich bemühte, stolperte sie darüber. Mein kleines Mädchen. »Unser kleines Mädchen, meine ich natürlich«, korrigierte sie sich.
    Behutsam streckte er die Hand aus und berührte Alices Rücken. Zwischen ihren Schulterblättern wirkte seine große dunkle Hand riesig. »Ich habe nie aufgehört, sie zu lieben.«
    Julia schloss die Augen.
    Wenn sie jetzt darüber nachdachte, würde sie zusammenbrechen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung wandte sie sich ab und ging mit energischen Schritten zu ihrem Pick-up.
    Sie war fast dort angekommen, als sie Max entdeckte.
    Im Licht der Straßenlaterne schimmerten seine Haare silberweiß. Sein Gesicht war überschattet.
    Langsam lief er über die Straße und auf sie zu. Seine Absätze klackten laut auf dem Asphalt, und jeder Schritt schien sich dem Rhythmus ihres Herzens anzupassen.
    Er trat ganz nahe zu ihr, wie Liebende es tun. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Sosehr sie sich auch anstrengte, sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. »Nein.«
    Er nahm ihr Alice ab und legte das schlafende Kind in den Autositz. Dann tat er das Einzige, was er tun konnte: Er schloss Julia in die Arme und ließ sie weinen.
    * * *
    Als Ellie ihren Bericht geschrieben und die notwendigen Faxe und E-Mails an die entsprechenden Stellen abgeschickt hatte, war sie völlig am Ende.
    Mit einem tiefen Seufzer schob sie ihren Schreibtischstuhl zurück. Es war erst zehn Uhr, fühlte sich jedoch an wie mitten in der Nacht.
    Heute Abend konnte sie nichts mehr tun, also stand sie auf, wanderte langsam durch die Wache und knipste unterwegs die Lichter aus. Der Notruf wurde wahrscheinlich mit Fragen bestürmt, aber darum konnte sie sich erst morgen kümmern.
    Die Nacht war still, nichts rührte sich. Nur eine leichte Brise zupfte an ihren Haaren und ließ die Blätter auf dem Gehweg tanzen.
    Sie war schon fast bei ihrem Streifenwagen, als sie George Azelle entdeckte. Er lehnte an einer Straßenlaterne, ohne Jacke, wahrscheinlich halb erfroren.
    Sie ging zu ihm.
    Er blickte nicht auf.
    Mit Worten hatte Ellie schon immer ihre Probleme gehabt, und auch jetzt wollten ihr die richtigen nicht in den Sinn kommen.
    Er sah sie an. »So viele Cops aus der Großstadt sind mir überallhin gefolgt, aber am Ende haben Sie die Wahrheit herausgefunden.«
    »Ich hatte Alice.« Einen Augenblick zu spät verbesserte sie sich. »Ich meine Brittany.«
    Unvermittelt beugte er sich über sie und küsste sie auf den Mund. Es war kein romantischer

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