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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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hinein und las weiter.
    * * *
    Es ist ein Trick.
    Mädchen weiß es. Sie weiß es.
    Und doch ...
    Die Klänge tun so gut.
    Sie sitzt so lange im Wald, bis ihr die Beine wehtun. Obwohl sie immer gut regungslos verharren konnte, bewegt sie sich sehr gern in diesem Raum. Vielleicht nur, weil sie es kann.
    Tu es nicht , denkt sie und verlagert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    Es ist ein Trick.
    Wenn Mädchen in Ihre Nähe kommt, wird Sie sie schlagen.
    »Kommälliss.«
    Aus dem Durcheinander von Lauten, die Sonnenhaar hervorbringt, hört Mädchen wieder diese besonderen Klänge. Von irgendwoher kommt die Erinnerung, dass das Worte sind.
    Ein Trick.
    Natürlich hat sie keine Wahl, als zu gehorchen. Früher oder später - wahrscheinlich eher früher - wird Sonnenhaar genug haben vom Warten. Das Spiel wird keinen Spaß mehr machen, und dann kriegt Mädchen die Strafe dafür.
    Ganz langsam kommt sie aus ihrem Versteck hervor. Ihr Herz hämmert. Sie hat Angst, dass es ihren Brustkorb sprengt und herausfällt, auf den Boden.
    Sie schaut hinunter auf ihre Hände und Füße. Hier an diesem seltsam hellen Ort besteht der Boden aus harten Streifen in der Farbe von Schmutz. Keine Blätter oder Tannennadeln, die die Füße abfedern. Jede Bewegung tut weh, aber bestimmt längst nicht so sehr wie das, was ihr bevorsteht.
    Sie war böse.
    Schreien ist sehr böse. Das weiß sie.
    Dadraußen sind Fremde und böse Menschen. Laute Geräusche locken sie an.
    Sei bloß still, verdammt , das kennt sie. Als sie sich dem Bett nähert, senkt sie den Kopf und fällt auf Hände und Knie. Von den Wölfen hat sie gelernt, dass es am besten ist, so klein und schwach wie möglich auszusehen.
    »Al liss?«
    Mädchen zuckt zusammen und schließt die Augen. Hoffentlich kein Stock . Sie hört das Wimmern in ihrem Mund.
    Zuerst ist die Berührung so sanft, dass sie es nicht bemerkt.
    Das Wimmern bleibt ihr in der Kehle stecken. Sie blickt auf.
    Sonnenhaar ist jetzt noch näher und lächelt auf sie herab. Sie redet - sie redet immer mit ihrer Sonnenstimme; es klingt wie ein Fluss in den letzten Sommertagen, weich und tröstlich. Ihre Augen sind weit offen, so grün wie frische Blätter. Auf ihrem Gesicht ist keine Wut.
    Und sie streichelt Mädchen übers Haar, berührt sie sanft.
    »Alles isgut. Inordnung. Nurkeine Angst.«
    Mädchen beugt sich vor, ein ganz kleines bisschen. Sie möchte so gern, dass Sonnenhaar sie weiter streichelt. Das fühlt sich so gut an.
    »Kommherälliss.«
    Sonnenhaar klopft auf den weichen Platz neben sich.
    Mit einer einzigen Bewegung springt Mädchen auf und rollt sich neben Ihr zusammen. So geborgen hat sie sich seit Langem nicht mehr gefühlt.
    Als Sonnenhaar wieder anfängt zu sprechen, schließt Mädchen die Augen und hört zu.
    * * *
    Julia saß ganz still da, obwohl ihre Gedanken sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegten.
    Was war das für eine Geschichte mit dem Traumfänger?
    Hat Alice Komm her verstanden?
    Oder hat sie auf das Klopfen reagiert?
    Egal was zutrifft, war ihre Reaktion eine Art Kommunikation ..., es sei denn, sie wollte sowieso aufs Bett springen.
    Julia juckte es in den Fingern, sie wollte sich Notizen machen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Stattdessen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu und begann dort weiterzulesen, wo sie aufgehört hatte.
    Als sie mit dem Kapitel fertig war, spürte sie eine Bewegung auf dem Bett. Sie hielt inne und sah zu Alice hinunter, die ihre Lage leicht verändert hatte. Jetzt lag sie wie eine Katze neben Julia, die Stirn dicht an ihren Schenkel gedrückt.
    »Du weißt gar nicht, was Geborgenheit ist, oder?«, sagte Julia und ließ das Buch einen Augenblick sinken. Auf einmal hatte sie einen Kloß im Hals, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihre Emotionen so weit unter Kontrolle hatte, dass sie weitermachen konnte. »Ich kann dir helfen, wenn du mich lässt. Das ist ein guter Anfang, dass du so neben mir liegst. Vertrauen ist am allerwichtigsten.«
    In dem Moment, als die Worte über ihre Lippen kamen, erinnerte sich Julia, wann sie das zum letzten Mal gesagt hatte. Es war an einem kühlen, grauen Tag in der Jahreszeit gewesen, die in Südkalifornien als Winter durchging. Sie saß in ihrem Zweitausend-Dollar-Ledersessel in ihrer Praxis, machte sich Notizen und lauschte einer anderen Mädchenstimme. Auf dem Sofa ihr gegenüber saß Amber Zuniga, ganz in Schwarz, und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an.
    Vertrauen ist am

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