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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dauerte nicht länger, als ich gedacht hatte. Ich stellte den Motor ab und ließ den Anker fallen; Schaum spritzte mir ins Gesicht. Jetzt fühlte ich mich wohl. Ich ließ meine Kleider aufs Deck fallen und folgte dem Anker über Bord.
    Im tiefen Wasser schwimmen - das ist fast, als ob man in einer Wiege liegt. Und die Dünung mit ihrem Auf und Ab spürt man wie einen Körper. Man hebt und senkt sich wie auf dem
    Leib einer Frau. Aber die Bewegung besänftigt und beruhigt und löst. Schließlich kletterte ich wieder an Bord. Auf nackten Füßen lief ich zur Kajüte, stieß die Tür auf und griff nach einem Handtuch. Aber da war nur der leere Haken. Ich wollte mich gerade umdrehen und das Licht anschalten, als eine Stimme aus der Dunkelheit kam. »Suchst du ein Handtuch, Luke?«
    Aus der Dunkelheit flog ein Handtuch auf mich zu, traf mich und fiel zu Boden. »Mein Gott, bist du mager! Ich hab’ dir durchs Bullauge zugesehen - jede Rippe konnte ich zählen!«
    Schnell wickelte ich mich in das Tuch. Ich hörte, wie sie sich bewegte. Dann wurde es dunkel. Ihr Kopf war jetzt vor dem Bullauge, so daß kein Mondlicht mehr in die Kajüte fiel. Ich spürte ihre Hände auf meinen Schultern, und als sie sich umwandte, lag das Licht des Mondes voll auf ihrem Gesicht. Ich griff nach ihr, und ehe meine Finger sie noch berührten, wußte ich, daß sie nackt war wie ich.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so in der kleinen Kajüte standen. Unsere Lippen berührten sich, unsere Körper verschmolzen.
    »Ich liebe dich, Nora«, sagte ich.
    Ich spürte, wie sie sich in meinen Armen regte. »Ich liebe dich, Luke.« Sie legte die Wange an meine Brust. »Ich sagte dir schon, daß es kein Abschied war.«
    Ich hob sie hoch und trug sie zur Koje. »Wir werden uns nie wieder Lebewohl sagen, du und ich«, flüsterte ich. Ihre Arme umfaßten mich und führten mich in ein Wunderland, das ich bisher nicht gekannt hatte.
    Süß ist das Fleisch der Liebe.
    Als ich nachts erwachte, lag sie schlafend auf der Seite, mit dem Rücken an der Wand, die Knie so weit heraufgezogen, wie es die schmale Koje erlaubte. Die Wimpern ihrer geschlossenen Augen waren so lang und so dunkel, daß ich es sogar im Mondlicht sah. Auch im Schlaf sah sie wie ein kleines Mädchen aus. Langsam schlug sie die Augen auf. Sie schloß sie wieder, öffnete sie noch langsamer, und ein mutwilliges Lächeln flog über ihr Gesicht. »Komm her, Baby«, sagte sie und zog meinen Kopf an ihre Brust.
    Ihre Brüste waren wie kleine reife Früchte, süß und fest und warm. Ich küßte sie und hörte den leisen Lustschrei tief in ihrer Kehle.
    Später, viel später lag sie still, das Gesicht in meiner Schulter vergraben. »Luke«, flüsterte sie, »so war es noch niemals für mich. Niemals.«
    Schweigend streichelte ich ihr Haar.
    Sie hob den Kopf und sah mir in die Augen. »Du glaubst mir doch, Luke, oder.?«
    Ich nickte, ohne ein Wort zu sprechen.
    »Du mußt mir glauben. Du mußt!« sagte sie heftig. »Ganz egal, was die Leute sagen!«
    »Ich glaube dir, Nora.«
    Zu meiner Verwunderung fing sie an zu zittern und war plötzlich wieder den Tränen nahe. »Es gibt so viele Leute, die mich hassen. Die mich um alles beneiden, was ich habe und was ich kann. Und sie denken sich immer neue Geschichten über mich aus. Lügen, alles Lügen!«
    Ich weiß noch, um wie vieles klüger, um wie vieles älter ich mir damals vorkam als sie. »Denk nicht daran, Nora! Solche Leute gibt es überall. Aber ich kenne dich. Und jeder, der dich kennt, weiß es besser und wird dem Gerede nicht glauben.«
    Ich drückte ihren Kopf wieder an meine Schulter. Nach einer Weile hörte sie auf zu zittern. »Luke, was denkst du?« Sie sah mir ins Gesicht. »Luke, ich muß dir ein schreckliches Geständnis machen.«
    Eine plötzliche Angst überfiel mich. Wenn sie mir etwas vorgelogen hatte, so wollte ich es nicht wissen. Es durfte sich nichts ändern zwischen uns. Ich schwieg.
    Sie wußte wohl genau, was mir durch den Kopf ging, denn sie lächelte wieder mutwillig. »Ich kann nämlich nicht kochen.«
    Meine Erleichterung über diese Art von Geständnis war beinahe komisch. Ich lachte; dann stieg ich aus der Koje und ging Kaffee kochen.
    Als ich zurückkam, sah ich, daß sie ein altes Stück Draht gefunden hatte. Sie saß still und spielte damit, während ich den starken schwarzen Kaffee trank. Und ich sah fasziniert zu, wie das Stück Draht Leben bekam und die Umrisse eines Mannes annahm, der gerade ins Wasser springen will.

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