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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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genug vom Krieg. Aber ich hatte am Zeitungsstand den Auftrag gegeben, mir jede Woche ein paar Illustrierte und Zeitschriften herüberzuwerfen.
    Ich steckte die Hand in die Tasche und wirbelte einen halben Dollar in die Luft. Der Junge fing ihn ebenso geschickt auf, wie Joe DiMaggio einen zu hohen Ball herunterzuholen pflegt.
    Ich beugte mich nieder, hob das Bündel auf und löste die Schnur, die es zusammenhielt. Die Zeitschriften glitten zu Boden. Das erste Heft, das mir in die Hand kam, hob ich auf.
    Auf dem Titelblatt sah ich das Bild eines mir merkwürdig ver-
    traut vorkommenden Mädchens und dachte noch, wie nett, daß die endlich mal aufhören mit den Kriegsbildern. Erst dann merkte ich, warum mir das Mädchen so bekannt vorkam.
    Dort stand es in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund:
    NORA HAYDEN - GEWINNERIN DES ELIOFHEIM-PREISES FÜR BILDHAUEREI.
    Ich sah nochmals auf das Bild, und der alte Zauber war wieder da. Die leuchtenden dunklen Augen, der seltsam sinnliche Mund über dem stolzen, fast hochmütigen Kinn. Es war wie gestern, obwohl es beinahe ein Jahr her war, seit ich sie gesehen hatte.
    Ich schlug das Heft auf. Innen waren noch mehr Bilder von ihr. Nora in dem kleinen Atelier hinter dem Haus ihrer Mutter bei der Arbeit. Nora rauchend, während sie eine Idee skizziert. Nora am Fenster sitzend, ihr Gesicht als Silhouette gegen das Licht. Nora, auf dem Fußboden liegend, hört sich eine Schallplatte an. Ich begann zu lesen:
    Die zierliche Miss Hayden, die eher wie ein Modell als wie eine Bildhauerin aussieht, läßt keinen Zweifel offen, welchen Standpunkt sie zu ihrer Arbeit einnimmt.
    »Die Skulptur ist die einzige echte Lebensform in der Kunst«, behauptet sie. »Sie ist dreidimensional. Sie können herumgehen, sie aus jedem Gesichtswinkel betrachten, sie berühren, sie fühlen wie jedes lebendige Ding. Sie hat Gestalt, Form und Wirklichkeit und ist im Leben rings um Sie her vorhanden. Sie können sie in jedem Stein sehen, in der fließenden Maserung eines jeden Holzes, in der dehnbaren, nachgebenden Stärke eines jeden Stücks Metall. Der Künstler braucht nur die gebundene Vision aus dem Rohmaterial herauszuholen, in eine Form zu schmelzen, ihr Leben einzuhauchen...«
    Ich hörte förmlich ihre Stimme in meinem Ohr.
    Dann blätterte ich zurück zum Titelblatt und betrachtete ihr Bild. Das gab mir den Rest. Ich ließ das Heft auf Deck fallen und stand auf. Ich war nun anderer Meinung. Was machte es schon aus, daß es ein Jahr später war?
    In der engen Telefonzelle am Kai hörte ich das Telefon in San Francisco am andern Ende des Drahtes läuten. Ihre Mutter meldete sich.
    »Hier spricht Luke Carey«, sagte ich. »Erinnern Sie sich noch an mich?«
    Die Stimme der alten Dame war fest und klar. »Aber natürlich, Colonel. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, Mrs. Hayden. und Ihnen?«
    »Ich bin im ganzen Leben keinen Tag krank gewesen«, antwortete sie. »Ich habe in den Zeitungen von Ihnen gelesen. Sie haben Großartiges geleistet, Colonel.«
    »Die Zeitungen haben zuviel davon hergemacht. Tatsächlich hatte ich gar keine Wahl. Ich konnte gar nicht anders.«
    »Ich bin überzeugt, ganz so einfach lagen die Dinge nicht. Aber darüber können wir ein andermal reden.« Ich hörte, wie ihre Stimme weich wurde. »Wie schade, daß Nora nicht hier ist. Sie wird sicher enttäuscht sein.«
    »Oh, wie schade. Ich hätte ihr so gern zum Eliofheim-Preis gratuliert.«
    »Eben wegen dieses Preises ist sie unterwegs. Das arme Kind hat seit der Veröffentlichung keine ruhige Minute mehr gehabt. Ich habe darauf bestanden, daß sie nach La Jolla ging, damit sie einmal aus dem Trubel herauskommt.«
    »Bitte. sagten Sie La Jolla?«
    »Ja.« Ein plötzliches Begreifen kam in ihre Stimme. »Von wo aus rufen Sie an?«
    »Von La Jolla. Ich verbringe meinen Urlaub hier.« »Das ist aber ein glücklicher Zufall! Natürlich, Colonel, jetzt erinnere ich mich auch, irgendwo in der Zeitung gelesen zu haben, daß Sie dort sind. Nora ist im >Sand and Surf Club<.«
    »Ich werde sie anrufen.«
    »Wenn Sie sie nicht erreichen sollten, setzen Sie sich mit Sam Corwin in Verbindung. Er weiß, wo sie zu finden ist.«
    »Sam Corwin?«
    »Ja - Sie erinnern sich sicher an ihn. Der Zeitungsmann. der Freund von Professor Bell. Er ist der Manager meiner Tochter für alle geschäftlichen Dinge. Das arme Kind hat nämlich keinen Sinn dafür.«
    Die Stimme der alten Dame bekam jetzt einen anderen Klang. »Ich hoffe, wir müssen nicht wieder ein Jahr auf

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