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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Leben ruiniert.
    Als sie Winks umarmen wollte, hielt Charlie sie grob zurück.
    »Du kommst mit, während ich das erledige, weswegen ich eigentlich hier bin. Und dann fahren wir nach Hause«, befahl er.
    Traurig drehte Jo sich zu Winks um, aber der war verschwunden. Plötzlich fühlte sie sich so unbeschreiblich leer, dass sie zu weinen begann. Ärgerlich wischte sie sich über die nassen Augen und folgte eilig ihrem Vater, der mit großen Schritten auf das kranke Pferd zusteuerte.
    »Dad, bitte wirf Winks nicht wegen einer Sache raus, die ich ganz allein verschuldet habe«, stammelte sie.
    »Das Thema ist erledigt«, entgegnete Charlie barsch.
    »Dad, das ist ungerecht«, rief Jo. Ihr war ganz elend.
    »Mag sein, dass ich ungerecht bin, aber du verhältst dich leichtsinnig«, stellte Charlie fest. »Ständig missachtest du meine Anweisungen und weigerst dich zu gehorchen. In den Ställen bist du eine Gefahr für dich und andere.«
    Jo verschlug es die Sprache. Mit hochgerecktem Kinn kämpfte sie gegen die Tränen an und ließ sich von ihrem Vater weiterschieben.
    Drei Wochen später, die Jacarandas verstreuten gerade überall ihre lilafarbenen Blüten, nahm eine bedrückt schweigende Jo ihren Platz neben Nina in der Maschine in die Schweiz ein.
    »Du wirst deiner Mutter gehorchen«, waren die einzigen Abschiedsworte ihres Vaters gewesen.
    Niedergeschlagen blickte Jo aus dem kleinen Fenster und sah zu, wie Sydney unter ihr verschwand. Sie war wütend auf ihren Vater, weil dieser sich einfach geweigert hatte, sie anzuhören. Noch mehr ärgerte sie sich jedoch über sich selbst. Sie hatte das Vertrauen und den Respekt ihres Vaters verloren. Am schlimmsten war, dass er sie im Umgang mit Pferden für unzuverlässig hielt.
    Heimlich wischte sie sich über ihre nasse Wange. Wenn doch nur Rick noch leben würde – dann wäre es nie so weit gekommen.

Zweiter Teil

8
    Jo schlug den Ball und schmetterte ihn mit aller Kraft quer über den Aschenplatz zu ihrer Gegnerin Emma Banford hinüber. Sie war rot im Gesicht und mit ihren Gedanken nicht beim Tennis. Es war ein milder Nachmittag in dem exklusiven Mädchenpensionat Villa Pierrefeu unweit von Montreux. In zwei Wochen sollten die Osterferien beginnen, und Jo war wütend.
    »Spiel, Satz und Sieg«, rief der Schiedsrichter, als Jo den Ball ins Netz schlug.
    »Mist«, grummelte Jo und wischte sich das Gesicht mit ihrem T-Shirt ab. Ohne die atemberaubende Bergkulisse eines Blickes zu würdigen, lief sie auf die hochgewachsene Brünette zu, die ihr lächelnd entgegengerannt kam. Jenseits des Tennisplatzes fing sich der Sonnenschein an den schneebedeckten Gipfeln der Berge, in deren Nähe die Schule lag. Hell glitzerte unter ihnen der Genfer See, der sich von Montreux bis hinüber nach Frankreich erstreckte.
    »Was ist mit dir los, Jo? Seit wann lässt du dich von mir besiegen?«, wunderte sich Emma.
    Die beiden Mädchen schüttelten sich die Hand und gingen vom Platz. Für gewöhnlich waren sie einander ziemlich ebenbürtig, hatten Spaß am sportlichen Wettstreit und spielten normalerweise drei Sätze. Heute jedoch waren Jos Aufschläge eine Katastrophe gewesen, und sie hatte sogar einfache Bälle verschlagen.
    »Frag lieber nicht, Emma. Ich wusste gar nicht, dass ich so miserabel spielen kann«, erwiderte Jo stirnrunzelnd und betrachtete Emma, die dafür, dass sie sich gerade körperlich angestrengt hatten, erstaunlich frisch aussah.
    Sie griff nach ihrem Handtuch, trocknete sich das Gesicht ab und schlüpfte rasch in ihre Jacke. Sie fröstelte, weil der Schweiß zu trocknen begann. Nachdem sie sich das Handtuch über die Schulter gelegt hatte, lutschte sie gierig an dem Orangenviertel, das eine ihrer Schulkameradinnen ihr reichte, die heute als Balljunge fungierte.
    Jo hatte schlechte Laune. Obwohl es sich heute nur um ein Freundschaftsspiel handelte, hätte sie niemals zulassen dürfen, dass ihre Wut sich auf ihr Spiel auswirkte. Der schlaksige junge Mann, den die Schule als Tennislehrer beschäftigte, war zunächst daran gescheitert, ihr auch nur die Grundlagen dieses Sports zu vermitteln. Ohne Emmas Bemühungen hätte Jo sicher aufgegeben, bevor sie ihr Talent für das Tennisspiel entdeckte.
    »Ich habe einen Brief von Mum bekommen«, erklärte sie, öffnete das Haarband und schüttelte ihre lange blonde Mähne.
    »Oh«, meinte Emma und legte ihr ausgelutschtes Orangenviertel zurück auf den Teller. Briefe ihrer Mutter hatten meist keinen guten Einfluss auf Jos

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