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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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sich für ihre Tochter freute, hoffte sie insgeheim, dass Simon doch nicht die Liebe ihres Lebens war. Ihr graute bei dem Gedanken, dass Jo für immer nach England gehen könnte.
    Sobald Jo den ersten Fuß in den Stall setzte, ging schlagartig eine Veränderung mit ihr vor. Ein wenig besorgt beobachtete Simon, dass sich seine leidenschaftliche Geliebte in eine tüchtige und energische Geschäftsfrau verwandelte. Er hörte zu, wie sie mit Pete sprach, als wäre sie nie fort gewesen, die Pferde begrüßte und mit Gloria den Rennplan erörterte. Dabei fragte er sich, wo der zarte Schmetterling geblieben war, der bebend in seinen Armen gelegen hatte. Allerdings wusste Simon, dass er diese Frau, die ihm so viel bedeutete, nur halten konnte, wenn er sich mit ganzem Herzen auf ihre Welt einließ. Also tat er, was in seiner Macht stand, begleitete sie jeden Tag frühmorgens zur Bahnarbeit, half ihr beim Ausmisten und fuhr mit ihr in die Reha-Klinik, um Charlie zu besuchen.
    Inzwischen konnte Charlie bereits einige Zeit sitzend verbringen, seine Gebrechlichkeit und sein Geisteszustand erschreckten Simon dennoch. Jo hatte ihm nie erzählt, wie schwer ihr Vater von dem Schlaganfall betroffen war und dass er nur wirres Zeug redete. Dennoch entging ihm nicht, wie sehr Vater und Tochter einander liebten. Nach diesen Besuchen ertappte Simon sich dabei, dass er auf die Nähe zwischen den beiden eifersüchtig war.
    Die Tage rauschten vorbei wie im Fluge. Jo nahm Simon mit zu verschiedenen Rennen auf dem Land und auf die Rennbahn von Sydney und flog an einem Wochenende sogar mit ihm nach Flemington bei Melbourne. Simon beobachtete sie bei der Arbeit und merkte, wie sehr sie ihre Pferde liebte und dass die Tiere sie ebenfalls vergötterten. Das wahre Verständnis für ihre Leidenschaft fehlte ihm jedoch. Außerdem fiel ihm auf, welchen Respekt die Mitarbeiter der Kingsford Lodge ihr entgegenbrachten.
    »Unsere Jo hat Mumm in den Knochen«, sagte Archie, wie immer mit breitem schottischem Akzent. Beim Sprechen bewegte er kaum die Lippen. »Es ist nicht einfach, wenn man sich ständig mit Vorurteilen gegen Frauen herumschlagen muss, aber sie gibt nicht auf. Stur wie ein Esel ist sie, doch darin ähnelt sie ihrem Vater.«
    Simon nickte. Archie erinnerte ihn in vielem an Neddy, den Besitzer der Orion-Ställe, in dessen Blick er dieselbe Hochachtung wider Willen gesehen hatte.
    »Nun, offenbar bist du fest dazu entschlossen, dich in einer Männerwelt durchzusetzen«, meinte Simon am Ende eines besonders anstrengenden Arbeitstages.
    »Bist du unter die Machos gegangen? Seit wann sind Pferde eine Männerwelt?«, fragte Jo mit einem schiefen Grinsen, während sie noch einmal einen prüfenden Blick in jede Box warf. Sie waren allein in den Ställen. Nur das Scharren der Pferde war zu hören.
    »Stimmt das etwa nicht?«, zog Simon sie auf. Dann wirbelte er sie im Kreis herum und küsste sie.
    »Nein«, entgegnete Jo und machte sich los. Wie immer empfand sie seine Nähe als erregend. »Ich muss die Futterbehälter kontrollieren. Eines der Mädchen hat das falsche Futter bestellt und schon angefangen, es an die Pferde zu verteilen.«
    Simon unterdrückte seinen Ärger und ließ sie los. Missmutig folgte er ihr in die große Scheune, in der das Heu gelagert wurde. Er sah zu, wie sie einen Blick in jeden Futtersack warf und ihn auf einer Liste abhakte. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, schlang die Hände um ihre Taille und küsste ihren Hals.
    »Es ist niemand hier, und diese Heuballen sehen ausgesprochen einladend aus«, meinte er, halb im Scherz.
    Aber Jo brummte nur etwas und machte sich los.
    »Verdammt, Jo, bist du denn immer im Dienst? Seit wir in Sydney sind, haben wir nicht mehr miteinander geschlafen«, brach es aus ihm heraus. »Was ist aus dem wunderschönen Mädchen geworden, mit dem ich auf Hawaii war?«
    Jo hielt inne, und ihr Stift verharrte in der Luft.
    »Sie ist hier«, erwiderte sie leise. Stift und Block landeten klappernd auf dem Betonboden, als sie Simon umarmte.
    »Wirklich?«, keuchte Simon und küsste sie feurig.
    Jo erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich und liebevoll. Ihre aufgestauten Gefühle brachen sich Bahn, sie schmiegte sich an ihn und genoss seine Erregung. Einige kurze Sekunden waren sie wieder in ihrem Tropenparadies. Dann wieherte ein Pferd in seiner Box, und Jo kehrte schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Es gab noch viel zu tun, bevor sie nach Hause fahren konnten. Mit einem Seufzer trat sie

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