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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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tatsächlich zu arbeiten.«
    »Hat das irgendeiner von uns getan?«, lachte Peanut.
    »Ja, ich zum Beispiel.« Ellie sah ihre Freundin an, sagte: »Wünsch mir Glück«, und watete zurück in das Meer rufender und lärmender Reporter. Als sie mittendrin war, hob sie die Hände in die Luft. Tatsächlich kehrte nach einer Weile Ruhe ein, und die Aufmerksamkeit wandte sich ihr zu.
    »Heute gibt es aus diesem Büro keinen Kommentar mehr - weder offiziell noch inoffiziell, von keinem von uns. Um sechs geben wir eine Pressekonferenz, auf der alle Fragen beantwortet werden«
    Chaos brach aus.
    »Aber wir brauchen Fotos!«
    »Diese Skizzen sind Mist ...«
    »Zeichnungen bringen die Leute nicht dazu, sich eine Zeitung zu kaufen ...«
    Genervt schüttelte Ellie den Kopf. »Ich weiß nicht, wie meine Schwester ...«
    »Das reicht jetzt!« Peanut warf sich ins Gedränge und setzte ihre Predigerstimme ein, die sie perfektioniert hatte, als ihre Tochter Tara dreizehn geworden war. »Ihr habt gehört, was die Polizeichefin gesagt hat. Raus jetzt. Alle. Und zwar sofort.«
    Sie drängte die Menge hinaus und schlug die Tür zu.
    Erst als Ellie zu ihrem Schreibtisch gehen wollte, sah sie ihn.
    Mort Elzick stand in der Ecke, zwischen zwei grüne Aktenschränke aus Metall gequetscht. Er war bleich und sah verschwitzt aus in seiner braunen Breitkordhose und dem dunkelblauen Golfhemd. Sein rötlicher Bürstenhaarschnitt war so lang, dass er aussah wie ein Pompadour mit Ponyfransen. Hinter den dicken Brillengläsern wirkten die wässrigen Augen riesig. Als er merkte, dass Ellie ihn ansah, kam er aus seinem Schlupfwinkel heraus. Seine abgetragenen weißgrauen Tennisschuhe quietschten bei jedem Schritt. »D-Du musst mir die Exklusivrechte verschaffen, Ellie. Das ist meine große Chance. Dann könnte ich eine Stelle beim Olympiern oder beim Everett Herald kriegen.«
    »Mit einer Schlagzeile wie ›Mogli lebt‹?« Das wage ich zu bezweifeln.«
    Er wurde rot. »Was weiß denn jemand, der das College hingeschmissen hat, von den Klassikern? Ich weiß, dass Julia euch bei dem Fall hilft.«
    »Das glaubst du vielleicht. Lass es drucken, und ich bring dich um.«
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sein Gesicht wurde noch röter. »Verschaff mir die Exklusivgeschichte, Ellie. Das bist du mir schuldig. Sonst...«
    »Sonst was?« Sie trat auf ihn zu.
    »Sonst...«
    »Wenn du meine Schwester erwähnst, sorge ich dafür, dass du gefeuert wirst.«
    Er wich zurück. »Du hältst dich wohl für was Besonderes. Aber du kannst nicht immer und überall deinen Willen durchsetzen. Ich hab dir eine Chance gegeben. Vergiss das nicht.«
    Damit zwängte er sich an ihr vorbei und rannte aus der Polizeistation.
    »Gelobt sei Jesus Christus, reicht mir das Eis«, sagte Cal. Er eilte in den Pausenraum und kam mit drei Bier zurück.
    »Du kannst dir hier keinen genehmigen«, sagte Ellie müde.
    »Rutsch mir doch den Buckel runter«, entgegnete Cal. »Und das ist total nett gemeint. Wenn ich einen richtigen Job gewollt hätte, hätte ich mich nicht auf deine Anzeige gemeldet. Die ganze Woche hatte ich nicht ein Mal Zeit, in Ruhe einen Comic zu lesen.« Er reichte Ellie eine Flasche Corona.
    »Nein danke«, lehnte Peanut ab, als er auch ihr ein Bier anbot. Sie verschwand im Pausenraum und kam mit einem Becher zurück.
    Ellie sah sie fragend an.
    »Kohlsuppe«, erklärte Peanut achselzuckend.
    Cal setzte sich auf seinen Schreibtisch, baumelte mit den Beinen und trank sein Bier. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab wie eine verschluckte Fischgräte, seine schwarzen Haare reflektierten das Licht in blauen Wellen. »Gut für dich, Pea. Ich hab schon befürchtet, als Nächstes würdest du es mit der Heroin-Diät versuchen.«
    Peanut lachte. »Ehrlich gesagt war das Rauchen eine ziemlich blöde Idee. Benji wollte mir nicht mal einen Gutenachtkuss geben.«
    »Dabei knutscht ihr beiden doch so gerne«, erwiderte Cal.
    In seine Stimme hatte sich ein seltsam rauer Unterton geschlichen, und Ellie schaute ihn verwundert an. Einen Moment sah sie ihn so, wie er früher gewesen war - ein schlaksiger Junge mit viel zu ernsthaften Gesichtszügen für sein Alter. Seine Augen waren immer überschattet, und er war immer auf der Hut gewesen.
    Seufzend stellte er sein Bier ab. Zum ersten Mal fiel Ellie auf, wie müde er aussah. Für gewöhnlich hatte sein Mund dieses irritierend jungenhafte Grinsen, aber jetzt war er nur ein dünner bleicher Strich.
    Unwillkürlich tat er ihr leid. Sie wusste

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