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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schon eine Wohltat, daß der Fabriklärm wenigstens eine Zeitlang aufhörte. Sie konnte Ruhe brauchen. Erst um vier Uhr morgens war sie ins Bett gekommen, denn sie hatte dafür sorgen müssen, daß alles für die Ausstellung am Nachmittag richtig vorbereitet war. Von draußen kam der brausende Beifall der Menge. Sie setzte sich auf und sah hinaus. Ein olivfar-bener Chevrolet der Army war an die Tribüne herangefahren und hielt genau unter der großen blauweißen E-Flagge der Fabrik - der Auszeichnung für »exzellente« Leistung.
    Wieder brausender Beifall, als ein Mann aus dem Rücksitz stieg und zur Tribüne hinaufging. Der Mann war natürlich ich.
    Ich tat gar nichts. Der Beifall machte mich verlegen. Hilflos sah ich beiseite. Ich war immer noch Neuling genug, um mir wie ein Idiot vorzukommen. Ich drehte mich um und blickte nach oben.
    Ein Mädchen stand am Fenster, genau über dem Eingang. Zuerst glitten meine Augen an ihr vorbei, dann kehrten sie zu ihr zurück - Reflex? Vorwissen? Kismet? Ich weiß es nicht. Jedenfalls trafen sich in jenem Bruchteil einer Sekunde unsere Blicke.
    Dann wandte sich Nora ärgerlich vom Fenster ab. Es war zuviel für sie. Sie gehörte nicht hierher, sie hätte von Anfang an niemals hier arbeiten sollen. Sie zögerte eine Sekunde, dann ging sie hinunter zur Personalabteilung. Eines Tages mußte sie doch Schluß machen warum nicht gleich heute? Am Tag ihrer ersten Ausstellung?
    Und nun war alles anders. Hier - auf der Ausstellung - war sie wieder ein lebendiger Mensch, und es geschah wieder etwas in der Welt um sie her. Sie schaltete sich in ein Gespräch ein, das Sam Corwin, der Kunsthistoriker des »Examiner«, mit einem Mann führte, den sie nicht kannte.
    »Assemblage ist die Kunst der Zukunft, das Zusammenwerfen«, sagte Sam. »Wir erleben jeden Tag, den der Krieg länger dauert, daß die einzig echte Kunst ein Resultat des Zufalls ist. Der Krieg zerstört die altüberkommenen Zielsetzungen des Menschen, und das einzige, was übrigbleiben wird, wenn das alles vorüber ist, wird ein Ergebnis des Zufalls sein. Deshalb ist Assemblage die einzige Kunstform, die den Versuch der Natur widerspiegelt, aus sich heraus etwas Bedeutendes zu verkörpern.«
    Sie stürzte sich kopfüber in das Thema. Jede Gelegenheit, eine Meinung zu äußern, die genau der von Sam Corwin entgegengesetzt war, nutzte sie aus. Sie erinnerte sich daran, wie auch sie von seinem Wissen beeindruckt gewesen war. Sie war noch nicht ganz siebzehn gewesen und eine begeisterte Kunststudentin, als sie eines Abends in seine Wohnung ging, um seinen klugen Worten zuzuhören. Das endete damit, daß sie ihre Meinungsverschiedenheiten mit zu Bett nahmen, um sie dort zu lösen. Sie erinnerte sich auch noch seines entsetzten Gesichts, als sie ihm nachher sagte, daß sie noch nicht in dem gesetzlichen Alter war.
    Jetzt drehte sie sich um und sah Sam ins Gesicht. »Ich bin anderer Meinung, Sam. Kunst ohne bestimmtes Ziel ist nichts. Sie drückt nur die Leere des Künstlers aus. Besonders in der Skulptur. Ein vollendetes Werk muß eine Aussage haben, selbst wenn sein Schöpfer der einzige Mensch ist, der sie versteht.«
    Sie lächelte dem Mann zu, den sie nicht kannte, und entschuldigte sich; sie streckte ihm die Hand entgegen: »Ich bin Nora Hayden - manchmal bringt mich Sam einfach auf die Palme!«
    Der kleine Mann mittleren Alters mit dem freundlichen Lächeln nahm ihre Hand. »Ich glaube, Sam tut das manchmal ganz absichtlich! Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Miss Hayden. Ich bin Warren Bell.«
    Überrascht hob sie den Blick. Warren Bell war einer der führenden Kunstgelehrten des Landes. »Professor Bell. welch eine Ehre!« Sie sah Sam vorwurfsvoll an. »Du hättest mich benachrichtigen müssen, Sam, daß Dr. Bell kommt.«
    »Schelten Sie ihn nicht, Miss Hayden. Tatsächlich hatte ich gar nicht vor herzukommen. Ich hatte mich mit Sam zum Lunch verabredet, und er hat mich einfach ins Schlepptau genommen. Da ich schon so viel von Ihrer Arbeit gehört hatte, konnte ich nicht widerstehen.«
    »Professor Bell plant eine Ausstellung zeitgenössischer amerikanischer Bildhauer unten im u.s.c.«, sagte Sam. »Ich meinte, daß keine solche Ausstellung vollständig wäre, wenn nicht ein Werk von dir dabei ist. Du siehst also, daß ich gar nicht so sehr gegen dich bin, wie du denkst.«
    Sie hob die Hände: »Ich bekenne mich geschlagen! Sam, du hast absolut recht. Assemblage ist die Kunst der Zukunft.«
    Alle lachten.
    »Ich

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