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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Laufjungen für ihn machst, Anna? Hoffentlich recht viel, denn deinen Job hast du wohl die längste Zeit gehabt.« »Nichts zahl’ ich ihr, Sie Trottel. Sie will nichts weiter, als Ihnen das Zuchthaus ersparen.«
    Anna ging. Renzo wandte sich an mich. »Meinetwegen brauchen Sie nicht rumzustehen. Sie können sich auch setzen und einen kippen.«
    »Nein, danke.«
    Er ging zum Schrank und holte eine Flasche heraus. »Bring ein bißchen Eis, Baby«, rief er dem Mädchen zu.
    »Hol dir’s doch selber«, sagte sie verdrossen.
    Renzo zuckte die Achseln. »Weiber!« sagte er verächtlich. Er ging zur Kochnische und öffnete den Kühlschrank, schlug ein paar Würfel aus dem Behälter und tat sie in ein Glas. Dann kam er zurück, goß Whisky darauf und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. »Der Tony hatte den Bogen vielleicht raus!«
    Ich schwieg.
    Er trank. »Alle sind sie auf ihn geflogen. Meine Schwester. Ihre Frau.
    Ihre Tochter. Der brauchte keine Nacht auszulassen, wenn er nicht wollte.«
    Ich beherrschte mich. Was half es - ich mußte mich an solche Gespräche gewöhnen.
    »Ihre Kleine war ganz scharf auf ihn. Warten Sie man, bis Sie die Briefe sehen. Die sind so heiß, daß das Papier knistert! Er muß sie gut angelernt haben - sie hatte ’ne richtige Sucht nach ihm. Und sie hat sich kein bißchen geniert, das haarklein aufzuschreiben. Was sie alles mit ihm machen möchte, wenn sie das nächstemal zusammen sind.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Unsinn. Ich war nicht hergekommen, um mir Sonette aus dem Portugiesischen abzuholen.
    »Aber Ihre Frau war auch nicht schlecht«, fuhr er fort. »Die rückte allerdings nicht so mit allem raus wie die Kleine. Aber dafür war sie eifersüchtig. In dem einen Brief schreibt sie selber, sie würde ihn glatt umlegen, wenn sie ihn mit ’ner andern erwischt. Na, die Kleine hat ihr die Arbeit abgenommen.«
    Ich schwieg noch immer.
    »Und meine dämliche Schwester! Sitzt da und wartet, daß Tony zu ihr zurückkommt.« Er lachte. »Er ist nur gekommen, wenn er mal Spaghetti essen und ’n guten alten italienischen Schluck trinken wollte. Wenn ihm das ganze noble Zeug, was er da oben kriegte, zum Halse raushing. Er sagte immer, ab und zu muß der Mensch Fleisch und Kartoffeln essen, Gänseleberpastete und Kaviar können einem verdammt über werden. Men-schenskind, der Tony war vielleicht ’ne Nummer!«
    Ich hörte draußen auf der Treppe Schritte. Auch Renzo hörte sie. Er hob sein Glas, als wolle er mit mir trinken. »Viel Glück.«
    Ich hörte, wie die Tür hinter mir aufging, aber ich drehte mich nicht um. Dann spürte ich einen scharfen Schmerz am Hinterkopf und stürzte kopfüber in das Dunkel, das vom Boden zu mir heraufstieg.
    Vor meinen Augen blitzten allerlei Lichter auf. Eins nach dem andern, und dazwischen fühlte ich, daß ich dahin und dorthin gestoßen wurde. Ich stöhnte und versuchte mich aufzurichten, brachte es aber nicht fertig in dem Nebel um mich herum. Dann gingen immer mehr Lichter aus, und zuletzt war keins mehr da. Bloß der scheußliche Schmerz in meinem Kopf.
    Von einem Guß eiskaltem Wasser wachte ich prustend auf. Ich schüttelte den Kopf und schlug die Augen auf. Johnny und Lorenzo standen neben mir. Ich sah an mir selbst hinunter. Splitternackt saß ich auf einem Bett.
    Ich hörte Kleidergeraschel und wandte den Kopf, in dem der Schmerz von einer Schädelwand zur andern prallte. Das Mädchen mit dem karottenroten Haar war gerade im Begriff, wieder in ihren Kimono aus der Grant Street zu schlüpfen.
    Ich versuchte, den Schmerz so weit zu beherrschen, daß er mir nicht den Schädel sprengte. Ich riß ein paarmal hintereinander die Augen weit auf und kniff sie wieder zusammen. Anscheinend half es. Allmählich begriff ich, was mir passiert war. Ich war ihnen wie ein Gimpel auf den Leim gegangen. Eine saubere Sache, die sie mit mir angestellt hatten.
    »Ihre Klamotten sind da drüben auf dem Stuhl«, sagte Renzo. »Wir gehen raus, während Sie sich anziehen.«
    Sie gingen und machten die Tür hinter sich zu.
    Ich saß auf dem Bett und hörte dumpf ihre Stimmen hinter der geschlossenen Tür. Ich fühlte mich keineswegs so wie in den Geschichten von Mickey Spillane. Nichts von Cloude Nine, nichts von wilden erotischen Träumen. Ich streckte den Hals und drehte den Kopf. Es tat verteufelt weh.
    Ich stolperte vom Bett ins Badezimmer, drehte die kalte Dusche an und hielt den Kopf darunter. Der Strahl stach wie Nadeln, aber er wirkte. Langsam ließen die

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