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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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muß es durchaus jemand gewesen sein?« entgegnete Dani. »Bloß weil ich zufällig diese Dinger in meiner Kommode hatte.«
    »Du vergißt allerlei, Dani. Zum Beispiel die ärztliche Untersuchung, als du eingeliefert wurdest.« Sie holte einen andern Bogen hervor. »Soll ich dir vorlesen, was die Untersuchung ergeben hat?«
    »Das brauchen Sie nicht«, sagte Dani mürrisch. »Das kann beim Reiten passiert sein.«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist, Dani. Das ist die älteste Ausrede.« Sie beugte sich vor. »Ich versuche doch, dir zu helfen, Dani. Ich möchte nicht, daß der Richter dich wegschickt und es dir geht wie Sylvia.«
    Dani sah sie groß an und schwieg.
    »Sag mir lieber, was passiert ist. Hat er dich vergewaltigt?« Sie sah Dani ernst an. »Wenn es so ist, sag mir’s. Vielleicht trägt es dazu bei, daß der Richter besser versteht, was du getan hast. So etwas würde er natürlich sehr in Betracht ziehen, wenn er seine Entscheidung trifft.«
    Dani schwieg einen Augenblick. Sie sah Miss Jennings starr in die Augen. »Ja«, sagte sie endlich mit leiser Stimme, »er hat mich vergewaltigt.« Sally erwiderte den Blick schweigend.
    »Nun, und?« fragte Dani. »Sie wollten doch durchaus, daß ich das sage?«
    Die Psychologin lehnte sich mit einem Seufzer der Enttäuschung zurück. »Nein, Dani. Ich wollte, daß du mir die Wahrheit sagst. Aber du tust es nicht. Du lügst.« Sie drückte wieder auf den unsichtbaren Knopf und stellte das Tonband ab. »Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich belügst.«
    Dani senkte den Blick. »Ich möchte nicht mit Ihnen darüber sprechen, Miss Jennings. Ich möchte am liebsten überhaupt nicht an irgend etwas denken, das vorher geschehen ist. Ich möchte am liebsten die ganze Geschichte vergessen.«
    »So leicht geht das nicht, Dani. Der einzige Weg, dich von dem freizumachen, was dich bedrückt, ist der: es offen darzulegen und den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Dann wirst du verstehen, warum du getan hast, was du getan hast, und dann wirst du selbst dafür sorgen, daß so etwas nicht wieder geschieht.«
    Dani blieb stumm.
    Die Psychologin läutete nach einer Aufseherin. »Es ist gut, Dani«, sagte sie mit schwerer Stimme. »Du kannst gehen.«
    Dani stand auf. »Morgen um dieselbe Zeit, Miss Jennings?«
    »Ich glaube nicht, Dani. Ich glaube, wir haben getan, was wir konnten. Es hätte wenig Sinn, weiter darüber zu diskutieren, meinst du nicht auch?«
    Dani sah sie an. »Ich glaube, Sie haben recht, Miss Jennings.«
    »Natürlich bin ich immer für dich zu sprechen, wenn du es wünschst, Dani.«
    »Ja, Miss Jennings.«
    Es klopfte an der Glastür. Die Psychologin stand auf. »Alles Gute, Dani.«
    »Ich danke Ihnen, Miss Jennings.« Dani wollte zur Tür,
    wandte sich aber wieder um. »Miss Jennings?«
    »Ja, Dani?«
    »Es ist wegen Sylvia«, sagte Dani. »Meinen Sie nicht auch, sie wäre nie ins Unglück gekommen, wenn die Jungens, die sie kannte, eigene Wagen gehabt hätten?«
    Miss Jennings unterdrückte ein Lächeln. Keine schlechte Kur gegen manche Formen der Jugendkriminalität! Gebt ihnen alle eigene Wagen! »Nein, das meine ich nicht«, sagte sie und setzte eine ernste Miene auf. »Siehst du, was Sylvia mit den Jungens getrieben hat, war unrecht. Wenn es nicht die Autos waren, die die Jungens stehlen sollten - auf ihren Wunsch! -, so wäre es etwas anderes gewesen. Was Sylvia wirklich tat, war das: Sie sollten ihr beweisen, daß sie ihrer Gunst würdig waren. Sie hatte das Gefühl, wenn die Jungens ein wirkliches Unrecht begingen, dann kam ihr das, was sie selber machte, längst nicht so schlecht vor. Es war einfach ihre Art, ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen.«
    »Ach so.«, sagte Dani nachdenklich. Sie sah die Psychologin an. »Vielleicht sehe ich Sie noch, ehe ich weggehe?«
    »Jederzeit, wenn du willst, Dani«, sagte Miss Jennings. »Ich bin immer für dich da.«
    Die Barbary Coast ist nichts als eine Reihe schmutziger grauer Gebäude, die jetzt größtenteils als Lagerhäuser und kleine Fabriken dienen. Dazwischen hier und da ein Nachtlokal, das um sein Dasein ringt, indem es die Sünde und den Glanz längst vergangener Zeiten feilbietet. Die besten dieser Lokale sind noch die Läden zu ebener Erde, die sich auf Jazz umgestellt haben, zumeist auf modernste Combos oder auf den Stil von Chicago und New Orleans.
    Sie sind eine Attraktion für die aficionados und die CollegeJugend, die halb träumend herumsitzen und den fremdklingenden Tönen lauschen, die dort

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