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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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ansehen, wie die von ihr erzielten Fortschritte wieder zunichte gemacht wurden. Sie wollte hinlaufen, doch John hielt sie von hinten fest.
    »Spinnst du? Oder willst du deinen Job verlieren? Du hast wohl nicht gemerkt, was Kurt heute Morgen für ein Gesicht gezogen hat. Dieses Pferd kostet den Rennstall ein Vermögen, und der Chef hat Kurt die Hölle heißgemacht, weil er bei der Bahnarbeit geschlampt hat. Kurt will, dass das Pferd so schnell wie möglich wieder antritt, und das ist die einzige Möglichkeit.«
    »Nein, ist es nicht«, protestierte Jo und riss sich los. »Ich könnte die Schulter sofort wieder hinkriegen, wenn Kurt mich nur lassen würde.«
    »Ach, könnten Sie das, Miss Kingsford? Dann verraten Sie mir mal, wie Sie dieses Wunder zustande bringen wollen.«
    Jo wirbelte herum und stand vor Guy Compton.
    »Mr Compton, darf ich es versuchen? Ich weiß wirklich, wie ich ihm helfen kann«, stieß sie hervor.
    »Sie wollen wohl unbedingt im Krankenhaus landen. Nein, Jo, mein Kind, Sie machen einen Bogen um dieses Pferd«, sagte Guy streng. Seine Miene wurde versöhnlicher.
    »Nur aus reiner Neugier: Was wollten Sie mit ihm machen?«
    »Ich wollte mit ihm sprechen. Und ihn mit Kräutern behandeln. Mein Dad hat mir das gezeigt, als ich acht war«, erwiderte Jo gelassen. »Wir hatten eine wundervolle Stute und rechneten damit, dass sie das Rennen in Oaks gewinnen würde. Doch dann trat sie in ein Loch und zerrte sich die Schulter wie Outsider. Niemand hat geglaubt, dass sie in der Lage sein würde zu starten, aber sie hat es geschafft.«
    Guy Compton legte den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen.
    »Gespräche und Kräuter«, amüsierte er sich, und seine Augen versanken fast in den gerundeten Wangen. »Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie viel dieses Pferd wert ist? Sprechen und … Ach, die Jugend hält sich für unbesiegbar!«
    Schließlich beruhigte er sich wieder. Er zog ein Seidentaschentuch heraus, wischte sich über die Augen, schnäuzte sich und steckte es wieder in die Tasche seiner Reithose. Kurt kam heran, um den Anlass des Heiterkeitsausbruchs zu erkunden.
    »Sie meint, sie kann Outsider heilen, indem sie mit ihm spricht«, klärte Guy ihn auf und brach wieder in Gelächter aus.
    Jo errötete. Kurt krümmte sich ebenfalls vor Lachen.
    »Es funktioniert wirklich. Ich beweise es Ihnen«, flehte Jo.
    Kurt hörte auf zu lachen und musterte Jo argwöhnisch.
    »Warum geben wir ihr nicht eine Chance, Chef? Reden kann nicht schaden.« Er grinste verschlagen und wandte den Blick ab. »Aber wirklich nur reden.«
    »Seien Sie doch kein Narr, Stoltz«, schimpfte Guy. »Das Mädchen könnte sich schwer verletzen oder Outsiders Zustand weiter verschlimmern. Auf gar keinen Fall werde ich erlauben …«
    Kurt zupfte an seiner Schirmmütze.
    »Wenn sie draußen bleibt und Outsider drinnen, kann nichts passieren, Chef«, unterbrach er.
    Guy betrachtete ihn zweifelnd, beruhigte sich aber ein wenig.
    »Na gut, in diesem Fall habe ich nichts dagegen. Aber die Box bleibt zu«, fügte er streng hinzu.
    »Also, Jo, wollen wir es versuchen? Hast du dir überlegt, was du sagen willst?«, meinte Kurt und nickte Jo feixend zu.
    »Gebt mir zwei Sekunden«, jubelte Jo, ohne auf den Seitenhieb zu achten. Sie hastete über den Hof und in die Sattelkammer, und kam mit einem kleinen Plastikeimer voller ätherischer Öle und einigen Stofflappen zurück.
    »Darf ich in die Box, wenn er sich beruhigt?«
    »Aber klar doch«, antwortete Kurt mit einem vielsagenden Blick auf Guy.
    Die drei gingen auf die Box zu. Outsider wieherte empört. Er legte die Ohren an und bleckte wie am Vorabend die Zähne. Dabei sprang er in der Box hin und her und streckte wütend den Kopf nach vorn, um nach Jo und den beiden Männern zu schnappen. Jos Bemühungen blieben vergeblich. Schließlich bat Jo ihre Begleiter verlegen, ein Stück zurückzutreten, aber Guys Geduld war zu Ende.
    »Schluss mit diesem Unsinn«, befahl er. »Niemand nähert sich diesem Pferd, ohne dass ich oder Kurt dabei sind.«
    Kurt nickte und trollte sich mit einem gehässigen Grinsen. Seiner Meinung nach verstand sich das Mädchen sowieso viel zu gut mit den Comptons.
    Guy, der Jos Niedergeschlagenheit bemerkte, betrachtete sie freundlich. Er mochte das Mädchen, und außerdem war die Kleine sehr fleißig.
    »Das war eine nette Idee, Jo, aber ich fürchte, die Friede-Freude-Eierkuchen-Methode funktioniert in der Wirklichkeit nicht. Warum kommen Sie nicht morgen zu

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