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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Kindern nach dem Umzug nach Sydney nie verboten, ihre Großmutter zu besuchen. Elaine liebte Bertie zwar auch, hatte aber ein eher distanziertes Verhältnis zu ihm. Außerdem war er ihr immer ein wenig fremd geblieben, denn er interessierte sich weder für Pferde noch für die Arbeit auf einem Gestüt. Wie seine Mutter, die jahrelang vergeblich zu verbergen versucht hatte, wie sehr sie Dublin Park verabscheute, bevorzugte Bertie das Stadtleben. Also waren es immer nur Jo und Rick gewesen, die die Schulferien bei ihrer Großmutter verbrachten. Die beiden waren unzertrennlich, heckten alle möglichen Streiche aus, bestanden darauf, jedes Pferd zu streicheln, und gaben allen neugeborenen Fohlen, Kälbern und Küken Namen.
    Nach Sids Tod und dem Streit zwischen Charlie und Wayne hatte Elaine die kindliche Ausgelassenheit der Geschwister als heilsame Ablenkung empfunden. Und mit zunehmendem Alter hatten die Zwillinge gelernt, sich auf dem Gestüt nützlich zu machen. Sie fütterten die Tiere, ritten die Pferde und begleiteten die Tierärztin auf ihrer täglichen Runde, wenn sie kam, um nach den trächtigen Stuten zu sehen. Damals war das Gestüt noch ein riesiges Anwesen mit jeder Menge Personal gewesen, und Rick, der reizende Junge, hatte jeden Mitarbeiter beim Namen gekannt. Mit Daisy, dem uralten klapprigen Auto, hatten die Zwillinge in Dublin Park das Fahren gelernt.
    Elaine warf einen Blick auf das stille junge Mädchen neben sich, das Charlie in so vieler Hinsicht ähnelte. Sie schien all ihre Lebensfreude verloren zu haben, und Elaine zermarterte sich das Hirn nach tröstenden Worten.
    Jo spürte die Augen ihrer Großmutter auf sich.
    »Rick hat den Dicken da Blondie genannt«, meinte sie und zeigte mit zitternder Stimme auf einen Goldfisch. Dann wandte sie sich zu Elaine um. Ihre Augenlider waren gerötet.
    »Ach, Gran, wie soll ich nur ohne ihn klarkommen? Dad ist so verschlossen, und mit Mum kann man nicht reden. Ich vermisse Rick so sehr.« Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern.
    Liebevoll nahm Elaine Jo in die Arme und drückte sie fest.
    »Du wirst es schaffen, so wie wir alle«, sagte sie leise, das Gesicht an Jos Schulter geschmiegt. »Wir Kingsford-Frauen sind stark. Gib deinen Eltern Zeit, insbesondere deiner Mutter. Sie muss sich erst einmal an die Situation gewöhnen.«
    Zitternd seufzte Jo auf und klammerte sich an ihre Großmutter; ihre Worte und ihr warmer Körper boten ihr ein wenig Geborgenheit.
    Mit tränenblinden Augen starrte Elaine auf einen Busch rosa blühender Kamelien. Die Umarmung empfand sie als ebenso tröstlich wie Jo. Wieder sah sie vor sich, wie die Zwillinge aufgeregt zur Koppel mit den Hengsten stürmten. Das blonde Haar der Kinder schimmerte in der Sonne, und ihr Lachen hallte über das Tal. Sie hing ihren Erinnerungen nach.
    Elaines Leben war nicht leicht gewesen, aber sie fand, dass sie im Großen und Ganzen Glück gehabt hatte. Nach der frühen Heirat in Jugendjahren zog sie stets mit Sid an einem Strang, und sie bauten sich gemeinsam eine Zukunft auf. Ihre Liebe zueinander und zu ihren Pferden hatte ihnen auch in schwierigen Zeiten Kraft gegeben. Als die Kinder – erst Wayne, dann Charlie und zum Schluss die kleine Jeannie – geboren wurden, glaubte sich Elaine am Ziel ihrer Wünsche. Dublin Park wieder zu seiner alten Größe zu bringen und es zu einem der besten Gestüte für Vollblüter zu machen, war vor allem für Sid ein Lebenstraum. Doch mit einem Schlag war alles vorbei. Nie würde Elaine den Anblick seines leblosen Körpers vergessen, der im Stall zu Füßen seines Lieblingshengstes lag. Das Pferd stand still wie eine Statue, um seinen Herrn nicht zu gefährden.
    Die ersten Jahre nach Sids Tod waren die schrecklichste Zeit ihres Lebens gewesen. Charlie und Wayne stritten ständig. Waynes Spielsucht wurde zunehmend schlimmer, und Charlie wollte nicht verstehen, warum Elaine sich immer wieder von ihrem Ältesten um den Finger wickeln ließ. Schließlich hatte er von seiner Mutter verlangt, Wayne nicht mehr finanziell unter die Arme zu greifen. Er sah nicht ein, dass es sich bei Spielsucht um eine Krankheit handelte. Außerdem begriff er nicht, wie entsetzlich einsam sie sich ohne Sid fühlte. Wayne, der sich nie für Pferde interessiert hatte, beschloss schließlich, nach Südaustralien zu ziehen und dort eine Exportfirma zu eröffnen. Ihre Freude und heimliche Erleichterung darüber waren ihr noch so gegenwärtig, als wäre es erst gestern geschehen, ebenso ihre

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