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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Kuss, doch Ellie spürte trotzdem seine Wirkung.
    Unter anderen Umständen hätte ihr dieses Gefühl ausgereicht, diesen Mann an sich zu ziehen und den Kuss zu erwidern, etwas Größeres daraus zu machen. Und jetzt zog sie sich stattdessen zurück.
    »Danke«, flüsterte er.
    »Dadurch wird aber jetzt nicht alles anders«, sagte sie und hörte, wie brüchig ihre Stimme klang. »Alice braucht meine Schwester. Ohne sie ...«
    »Es geht hier um meine Tochter. Verstehen Sie das denn nicht?«
    Als Ellie ihre Stimme wiederfand, war sie kaum noch vorhanden. An diesen Punkt hatte die Wahrheit sie also gebracht. »Ja. Ich weiß.«

Kapitel 25
    Um drei Uhr nachmittags am nächsten Tag unterbrachen alle großen Sender und Kabelkanäle das laufende Programm, um bekannt zu machen, dass in den Wäldern von Washington State Zoe Azelles Leiche gefunden worden war. Die Laboranalysen hatten ihre Identität eindeutig bestätigt und auch die des Mannes, der sie dort festgehalten hatte. Sein Name war Terrance Spec, und er war mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Zweimal war er wegen Vergewaltigung verurteilt worden. Man hatte ihn auch im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Prostituierten in Spokane verdächtigt, ihm aber nichts eindeutig nachweisen können. Im vergangenen September war er bei einem Unfall mit Fahrerflucht auf dem Highway 101 ums Leben gekommen.
    Jede Zeitung, jede Radiostation und jeder Fernsehsender verkündete, dass George Azelle unschuldig war.
    Viele waren der Ansicht, dass das Geschworenensystem versagt hatte - ein Mann, den jeder, von der Kellnerin bis zum Senator, als »schuldigen Mistkerl« abgetan hatte, war unschuldig gewesen. Experten von CNN und Court TV - allen voran Nancy Grace, die ihn als einen »bösartigen Soziopathen mit einem Killerlächeln« bezeichnet hatte - waren damit beschäftigt, ihre Schamröte unter dem Make-up zu verstecken.
    Azelle stand mit seinem Anwalt auf dem Podium in der Polizeiwache. Den ganzen Nachmittag schon hatten sie die immer gleichen Fragen beantwortet. Die Tatsache, dass das Wolfsmädchen seine Tochter war - was noch vor wenigen Wochen als Sensationsmache abgetan worden war -, goss zusätzlich Öl ins Feuer. Die Schlagzeile LEBENDER BEWEIS ging auf Millionen von Zeitungen in Druck.
    Ellie stand zwischen Cal und Peanut ganz hinten an der Wand und sah sich das Schauspiel an.
    Auf einmal spürte sie Cals Blick auf sich ruhen. Genau genommen hatte er sie schon den ganzen Tag so seltsam gemustert. Wo immer sie hinging, ging auch er hin, sagte jedoch nichts. »Was?«, fragte sie.
    »Was was?«
    Peanut lachte. »Bitte nicht schon wieder diese hochphilosophischen Diskussionen. Das ist echt zu kompliziert für mich.«
    Ellie ignorierte ihre Freundin. »Was ist los, Cal?«, wiederholte sie irritiert.
    »Nichts.«
    »Wenn du irgendwas auf dem Herzen hast, dann spuck‘s aus. Wir sind lange genug befreundet, dass ich merke, wenn du wegen irgendwas sauer bist. Also, was hab ich getan?«
    Eigentlich hatte sie erwartet, dass er grinsen und sie mit irgendeiner superschlauen Antwort abfertigen würde, aber er starrte sie nur unverwandt an. Nach einer weiteren Sekunde wurde es ihr ausgesprochen unbehaglich.
    Schließlich lächelte er, doch das Lächeln reichte nicht bis zu den Augen, »ich glaube nicht, dass du das merkst, Ellie. Ich glaube sogar, dass du mich überhaupt nicht kennst.«
    Damit wandte er sich ab, ging zurück an seinen Schreibtisch und nahm daran Platz. Dann setzte er das Headset auf, holte den Skizzenblock heraus und begann zu zeichnen.
    Ellie verdrehte die Augen.
    Aber auch Peanut lächelte nicht.
    »Soso, da macht der Herr also wieder einen auf Prinzessin auf der Erbse«, stellte Ellie verärgert fest.
    »Es geht da ein Gerücht in der Stadt rum«, sagte Peanut. »Ich hab es heute Vormittag selbst gehört. Von Rosie aus dem Diner, die es ihrerseits von Ed aus dem Pour House hat.«
    »Vermutlich über mich?«
    »Anscheinend hat eine gewisse Polizeichefin einen gewissen momentan ziemlich berühmten Mann geküsst, der nicht aus dieser Stadt ist. Auf dem Parkplatz. Vor aller Augen. Oh, und hab ich schon erwähnt, was seine Akte über seinen bisherigen Umgang mit Frauen sagt?« Sie schnalzte mit der Zunge. »Nichts Gutes.«
    Ellie zuckte zusammen. »Eigentlich hat er mich geküsst, nicht ich ihn.«
    »Na, das ändert natürlich alles.« Peanut seufzte und schüttelte den Kopf. Genauso reagierte sie auch, wenn eins ihrer Kinder sie wahnsinnig machte. »Ellie, du bist

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