Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Sie merkte es und legte den Draht weg.
    »Bitte, hör nicht auf«, sagte ich. »Ich wollte, ich könnte so etwas.«
    Sie lächelte. »Und ich wünschte manchmal, ich könnte es nicht. Ich sehe immer etwas in die Dinge hinein, und dann möchte ich, es müsse aus den Dingen wieder herauskommen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich glaube, ja. Du bist eine der wenigen Glücklichen. Viele Leute sehen auch allerlei - aber es nimmt nicht Gestalt an.«
    Sie sah die Drahtfigur einen Augenblick an, dann warf sie sie gleichgültig beiseite. »Ja, ich bin eine der wenigen Glücklichen«, sagte sie beinahe bitter. »Und du? Was bist du?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht. Ich glaube, ich bin bloß ein armes Schwein, das darauf wartet, daß der Krieg zu Ende geht.«
    »Und was tust du dann?«
    »Mir Arbeit suchen. Vielleicht habe ich Glück und kann noch ein paar Häuser bauen, ehe ich zu alt bin, um vor die Tür gesetzt zu werden. Ich weiß nicht, ob ich wirklich etwas kann. Ich hatte noch keine Möglichkeit, mich zu beweisen. Ich ging von der Hochschule direkt zur Luftwaffe.«
    »Professor Bell sagte, du kannst sehr viel.«
    »Er ist voreingenommen«, antwortete ich. »Ich war sein Lieblingsschüler.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen. Ein Vetter von mir ist ein ziemlich bekannter Architekt.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »George Hayden. Hayden & Ca-ruthers.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von deiner Mutter. Sie sagte mir’s.«
    Nora sah mich nachdenklich an, dann streckte sie die Hand nach einer Zigarette aus. Ich gab ihr Feuer. Sie nahm einen tiefen Zug.
    »Mutter verliert keine Zeit.«
    Ich antwortete nicht.
    Sie lehnte sich zurück. »Hier draußen ist es so still. So groß und leer und so weit weg von den Dingen. Kein Lärm, der einem die Ohren zerreißt. Keine Menschen, die einen belästigen. Eine erschreckend tiefe Stille. Als sei man allein in einer anderen Welt.«
    Ich schwieg.
    »Luke.« Sie sah mich nicht an. »Möchtest du mich heiraten?«
    »Ja.«
    Jetzt sah sie mich an, und ihre Augen waren zugleich leuchtend und dunkel. »Warum fragst du mich dann nicht?«
    »Was könnte ich einem Mädchen wie dir bieten? Ich habe nichts.
    Kein Geld, keine Stellung, keine Zukunft. Ich weiß nicht einmal, ob ich imstande wäre, für eine Frau zu sorgen.«
    »Ist das so wichtig? Ich habe genug.«
    »Nein, ich müßte es selbst können. Ich bin altmodisch.«
    Sie kniete neben mir nieder und nahm meine Hände. »Das ist doch gleichgültig, Luke - glaub mir’s! Es spielt wirklich keine Rolle. Du mußt mich bitten, dich zu heiraten.«
    Ich betrachtete sie schweigend.
    Jetzt sah sie mich nicht mehr an. »Das heißt. wenn du wirklich möchtest. Aber du mußt nicht, weil. nun, weil das zwischen uns geschehen ist. Das sollst du wissen.«
    Ich drehte ihr Gesicht zu mir. »Ich liebe dich«, sagte ich. »Willst du mich heiraten?«
    Sie antwortete mir nicht, sondern sah mich nur an und nickte mit hellen Tränen in den Augen. Ich beugte mich zu ihr und küßte sie sanft auf den Mund.
    »Das muß ich Sam wissen lassen.«
    »Sam?« fragte ich.
    »Doch, das muß ich. Es gehört zu seinem Job. Er muß eine Pressenotiz lancieren. Das ist besser, als wenn ein Skandalreporter es zuerst erfährt und eine schmutzige Geschichte daraus macht.«
    Ich sagte kein Wort.
    Sie legte die Hand auf meinen Arm. »Sam ist ein guter Freund.«
    »Mit Sam hattest du dich verabredet. an dem Abend, als wir uns kennengelernt haben.«
    »Ach so, das ist es. Du bist eifersüchtig auf ihn.«
    Ich schwieg.
    »Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein. Sam ist mir seit vielen Jahren ein guter Freund. Seit ich zur Schule ging.«
    »Ich weiß. Er war sehr darauf bedacht, mir das zu erzählen.«
    Sie sah mich einen Augenblick an. »Jawohl. Ein guter Freund. Das war alles. Etwas anderes war nie zwischen uns, was man auch darüber erzählt.«
    »War das eins der Gerüchte, vor denen du mich warnen wolltest?« fragte ich.
    »Ja. Auch das ist eine dieser dreckigen Lügen.«
    In diesem Augenblick beging ich den ersten schweren Fehler unserer Ehe. Ich wußte genau, daß es Lüge war - aber es war ihre eigene Lüge. Ich weiß bis heute nicht, wieso ich es wußte -aber ich wußte es. Vielleicht war es der ehrliche, offene Blick in ihren Augen oder der aufrichtige Klang ihrer Stimme. Irgend etwas davon stimmte nicht. Es war irgend etwas, das ich noch nie bei ihr gespürt hatte. Es gehörte nicht zu ihr.
    Aber es war mein Fehler, mein eigener

Weitere Kostenlose Bücher