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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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ganz allein geschafft«, sagte Phillip leise, als sie mit ihrem starken Fernglas, einem Geschenk von ihm zum dreiundzwanzigsten Geburtstag, den Weg des Pferdes zum Start verfolgte. Sleeper hatte Startposition Nummer drei am inneren Rand gezogen, sodass er das Feld sicher rasch hinter sich lassen würde.
    »Was ist denn da los?«, murmelte Jo, halb zu sich selbst, halb an Phillip gewandt.
    Sie beobachtete die Pferde, die sich vor der Abtrennung drängten, und wünschte, sie wäre nicht vor jedem Rennen so nervös. Pete hatte Sleeper bereits in die Startbox geführt. »Diese verdammten neuseeländischen Pferde, die sich einfach nicht einordnen können ... Bringt sie in die Boxen!«, rief sie und ruderte mit dem Arm. Einige Rennbesucher warfen ihr missbilligende Blicke zu.
    »Immer mit der Ruhe, Schneewittchen«, meinte Phillip und versetzte ihr einen Rippenstoß.
    »Ich bin ganz ruhig«, verkündete Jo, obwohl das ganz und gar nicht der Wahrheit entsprach.
    Wie immer war es ihr eine große Hilfe, Phillip neben sich zu wissen. Schließlich befand sich das letzte Pferd am Start, und die Pferdeführer zogen sich zurück. Jo hielt den Atem an, als die Schranken sich öffneten und die Pferde losliefen.
    »Los, Dopey«, schrie Jo, doch ihre Stimme wurde vom Kommentator übertönt.
    »Rosy Roesings Rain Maker hat die Führung übernommen, Red Rogue ist Zweiter, My Girl Dritte. Mein Gott, was ist mit unserem Favoriten geschehen? Er ist nicht gestartet. Hatte er einen Zusammenbruch? Nein, vom Tierarzt ist nichts zu sehen. Vielleicht bleibt Sleeper seinem Namen treu und ist eingeschlafen«, schloss der Kommentator lachend.
    Mit zitternden Händen richtete Jo ihr Fernglas auf die Box. Die Stimme des Kommentators zerrte an ihren Nerven. Sleeper! Was war passiert? Die Zuschauer um sie herum stöhnten ärgerlich und enttäuscht auf. Dann sah sie, wie das Pferd loslief. Damien kauerte wie ein hüpfender Ball auf seinem Rücken. Das Publikum feuerte ihn an, aber es war zu spät, denn die anderen Pferde hatten bereits die Hälfte der Renndistanz zurückgelegt. Selbst ein guter Steher wie Sleeper hatte keine Chance, sie einzuholen.
    Entsetzt sah Jo Rain Maker zu, der als Erster die Ziellinie überquerte. Sleeper wurde Fünfter. Es war zwar eine gewaltige Leistung gewesen, so weit aufzuschließen, doch das konnte weder Jo noch die vielen erbosten Zuschauer trösten, die hohe Summen auf das Pferd gesetzt hatten. Jo drängte die Tränen der Wut und Enttäuschung zurück, bahnte sich einen Weg durch die Menge und hastete zur Koppel.
    »Was ist passiert?«, fragte sie barsch, nahm dem Stallburschen, der das Pferd wegführen wollte, die Zügel ab und versuchte keuchend, mit Damien Schritt zu halten. Aber der war zu erschüttert, um zu sprechen. Jo musste ihre Ungeduld bis nach dem Wiegen des Jockeys zügeln.
    Phillip und Jo untersuchten das Pferd, konnten aber nichts feststellen.
    »Was war am Start los?«, wollte Jo wissen, als Damien endlich erschien. Aber der Jockey war völlig ratlos.
    »Er wollte einfach nicht laufen, bis es zu spät war«, lautete sein einziger Kommentar.
    Zurück im Stall, bat Jo Phillip, einen weiteren Urintest durchzuführen, um sicherzugehen, dass dem Pferd nicht unbemerkt vom Turniertierarzt ein Betäubungsmittel verabreicht worden war. Doch auch davon keine Spur.
    Beim Training am nächsten Montag beobachtete Jo Sleeper genau, aber er arbeitete gut mit und verfiel erst in seine übliche Schläfrigkeit, als er nicht mehr gefordert wurde.
    »Keine Ahnung, woran es lag. Vielleicht hatten wir einfach nur eine Glückssträhne, und die ist jetzt vorbei«, sagte Jo, glaubte aber selbst nicht, was sie sagte.
    Das Pferd war gesund und konnte sämtliche Konkurrenten mühelos abhängen. Schließlich hatte es das im vergangenen Jahr auf allen möglichen Rennbahnen und unter den verschiedensten Bedingungen bewiesen.
    Erst am darauffolgenden Freitag klärte sich das Geheimnis auf. Da sie zwanzig Pferde bewegen mussten und ein Reiter erkrankt war, dauerte die Bahnarbeit länger als gewöhnlich. Jo war mit Let’s Talk beschäftigt, einem eleganten, prachtvollen Tier, das sie bei der letzten Osterauktion gekauft hatte. Neben Winks, der die Zeit nahm, stand sie auf dem Dach des achteckigen Beobachtungsturms.
    »Ich begreife nicht, was diesem Pferd fehlt. Du vielleicht?«, murmelte Jo. Winks betrachtete Sleeper, der ruhig dastand, und begann zu kichern.
    »Der Frechdachs ist einfach eingeschlafen. Mein Großvater hatte auch so ein

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