Wohin die Liebe führt
sofort mit dir hinübergehen, wenn du fertig bist.«
»Ich bin schon fertig. Ich habe oben gefrühstückt.«
Es war ein Traumhaus. Drei Flügel und siebzehn Zimmer, ganz oben auf dem Nob Hill, mit dem Blick über die Bucht. Eine herrliche alte Marmortreppe, die geschwungen aus der großen Halle aufstieg. Riesenräume, wie sie heute kein Mensch mehr baut. Hinten eine Garage für drei Wagen, oben die Zimmer für das Personal.
Das Haus selbst war aus Graustein mit schöner Alterspatina, und dazu ein blaues Ziegeldach, das seine Farbe direkt aus dem Himmel zu saugen schien.
»Es ist wunderschön. Ich hoffe, sie will nicht zuviel daran ändern lassen. Man würde es nur verderben.«
»Ich glaube, es handelt sich hauptsächlich um die Modernisierung der Badezimmer und der Heizung - und vielleicht sollen ein paar Zimmer hergerichtet werden.«
»Das wäre vernünftig«, sagte ich, noch immer das Haus betrachtend.
»Aber ein Kinderzimmer werden sie brauchen. Und im Nordflügel ein Atelier für die Frau, damit sie gutes Licht hat. Und vielleicht eine Kombination von Studierzimmer und Büro für den Mann, wenn er einmal zu Hause arbeiten will.«
Ganz dumm war ich schließlich auch nicht. »Und für wen ist das Haus eigentlich?«
»Hast du’s nicht erraten?«
»Ich fürchte doch.«
»Mutter hat es für uns gekauft«, sagte Nora.
»Um Gottes willen!« Ich explodierte. »Habt ihr überhaupt eine Vorstellung, was es kostet, ein solches Haus zu führen? In einem Monat mehr, als ich im ganzen Jahr verdienen kann!«
»Das macht doch nichts. Um Geld brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Aus meinem Vermögen allein habe ich mehr als genug Einkommen für uns beide.«
»Meinst du, das weiß ich nicht?« fragte ich. »Aber es ist dir wohl nie in den Kopf gekommen, daß ich meine Familie vielleicht gern selbst ernähren möchte? Ihr denkt an nichts anderes als an das Geld, deine Mutter und du. Allmählich komme ich mir wie ein Gigolo vor.«
»Du benimmst dich wie ein Trottel! Ich denke an nichts anderes als an ein anständiges Haus, in dem ich leben und ein Kind großziehen kann!«
»Ein Kind braucht kein Siebzehnzimmerhaus auf dem Nob Hill, um aufzuwachsen. Wenn du ein eigenes Haus haben möchtest, so gibt es eine Menge Häuser, die wir kaufen können. Häuser, die ich mir leisten kann.«
»Sicher«, sagte sie spöttisch. »Aber ich könnte mir’s nicht leisten, in einem dieser Häuser auch nur als Leiche gesehen zu werden! Ich muß auf meine Position Rücksicht nehmen.«
»Deine Position? Und meine Position?«
»Du hast deine Position festgelegt, als du mich geheiratet hast«, sagte sie kalt. »Und als du anfingst, bei Hayden & Ca-ruthers zu arbeiten. Soweit es sich um San Francisco handelt, gehörst du zu den Haydens. Ob es dir gefällt oder nicht - du bist jetzt einer von uns.«
Ich starrte sie an. Es war, als habe sie einen Eimer eiskaltes Wasser über mich gegossen. Was sie sagte, war richtig. Der Krieg war vorbei, und für jeden Außenstehenden konnte Colonel Carey genausogut tot und begraben sein. Das einzige, was mir an Persönlichkeit geblieben war, das war mit den Haydens verbunden. »Ich will dieses Haus haben«, sagte Nora ruhig. »Und wenn du es nicht umbauen magst, finde ich leicht einen Architekten, der es mit Vergnügen tut.«
Ich brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, daß es ihr Ernst war mit dem, was sie sagte. Es wurde mir auch klar, was das für mich bedeutete. Wenn ich es geschehen ließ, konnte ich mir gleich einen Job als Lastwagenfahrer suchen. »Gut«, sagte ich zögernd. »Ich werde es tun.«
»Du wirst es nicht bedauern, Liebling.« Sie legte die Arme um mich. »Du wirst der größte Architekt in San Francisco sein, wenn jeder Mensch sehen kann, wie herrlich du unser Haus umgebaut hast!« - Sie war jedoch nicht geschickt genug, das triumphierende Aufblitzen ihrer Augen zu verbergen. Und zum erstenmal, seit ich nach Hause gekommen war, suchte sie in dieser Nacht nicht meine Umarmung.
Schließlich war natürlich nicht ich es, der das Haus umbaute. Ich erntete zwar allen Ruhm dafür, aber ich war nur für das Technische zuständig. Alle Ideen kamen von Nora. Ich übersetzte sie lediglich in die richtigen Architekturbegriffe. Aber in einem hatte sie recht gehabt. Es wurde ein Schaustück.
Wir waren kaum eingezogen, als die Zeitschrift »House Beau-tiful« auch schon in aller Ausführlichkeit darüber berichtete. Noch in dem Monat, in dem das Heft erschienen war, wurde ich der
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