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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wie sie das Werk prüfend betrachtete, dann griff sie wieder nach meiner Hand. Ich spürte, wie sie zitterte.
    »Bitte. Ich wollte gar nicht, daß es so verdammt scheußlich klingt!« sagte ich.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, antwortete sie schnell. Jetzt waren ihre Augen dunkel, beinahe blauschwarz, wie die schweren Trauben in den Weinbergen von Sacramento. »Ich verstehe ganz genau, was Sie meinen.«
    »Ich glaube es Ihnen.« Ich lächelte. Dann sah ich weg. Ich konnte nicht mehr.
    »Wissen Sie«, sagte ich, »als ich erfuhr, daß ich zu dieser Sache hier kommen müßte, dachte ich mir’s schrecklich langweilig. Wieder so eine amerikanische höhere Tochter, die in Kunst macht, dachte ich mir.« Ich fand es sicherer, wieder von ihr zu sprechen. »Aber jetzt habe ich das Gefühl, daß Sie einigermaßen etwas können.«
    »Nicht nur einigermaßen, Luke!« Die wohlbekannte Stimme war direkt hinter mir. »Sie kann sehr viel!«
    Ich fuhr herum. Es war länger als drei Jahre her, daß ich diese Stimme gehört hatte. »Professor Bell!«
    Er war ganz aufgeregt und sichtlich erfreut, als er mir die Hand schüttelte. »Luke war vor ein paar Jahren mein Schüler«, erklärte er Nora. »Hauptfach Architektur.«
    »Baufach«, verbesserte ich in Erinnerung an unseren alten Streit. »Architektur ist nämlich etwas, worin die Tauben nisten können. Bauen ist etwas für Menschen.«
    »Der alte Luke, unverbesserlich!« Er blickte mir ins Gesicht, und ich las das Erschrecken in seinen Augen. Ich hatte dieses
    Erschrecken mehrmals in den Augen alter Freunde gesehen. Die kleinen Schrapnellnarben kreuz und quer in meiner kupferbraunen, ledernen Haut gehörten irgendwie nicht zu dem frischen Jungen, der in den Krieg gezogen war.
    »Nicht so ganz derselbe alte Luke, Professor«, sagte ich, um ihm darüber hinwegzuhelfen. »Es waren lange Kriegsjahre.«
    Und während der ganzen Zeit, die wir da standen, spürte ich, wie ihre Hand in der meinen immer wärmer wurde.
    Wir aßen in dem großen Speisezimmer, dessen Fenster über die niedrigeren Berge auf die Bucht hinaussahen. Reiche Eichentäfelung, ein großer runder Tisch, brennende Kerzen in schimmernden Silberleuchtern. Alle andern waren gegangen, wir waren nur zu dritt - Nora, ihre Mutter und ich. Ich saß der alten Dame gegenüber. Das alles hier war der gegebene Hintergrund für sie. Alles paßte zueinander. Sie saß hoch aufgerichtet und gerade -irgend etwas an ihr erinnerte mich an eine blitzende Stahlklinge.
    Sie war eine starke Persönlichkeit und sich in ihrer ruhigen, gemessenen Art ihrer Kraft bewußt. Und man spürte ständig ihre Klugheit, ohne daß sie diese jemals hätte beweisen müssen. Nach den Erzählungen meines Vaters waren viele Leute sehr überrascht gewesen, als sie mit dieser stillen jungen Witwe zu verhandeln hatten, die zwei große Vermögen geerbt hatte.
    »Mein verstorbener Mann hat oft von Ihrem Vater gesprochen.« Sie lächelte mir über den Tisch hinweg zu. »Sie waren sehr gute Freunde. Eigentlich sonderbar, daß wir uns nie begegnet sind.«
    Ich nickte stumm. Ich fand es nicht so sonderbar. Bis mein Vater im letzten Jahr seinen Dienst quittiert hatte, war er Postmeister in der kleinen südkalifornischen Stadt gewesen, in der ich geboren bin. Er gehörte so wenig zu Gerald Haydens Welt wie Hayden zu der seinen. Sie hatten nichts gemeinsam als die Erinnerung, während des Ersten Weltkriegs in derselben Kompanie gedient zu haben.
    »Ihr Vater hat meinem Mann im Ersten Weltkrieg das Leben gerettet - das wissen Sie sicher?«
    »Ich habe die Geschichte gehört. Nur war es gerade umgekehrt, wenn mein Vater sie erzählte.«
    Sie griff nach der kleinen silbernen Glocke, die vor ihr auf dem Tisch stand. Ein zartes Läuten. »Wollen wir im Wintergarten Kaffee trinken?«
    Ich sah hinüber zu Nora. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Geh nur mit Major Carey hinüber, Mutter«, sagte sie, »ich habe um acht eine Verabredung in der Stadt unten.«
    Ein leichter Schatten überflog Mrs. Haydens Stirn und verschwand wieder. »Ach, wirklich, Kind? Mußt du.?«
    Nora sah ihre Mutter nicht an. »Ich habe Sam Corwin zugesagt, mit ihm seine Pläne für eine Ausstellung moderner Architektur durchzusprechen.«
    Mrs. Hayden blickte auf mich, dann auf Nora. Ihr Ton deutete nur leisesten Widerstand an, und sie wählte ihre Worte sehr sorgfältig. Weil ich da war, oder. Ich wußte es nicht. »Ich dachte, du hättest diese Dinge hinter dir«, sagte sie. »Es ist

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