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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Fehler, und es gibt kein Zurück und kein Anders. Eine Lüge führt zur nächsten, nicht nur für den Lügner, sondern auch für den, der sich gläubig stellt, bis die Wahrheit so schrecklich wird, daß keiner von beiden ihr ins Gesicht sehen kann. Aber damals wußte ich das noch nicht.
    Damals dachte ich, das, was ich von ihr nicht glauben sollte, sei schon lange vorbei. Ich dachte, es sei geschehen, ehe wir uns kennenlernten, und deshalb jetzt unwichtig. Ich liebte sie, und sie liebte mich, und alles andere war gestern. Ich beugte mich über sie und küßte sie sanft auf die Wange.
    »Ich glaube dir«, sagte ich.
    Ich sah auf Dani, die neben mir saß, dann über den Tisch auf Nora, die zwischen Harris Gordon und ihrer Mutter Platz genommen hatte. Ebenso unauffällig wie sorgfältig hatte sie es so eingerichtet, daß sie nach unserer höflichen Begrüßung meinen Blick sorgsam vermeiden konnte. Ob wohl die Dämonen der Erinnerung sie jemals so heimsuchten und vergifteten wie mich?
    Harris Gordon sah auf seine Uhr. »Ich glaube, wir müssen uns fertig machen«, sagte er. Er blickte zu Dani hinüber und lächelte. »Geh hinauf und hol deinen Mantel, Kind.«
    Dani schaute ihn einen Augenblick an, dann ging sie schweigend hinaus. Eine lastende Stille senkte sich auf uns herab, als habe sie jenes Unsichtbare mit sich genommen, das einzige, das eine Verständigung zwischen uns, die wir hier saßen, möglich machte.
    Gordon räusperte sich. »Dani kann mit ihrer Mutter und Großmutter fahren«, sagte er. Dann wandte er sich zu mir: »Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie mit mir fahren würden, Colonel, dann hätten wir Gelegenheit, noch etwas zu besprechen.«
    Ich nickte; es war auch mein Wunsch. Denn ich wußte bisher nicht mehr als das, was ich durch das nächtliche Telefongespräch erfahren hatte. Während des ganzen Frühstücks hatten wir sorgsam vermieden, auch nur zu erwähnen, was uns zusammengeführt hatte.
    »Wir können meinen Wagen nehmen, Mutter«, sagte Nora.
    »Charles wird uns fahren.«
    Als Mrs. Hayden aufstand, seufzte sie unwillkürlich leise. Sie sah mich mit einem matten, grimmigen Lächeln an. »Altwerden ist ein schmerzhafter Prozeß. Und niemals so charmant, wie wir’s gern haben möchten.«
    Ich nickte und lächelte zurück. Ich verstand genau, was sie meinte.
    Gordon begleitete die alte Dame hinaus. Nora und ich blieben allein. Sie nahm die Kaffeekanne. »Noch etwas Kaffee?« Ich nickte.
    »Sahne und Zucker?«
    Ich sah sie an.
    Sie wurde rot. »Wie dumm von mir. Ich hatte es vergessen. Schwarz. Keine Sahne. Ein Stück Zucker.«
    Wir schwiegen eine Weile. »Dani ist sehr hübsch. findest du nicht?«
    »Ja, sie ist sehr hübsch.« Ich nahm einen Schluck Kaffee.
    »Was denkst du von ihr?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es ist sehr lange her. und jetzt hab’ ich sie nur ein paar Minuten gesehen.«
    Eine Spur von Sarkasmus war in ihrer Stimme. »Ich hätte nicht gedacht, daß du Zeit brauchst, um zu einem Eindruck zu kommen. Du sagtest früher immer, ihr beide wäret vollkommen aufeinander abgestimmt.«
    »Das waren wir«, sagte ich. »Aber es ist sehr lange her. Sie ist inzwischen älter geworden, und wir haben beide viel erlebt. Ich weiß nicht. vielleicht kommt es wieder.«
    »Du warst früher deiner Tochter sicherer.«
    Ich sah sie an. »Es gab viele Dinge, deren ich früher sicher war<. Wie augenblicklich. Augenblicklich bin ich sicher, daß du absichtlich so viel von dem Wort >Tochter< hermachst. Wenn du meinst, mir etwas sagen zu müssen, so ist dieser Zeitpunkt nicht schlechter als jeder andere.«
    Ihre Augen verschleierten sich. »Du bist noch genauso, wie du warst, als wir uns kennenlernten. Peinlich offen!«
    »Für höfliche Lügen ist es zu spät, Nora. Das haben wir schon damals versucht - und es hat nichts getaugt. Die Wahrheit ist einfacher. Man stolpert nicht über sie!«
    Sie sah auf das Tischtuch.
    »Warum bist du gekommen?« fragte sie bitter. »Ich hatte Gordon gesagt, wir brauchten dich nicht. Wir würden schon allein damit fertig werden.«
    Ich stand auf. »Ich wollte nicht kommen. Aber ich bin überzeugt, Wenn ihr bisher mit allem so gut fertig geworden wäret, so hätte ich allerdings nicht zu kommen brauchen.«
    Ich ging hinaus in die Halle. Mir war, als liege mir etwas bleischwer im Magen. Nora hatte sich kein bißchen verändert.
    Dani kam die Treppe herunter. Ich sah hinauf zu ihr. Es war kein kleines Mädchen, das da die Stufen herabkam. Es war eine junge Frau.

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