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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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zurück.
    »Ich muss noch viel erledigen, mein Schatz. Dann fahren wir mit Sam an den Strand«, meinte sie.
    Widerstrebend gab Simon sie frei.
    »Es ist zwecklos, gegen den Strom zu schwimmen«, sagte er sich, als er ihr zum Büro folgte. Zumindest hatte er Gelegenheit gehabt, sich zu vergewissern, dass es das Mädchen, das er liebte, noch gab.
    Am nächsten Wochenende fuhr Jo mit Simon nach Dublin Park. Sie hatte sich von Archie zu einer Pause überreden lassen, und außerdem sehnte sie sich danach, mit Simon allein zu sein. Also beschloss sie, ein paar Tage dranzuhängen. Sie freute sich darauf, Simon ihrer Großmutter vorzustellen, und plante einen Ausritt zu zweit.
    »Ich möchte mit dir an meiner Seite reiten, wohin der Wind uns trägt. Nicht mit einem Kilometer Abstand wie bei Frances Jagd«, verkündete Jo am Samstag beim Frühstück und grinste Simon fröhlich an. Ein ganzer ungestörter Tag lag vor ihnen.
    »Eine gute Idee«, erwiderte Simon und erinnerte sich daran, wie viel Selbstbeherrschung es ihn gekostet hatte, an jenem eiskalten Morgen nicht einfach zu Jo hinüberzureiten.
    Da er es kaum erwarten konnte, endlich mit Jo allein zu sein, stand er auf. Elaine, die Simon auf Anhieb sympathisch gefunden hatte, schlug vor, sie sollten doch belegte Brote einpacken und in die Berge reiten.
    »Dort oben gibt es einige idyllische Reitwege, und die Pferde kennen sich gut aus«, meinte sie lächelnd und wartete, bis sie die beiden ehemaligen Rennpferde gesattelt hatten, die sie sonst an den örtlichen Ponyclub vermietete. Sie war froh, ihre Enkelin so glücklich zu sehen. Ein Leuchten schien von Jo auszugehen, und wenn Simon der Grund dafür war, konnte das ihrer Großmutter nur recht sein.
    Die Wiesen waren üppig grün. Jo und Simon ritten in gemächlichem Schritttempo dahin. Libellen schwirrten über den Pfad, und die stille und malerische Landschaft erschien ihnen wie ein Paradies. Schließlich verließen sie das offene Gelände und ritten einen steinigen Weg hinauf, der sich zwischen hohen Eukalyptusbäumen hindurchschlängelte. Sonnenstrahlen fielen durch die Blätter, beschienen die Äste und brachten den von den letzten Regenfällen noch nassen Boden zum Glitzern. Vögel saßen gut versteckt in den Zweigen und sangen ihr Lied. Der Knall eines Peitschenvogels hallte durch den Busch. In der nächsten halben Stunde ritten sie abwechselnd im Trab oder umrundeten im Schritt vorsichtig große Felsbrocken. Die robusten trittsicheren Pferde kamen bergauf gut voran. Auf halbem Weg ließ die Steigung nach, sodass die Pferde in eine schnelle Gangart verfielen. Immer wieder brach das Sonnenlicht durch die Bäume. Jo und Simon preschten dahin und mussten dabei ständig herunterhängenden Zweigen oder hervorstehenden Baumwurzeln ausweichen. Die Hufe der Pferde donnerten auf dem ausgetretenen Pfad, und über ihnen wölbten sich die Baumwipfel wie ein grüner Baldachin. Endlich konnte Jo vor sich das offene Gelände unterhalb des Gipfels erkennen.
    »Lass sie laufen«, rief sie und trieb ihr Pferd zum Galopp an. Sie stürmten aus dem Wald hinaus in den Sonnenschein. Ihre Wangen waren gerötet, und der Wind trieb ihr die Tränen in die Augen. Jeden Muskel ihres Körpers angespannt, jagte sie über die Weide. Hinter sich hörte sie das Hufgetrappel von Simons Pferd. Bald hatte er sie eingeholt, und sie galoppierten Seite an Seite den Bergrücken entlang.
    »Wohin der Wind uns trägt«, juchzte Jo, und die frische Brise verwehte ihre Worte. Sie war so glücklich, Simon zu lieben und diesen Moment mit ihm teilen zu können. Sie zügelte ihr Pferd, ließ es erst traben und dann im Schritt gehen, bis sie den Aussichtspunkt erreicht hatten.
    »Wahnsinn«, jubelte Jo und hielt an.
    Keuchend, mit klopfendem Herzen und mit einem Strahlen im Gesicht blickte sie sich zu Simon um.
    »So oft habe ich davon geträumt, mit dir hier herauf zu reiten. Ich wollte, dass du meine Welt in all ihrer Schönheit siehst, nicht nur die Stadt.«
    Auf der anderen Seite des Tals schimmerten grüne Wiesen im Sonnenlicht. Die Schatten der Schäfchenwolken huschten über den Boden, und in der Ferne erhoben sich Felsvorsprünge zwischen graugrünen Eukalyptusbäumen.
    »Es ist atemberaubend«, rief Simon, die Zügel schlaff in der Hand, und ließ den Blick über die dunstig blauen Hügel am Horizont schweifen.
    Er fand die Aussicht malerisch, war allerdings von der Schönheit der Landschaft weder so hingerissen wie Jo, noch hatte er einen Sinn für die

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