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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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im Namen einer neuen Kunstform produziert werden.
    Die schlechtesten Lokale an der Barbary Coast sind traurige Imitationen von Nachtklubs in besseren Gegenden der Stadt. So ein Lokal war der >Money Treec.
    Es war fast Mitternacht, als ich vor dem >Money Tree< stehenblieb.
    Links und rechts der Tür hing je eine lange schmale Fotografie. Die beiden Bilder waren völlig gleich. Eine üppige, lüstern blickende alte Person in einem schulterfreien, engsitzenden Abendkleid, das für ihre eingeschnürte Figur vier Nummern zu klein war, und mit einem Mund voll prächtig neuer Zähne. Über den Bildern stand mit großen Buchstaben: MAUDE MACKENZIE singt!
    Hätte ich mich amüsieren wollen, so wäre dies Bild wohl das
    letzte auf der Welt gewesen, was mich hätte anlocken können. Nun, ich war aus anderen Gründen hier. In diesem Laden arbeitete Anna Stradella, und ich wollte mich nach der letzten Nummer hier mit ihr treffen. Sie war Fotografin in diesem >Money Tree<.
    »Immer rein, Kumpel!« sagte der Portier. »Die Nummer geht gleich los.«
    Ich sah ihn an. »Ja, ich glaube, ich sehe sie mir an.«
    Er grinste und blinzelte. »Wenn Sie’s nervös macht, allein im Dunkeln zu sitzen, dann sagen Sie Ihrem Kellner bloß, Max läßt ihm bestellen, er soll was für Sie tun.«
    »Danke.« Ich ging hinein.
    Wenn die Straße draußen schon dunkel war, so war es innen erst richtig dunkel. Die eigenen Hände sahen aus, als gehörten sie einem Fremden. Das weiße Hemd des Oberkellners war ein heller Schimmer in so viel Schwärze. »Hatten Sie einen Platz bestellt, Sir?«
    Ich grinste im stillen. Ich sah genug weiße Tischtücher, um damit im Fernsehen bequem eine ganze Werbesendung für ein Waschmittel machen zu können. »Nein. Schon gut. Ich setz mich lieber an die Bar.«
    »Bedaure, Sir«, sagte er höflich, »an der Bar wird nur am Wochenende bedient.«
    Sie erlaubten sich allerlei in diesem Ausschank. Das Geschäft schien nicht grade glänzend zu gehen, wenn sie auf diese Art und Weise ihre drei Dollars extra für die Tischwäsche herauszuholen versuchten.
    »Ich habe da drüben einen hübschen Tisch frei.«
    Er hatte nichts anderes vor sich als eine Reihe hübscher Tische.
    Vielleicht zehn von den sechzig vorhandenen waren besetzt. Er hielt meinen Stuhl, während ich mich hinsetzte, dann blieb er
    stehen und wartete auf sein Trinkgeld. Ich gab ihm einen Dollar, und er verschwand. Vielleicht war er nicht ganz glücklich damit, aber es war besser als in die hohle Hand gespuckt.
    Der Kellner kam und kroch mir beinahe auf den Rücken. Ich bestellte einen Bourbon. Wasser brauchte ich nicht dazuzugießen, sie hatten es anscheinend gleich mit in die Flasche gefüllt. Ich trank einen Schluck und sah mich um. Anna Stradella konnte ich nirgends erblicken.
    Ich hatte sie nachmittags angerufen.
    »Haben Sie Ihren Bruder gefunden?« wollte ich wissen.
    »Noch nicht. Aber ich werde heute abend etwas erfahren.«
    »Ich kann Sie später wieder anrufen.«
    »Ich komme nachher nicht mehr nach Hause. Vielleicht holen Sie mich lieber von meiner Arbeit ab. Wenn ich dann schon Näheres weiß, können wir vielleicht sofort etwas unternehmen.«
    »Okay. Und wo arbeiten Sie?«
    »Im >Money Tree<. Das ist ein Nachtlokal in.«
    »Ich weiß, wo«, sagte ich. Sie mußte die Überraschung in meiner Stimme bemerkt haben.
    »Ich bin Fotografin dort. Ich arbeite für den Inhaber. Von fünf bis acht bediene ich beim Dinner in einem Restaurant am Kai. Von neun an bin ich im >Money Tree<.«
    »Um welche Zeit kommt die letzte Nummer?«
    »Heute abend sind nur zwei Vorstellungen. Um zehn und um Mitternacht. Die letzte Nummer ist kurz nach eins zu Ende.«
    »Ich werde Sie dort abholen.«
    »Es ist besser, Sie kommen herein. Wenn ich bis dahin noch nichts erfahren habe, kann ich es Ihnen sagen und brauche Sie nicht lange aufzuhalten.«
    »Gut.«
    »Und geben Sie dem Portier nicht Ihren Wagen. Das kostet gleich zwei Dollar Service. Es ist alles Nepp dort. Beim nächsten Block ist genug Platz zum Parken.«
    »Danke.«
    Ich legte auf, um gleich meine frühere Schwiegermutter anzurufen. »Sie weiß noch nicht, wo er ist. Aber ich werde sie spätabends treffen, und wenn sie es dann weiß, bringt sie mich zu ihm.«
    »Um die Zeit sind die Morgenzeitungen schon da. Die Annonce wird bereits drinstehen. Und damit weiß er, daß wir zahlen wollen.«
    »Was möchtest du also? Was sollen wir tun?«
    »Ich will diese Briefe haben. Wenn es sein muß, sag ihm, daß ich zahle. Wir

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