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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Jockey aller Zeiten zu machen, war es eine persönliche Genugtuung für sie, seinen Umzug in die Kingsford Lodge in die Wege zu leiten. Außerdem würde sie ihm alle Möglichkeiten geben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Verdutzt nahm Damien wieder Platz. Jo ging zur Tür und rief nach Gloria.
    »Könntest du uns bitte Kaffee und zwei große Hamburger bringen? Uns knurrt der Magen.« Das Geräusch der Schreibmaschine verstummte. »Ihr offizieller Ausbilder wird natürlich Mr Kingsford sein, aber Ihre Anweisungen bekommen Sie von mir.« Damien nickte.
    »Und jetzt erkläre ich Ihnen, wie wir in der Kingsford Lodge arbeiten und was ich von meinen Jockeys erwarte.«
    »Ich weiß nicht, ob es klug ist, den jungen Cardelli einzustellen«, meinte Pete am folgenden Tag leise im Schuppen zu Jo. »Die Leute mögen es nicht, wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, und genau das hat er getan. Du wirst dir Feinde machen, Jo.« – »Ich weiß nur, dass er gegen ein Scheunentor gelaufen ist. Falls dir etwas anderes zu Ohren gekommen sein sollte, Pete, spuck es aus. Damien hat das Zeug zu einem guten Jockey, und ich will ihm eine Chance geben.«
    Mit einem zweifelnden Blick auf Jo machte sich Pete wieder daran, die Pferde und Reiter einzuteilen, denn er wusste, dass es zwecklos war, mit ihr zu streiten.
    Nachdem Jo Damien eingestellt hatte, bestand sie darauf, dass er zum Arzt ging. Dieser bestätigte ihren Verdacht, dass er sich einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte. Außerdem hatte er zwei gebrochene Rippen und einige dicke Blutergüsse an Rücken und Beinen. Anfangs betraute sie ihn mit leichten Aufgaben in den Ställen, damit er sich wieder erholen konnte. Doch sobald er wieder genesen war, durfte er an der Bahnarbeit teilnehmen.
    Damien schäumte über vor Begeisterung. Er betete Jo an, und nichts war ihm zu mühsam oder zu umständlich, wenn er ihr damit eine Freude machen konnte. Jo stellte fest, dass ihr Instinkt sie nicht getrogen hatte. Er konnte mit Pferden umgehen und lernte schnell. Nachdem sie ihn einige erprobte Tiere hatte reiten lassen, setzte sie ihn auf Sleeper und merkte sofort, dass Pferd und Reiter sich auf Anhieb verstanden und von Woche zu Woche bessere Leistungen zeigten. Damien ging sehr gut auf Sleeper ein. Die Augen des Pferdes begannen jedes Mal zu leuchten und es erhielt einen Vorgeschmack auf den Sieg, wenn sie zusammen die Rennbahn entlangpreschten. Allerdings war auch Damien machtlos dagegen, dass Sleeper in eine Art Wachkoma verfiel, sobald die Arbeit vorbei war oder er herumstehen und warten musste.
    In den nächsten sechs Monaten besuchte Jo mit Damien und Sleeper verschiedene Rennbahnen in der Provinz. Während das Pferd sich eingewöhnte, erkannte Jo auch bei Damien ein neues Selbstbewusstsein, das sich völlig von seiner früheren großspurigen Art unterschied. Er war stets gut gelaunt und strotzte vor Tatendrang, was sich auch auf die Pferde übertrug.
    Bald gewann er die ersten Rennen. Die Wetteinsätze wuchsen, da Pferd und Reiter immer häufiger vor dem restlichen Feld die Ziellinie überquerten und sich das Talent von Sleeper und Damien Cardelli mehr und mehr herumsprach.
    Dringend benötigte Preisgelder flossen, und wenig später erschienen, wenn auch noch zögerlich, die ersten Pferdebesitzer wieder in der Kingsford Lodge.
    »Du hast auf einen Sieger gesetzt, Schwesterherz«, meinte Bertie bei einem sonntäglichen Grillabend, zog ein Bündel Banknoten heraus, schwenkte es vor Jos Nase und steckte es zurück in seine überquellende Brieftasche. »Nicht schlecht für einen Nachmittag.«
    Inzwischen war Bertie Anwalt bei einer angesehenen Kanzlei und prahlte mehr denn je. Außerdem wohnte er wieder zu Hause und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, gegen Jo zu sticheln. Heute jedoch freute Jo sich so über ihren letzten Erfolg, dass sie sich die gute Laune nicht verderben lassen wollte.
    »Dann kannst du mir ja das Geld zurückgeben, das ich dir geliehen habe«, erwiderte sie und streckte die Hand aus.
    Dabei fragte sie sich, wie sie nur so dumm hatte sein können, ihm überhaupt etwas zu leihen. Aber er war so verzweifelt gewesen, dass sie sich erweichen ließ.
    »Äh, da gibt es ein kleines Problem. Ich muss erst meine Schulden bei ein paar anderen Leuten bezahlen. Du bekommst das Geld Ende der Woche. Versprochen!«, meinte er rasch.
    »Ach, Bertie, ich gehöre auch zu diesen Leuten. Letzte Woche hast du mir dasselbe erzählt«, beharrte Jo.
    »Pst. Sonst hört uns noch

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