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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Vollblüter oder einfach nur ein störrisches Maultier bist.«

24
    Nach ihrer Ankunft in Melbourne war Jo hauptsächlich damit beschäftigt, den Pferden bei der Eingewöhnung zu helfen und sie in der neuen Umgebung zu trainieren. Obwohl die Tiere häufig reisten, brauchten sie eine Weile, um sich an die unbekannten Ställe und die fremden Bedingungen anzupassen. Diesmal war es umso wichtiger, weil von den bevorstehenden Rennen viel abhing.
    Mit Hilfe des Antibiotikums fühlte sich Jo bald besser. Sie fiel zwar jeden Abend erschöpft ins Bett, doch die Vorfreude auf die Festlichkeiten, die Aufregung, die in der Luft lag, und ihr Tatendrang verliehen ihr Flügel. Sie stellte fest, dass die Pferde sich mit jedem Tag mehr zu Hause fühlten.
    Let’s Talk, erfreut über neues Publikum, forderte noch frecher als sonst Beifallsbekundungen ein, eroberte sämtliche Herzen im Sturm und sorgte bei der Bahnarbeit für willkommene Abwechslung. Er ließ sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken, galoppierte mit langen, gleichmäßigen Schritten über die Bahn und lief Rekordzeiten. Seine kräftigen Beine schimmerten in der Morgensonne.
    Jo bereitete das Rennen in der Gegenrichtung immer noch Kopfzerbrechen. Das war ein Problem, an dem sie und Damien täglich feilten. Zurück in seiner Box versuchte sie das Pferd so gut wie möglich zu beruhigen – so, wie sie es damals bei Outsider gemacht hatte. Sie sprach leise mit dem großen Tier, rieb ihn mit Kräuterextrakten ein, beschwichtigte und liebkoste ihn, bis er verzückt mit den Augen rollte und zärtlich an ihrer Schulter zupfte.
    »Auf dem schweren Untergrund hat er sich heute erstaunlich wacker geschlagen«, meinte Pete zu Jo am Vorabend des Renntages. Sie sahen zu, wie Phillip Let’s Talk in seiner Box untersuchte, während Arctic Gold, der die Nachbarbox bewohnte, sein Futter verlangte.
    »So lange er die Zuschauer auf seiner Seite hat, wird er es schaffen«, erwiderte Jo, die einen dampfenden Kaffeebecher mit beiden Händen umfasst hielt.
    In den letzten zweieinhalb Wochen hatte sie sich vollständig von der Mandelentzündung erholt, doch der Morgen war feucht, kalt und bewölkt, sodass sie fröstelte. Jo hatte ihr Möglichstes getan. Nun waren Damien und Let’s Talk an der Reihe. Sie zog die Jacke enger um sich. Im nächsten Moment stieß sie einen Freudenschrei aus, denn sie erkannte die große schlanke junge Frau in alten Jeans und einem Pullover, die gerade in den Stall kam.
    »Emma«, jubelte sie, drückte einem Pferdepfleger den Kaffeebecher in die Hand und stürmte auf ihre Freundin zu, um ihr um den Hals zu fallen.
    »Ich habe Davie gesagt, dass man dich nur erwischt, wenn man mitten in der Nacht aufsteht«, meinte Emma lachend und drückte Jo an sich. Dann traten die beiden zurück und musterten sich, einander immer noch an den Händen haltend.
    »Du siehst toll aus. Dünner, aber richtig super«, verkündete Emma und betrachtete Jos mageres bleiches Gesicht. Sie spürte die Kraft und den Tatendrang, die ihre Freundin ausstrahlte.
    »Du bist auch nicht gerade eine Vogelscheuche. Hast du gut hergefunden? Ach, ich freue mich so, dich zu sehen. Wo hast du deinen Rockstar gelassen?«
    »Der liegt noch schnarchend im Hotel. Ein Frühaufsteher wird er wohl nie werden«, antwortete Emma lachend und streckte Jo ihren Finger hin, an dem ein gewaltiger Diamant funkelte.
    Mit einem Jubelruf fiel Jo Emma noch einmal um den Hals, und der Stall hallte von ihrem Gelächter wider, bis die Pferde neugierig die Köpfe aus den Boxen steckten, um herauszufinden, was das für ein Radau war.
    »Komm, ich stelle dir meine besten zwei- und vierbeinigen Freunde vor, und dann verschwinden wir«, verkündete Jo und zog Emma zu Phillip hinüber, der sich gerade mit Pete unterhielt. Sie machte Emma rasch mit beiden Männern bekannt und führte sie in den Ställen herum. Die Pferde musterten die junge Frau, einige zupften an ihrer Kleidung, andere beschnupperten sie aufmerksam oder betrachteten sie aus großen dunklen Augen, während Emma ihre weichen Nüstern streichelte.
    »Und das hier ist unser Komiker«, meinte Jo liebevoll und tätschelte Let’s Talk, der beim Anblick einer Fremden sofort den Kopf hin und her warf und anfing, mit dem Huf zu scharren.
    »Du musst applaudieren«, lachte Jo.
    Emma gehorchte. Zufrieden verbeugte sich Let’s Talk, beruhigte sich wieder und zog die Oberlippe hoch, um Jo liebevoll in die Schulter zu kneifen. Emma kicherte und freute sich am Glück

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