Wohin der Wind uns trägt
zusammen hingehen. Möchtest du mich begleiten? Sie ist schrecklich neugierig auf dich, und ich möchte sie nur ungern enttäuschen.« Jo sah ihn mit einem treuherzigen Augenaufschlag an. »Ich schwöre, mich nicht aufzuregen, herumzubrüllen oder mit Champagnergläsern zu werfen, und außerdem kenne ich einige einflussreiche Leute.«
»Willst du mich bestechen?«, fragte Phillip mit belegter Stimme.
»Könnte sein. Bitte sag ja.«
»Ist dir klar, dass ich zwei linke Füße habe?«
»Das ist mir egal. Dann führe ich eben«, erwiderte Jo grinsend und bedachte ihn mit einem flehenden Blick.
Sie sah so weich und anschmiegsam aus, dass Phillip am liebsten sofort mit ihr ins Bett gegangen wäre.
»Das ist dir durchaus zuzutrauen. Wie soll ich ablehnen, wenn du mich so anschaust?«, antwortete Phillip mit klopfendem Herzen. Er fragte sich, wie er einen ganzen Abend mit Jo in seinen Armen überstehen sollte, ohne den Verstand zu verlieren. Schon seit langem sehnte Phillip sich nach einer engeren Beziehung, doch wegen der anstrengenden Vorbereitungen auf den Melbourne Cup musste das Privatleben zurückstehen.
Endlich waren es nur noch drei Wochen bis zum Rennen, und in drei Tagen sollten Jo und Phillip nach Melborune fliegen. Phillip erschien zehn Minuten zu spät zu seiner üblichen Runde. Er traf Jo dabei an, wie sie – eine Mistgabel in der Hand – einer Pferdepflegerin die Leviten las.
»Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, schrie Jo Phillip an und unterbrach ihre Schimpftirade, während die Pferdepflegerin mit kreidebleichem Gesicht auf der Stelle verharrte.
»Sei vernünftig und beruhige dich«, befahl Phillip. Er nahm ihr die Mistgabel ab und warf sie dem Mädchen zu, das sofort in die nächste Box verschwand und sich eilig an die Arbeit machte. Wütend blitzte Jo Phillip an.
»Wage es nie wieder, mich in meinem eigenen Stall so zu behandeln«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Was zum Teufel sollte das gerade?«, erkundigte sich Phillip und packte sie an den Schultern. Am liebsten hätte er sie geschüttelt, doch er stellte erschrocken fest, dass sie am ganzen Körper glühte.
»Die dumme Kuh hätte mit der Mistgabel beinahe ein Pferd aufgespießt«, tobte Jo.
»Du bist krank, Jo.« Offenbar hatte sie hohes Fieber.
»Es geht mir ausgezeichnet«, protestierte Jo – und fiel in Ohnmacht. Phillip machte einen Satz nach vorn, um sie aufzufangen, doch zu spät. Ihr Kopf schlug mit einem dumpfen Knall auf dem Beton auf. Entsetzt kniete er sich neben sie und befühlte ihre heißen Wangen und die eiskalten Hände.
»Jo! Jo! Kannst du mich hören?« Er gab ihr kleine Klapse auf die Wangen, bis sie die Augen aufschlug und ins Leere starrte. Langsam kam sie wieder zu sich, murmelte etwas Unverständliches und wollte sich aufsetzen.
»Nicht bewegen«, befahl Phillip.
Besorgt nahm er sie vorsichtig auf die Arme und trug sie ins Büro. Er bettete sie auf die Liege, auf der sie manchmal ein Nickerchen hielt. Dann rief er Gloria und bat sie, den Arzt zu verständigen. Dieser diagnostizierte eine schwere Mandelentzündung und verschrieb ein Antibiotikum und zwei Wochen Bettruhe.
»Das ist doch Unsinn«, krächzte Jo kreidebleich.
Einen Tag später, inzwischen hatte sich ihr Kopf wieder etwas beruhigt, rief sie Gloria wegen der Flugtickets an. Anschließend überredete sie Jackie, die Haushälterin, ihr beim Packen für Melbourne zu helfen. Sie telefonierte außerdem mit Pete, um sich zu vergewissern, dass alles vorbereitet war für den Flug der Pferde zu den in Flemington gemieteten Ställen. Zu guter Letzt meldete sie sich bei Phillip. Da dieser wusste, dass Jo nicht von der Reise abzubringen war, versicherte er ihr, es habe sich nichts an ihren Plänen geändert. Let’s Talk gehe es großartig, und er werde mit dem Wagen zum Flughafen fahren.
Zumindest würde er vor Ort sein, falls es Schwierigkeiten gab, dachte er, während er das letzte Paar Socken in den Koffer stopfte und ihn zuklappte.
»Du passt schon wieder auf mich auf«, sagte Jo heiser.
Ein Signallämpchen forderte die Fluggäste zum Anschnallen auf. Die Medikamente wirkten, und sie fühlte sich bereits viel besser.
»Irgendjemand muss es ja tun.«
Phillip lächelte ihr liebevoll zu. Er beugte sich zu ihr hinüber, damit sie ihn trotz der dröhnenden Triebwerke verstehen konnte, küsste sie auf die Wange und grinste spitzbübisch.
»Weißt du was? Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob du ein temperamentvoller
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