Wohin die Liebe führt
Ihren Besuch warten, Colonel. Ich glaube noch immer, daß wir verschiedenes zu besprechen haben. Mir scheint, Hayden & Caruthers wäre ein ausgezeichneter Start für Sie, wenn Sie Ihren Beruf wiederaufnehmen wollen.«
»Vielen Dank, Mrs. Hayden, daß Sie an mich dachten. Wir werden bald darüber sprechen.«
»Das sollte mich freuen, junger Mann. Leben Sie wohl.«
Das Telefon klickte, und ich zögerte einen Augenblick, ehe ich einen weiteren Nickel einsteckte. Diesmal meldete sich Corwin.
»Ist Miss Hayden zu sprechen?«
»Wer spricht dort bitte?«
»Luke Carey.«
Seine Stimme wurde freundlicher. »Colonel Carey?«
»Ja.«
»Einen Augenblick bitte. Ich will sehen, daß ich sie finde.«
Ich wartete einen Augenblick, dann hörte ich ihre Stimme.
»Colonel Carey! Das ist aber eine Überraschung! Woher wußten Sie, wo Sie mich erreichen?«
Ich lachte. »Ihre Mutter hat mir’s gesagt. Ich dachte, wir könnten uns treffen - zu einem Drink, ja?«
»Sind Sie in La Jolla?«
»Etwa drei Meilen von der Stelle, wo Sie stehen. Nun, wie wär’s damit?«
»Ich käme schrecklich gern. Aber Aaron Scaasi, mein Agent, muß jede Sekunde von New York ankommen. Wir haben um fünf einen Cocktailempfang für die Presse angesetzt.«
Ich wartete darauf, daß sie eine andere Zeit vorschlagen würde, aber sie tat es nicht. Das war keineswegs unfair, dachte ich. Sie hatte wirklich keinen Grund dazu. Als wir uns das letztemal gesehen hatten, war ich nicht gerade höflich zu ihr gewesen.
»Nun, ich werde es noch einmal versuchen«, sagte ich.
»Ja, bitte, tun Sie das«, sagte sie höflich und hängte ab.
Ich sah kritisch nach dem Himmel, als ich den Kai entlangging. Der Himmel war richtig. Blau wie auf den Postkarten, mit ein paar hohen Wölkchen. Schöne, warme Sonne. Später würde die Luft heiß und schwer werden, aber dann war es mir gleichgültig, dann war ich nicht mehr auf dem Wasser.
So - und damit wäre der Fall erledigt, dachte ich. Aber damals wußte ich nicht, was Sam ihr erzählte, nachdem sie das Telefon aufgelegt hatte.
»Sehr herzlich warst du gerade nicht«, sagte Sam.
»Verdammt. ein ganzes Jahr! Was bildet er sich eigentlich ein? Für was hält er sich?«
Sam nahm sich wieder ihren Skizzenblock und sah sich die Zeichnung an. Ein junger Mann, der gerade zum Tauchen ansetzt. Nackt.
Sam kannte das Gesicht. Es war der Junge aus der Oberschule, der im Klub als Badewärter und Lebensretter arbeitete.
»Er ist jedenfalls keins von diesen Babys«, sagte er trocken.
»Das soll sicher sehr witzig sein. Hast du irgend etwas dagegen einzuwenden?«
»Nichts Persönliches«, antwortete er. »Ich scher mich den Teufel darum, mit wem du schläfst. Aber wenn es allzu öffentlich wird, tut es uns geschäftlich Abbruch.«
Ihre Stimme wurde kalt. »Woher weißt du es?«
»Es ist die Sensation unten an der Muscle Beach. Du bist eine zu große Sache für den Jungen, als daß er darüber schweigen könnte. Er verpaßt es all seinen Freunden, ein Detail nach dem andern. Der Junge läßt keins aus.«
Ärgerlich riß sie das Blatt vom Skizzenblock und zerknüllte es. »Das kleine Schwein!«
»Ich habe dir gesagt, du sollst vorsichtig sein«, sagte Sam geduldig.
»Also bitte - was soll ich tun?« Sie warf den Papierknäuel auf den Boden. »Soll ich etwa Nonne werden?«
Automatisch hob er das Papier auf und warf es in den Papierkorb. Er zog die Pfeife aus der Tasche.
»Ich wünschte bloß, du würdest diese verdammte Pfeife wegschmeißen. Ich kann den Gestank nicht leiden.«
Schweigend steckte er sie wieder ein und ging zur Tür. Sie rief ihn zurück. »Sam!« Ihr Ärger war verraucht. Plötzlich wirkte sie jung und hilflos. »Sam - was meinst du, was ich tun soll?«
»Ich weiß nicht«, sagte er nachdenklich. »Aber an deiner Stelle finge ich damit an, diese Jungens in Frieden zu lassen.«
»Natürlich, Sam.«
»Und noch etwas«, fügte er hinzu. »Es könnte nichts schaden, wenn du mit jemandem aufkreuzt wie zum Beispiel diesem jungen Offizier, der gerade angerufen hat. Vielleicht hört dann der Klatsch eher auf.«
Als ich zurückkam, saß der alte Wächter auf der Bank vor der Bude am Kai. Er winkte mir mit müder Hand zu. »Hei, Curnel!«
»Hei!«
»Hab’ gehört, vor Coronado haben Sie Merline gesichtet. Könnte sich lohnen, wenn Sie mal nachsehen.«
»Könnte ich«, sagte ich und gab ihm sein tägliches Trinkgeld.
Er ließ den halben Dollar in die Tasche gleiten. »Danke, Curnel.« Er schielte mit seinen
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