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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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möchte ich mich anschließen. Solche Symptome sind denen einer Zwangsstörung sehr ähnlich, beinhalten aber auch Flashbacks, Albträume, übertriebene Schreckreaktionen und Panik-attacken.«
    Er blätterte in seinen Anmerkungen. »Ich glaube, dass Sie unter all dem leiden …«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Würden Sie sagen, dass es schlimmer geworden ist?«
    »Es geht mal besser, mal schlechter. Anfang Dezember hatte ich ein unangenehmes Erlebnis. Danach hatte ich ein oder zwei Wochen lang schlimme Panikattacken und Albträume. Auch die Zwangsstörung wurde schlimmer. Danach wurde es wieder besser. Am Weihnachtsabend ist dann wieder etwas vorgefallen, das mich aus dem Gleichgewicht gebracht hat, anschließend hatte ich wieder länger Schwierigkeiten. Momentan läuft es gar nicht so schlecht.«
    Alistair nickte und tätschelte seinen Bauch, als enthielte er ein Wunschkind und nicht bloß ein Abendessen. »Es sind diese hinterhältigen Zweifel, stimmt’s? Und dann müssen Sie wieder umkehren und alles noch mal kontrollieren …«
    Er sortierte seine Unterlagen und kritzelte irgendwas auf ein eselsohriges Blatt Papier. »Die gute Nachricht ist, dass Ihnen unsere Therapie sowohl bei der Zwangsstörung als auch bei der posttraumatischen Belastungsstörung helfen kann. Sie müssen aber bereit sein, auch zu Hause allein daran zu arbeiten. Je mehr Sie gewillt sind, etwas dagegen zu unternehmen, desto besser werden die Ergebnisse sein. Es wird vermutlich ein paar Rückschläge geben, aber mit ein wenig Zeit und Mühe wird es Ihnen besser gehen. Einverstanden?«
    Ich nickte.
    »Am besten, wir beginnen ganz am Anfang. Würden Sie mir erzählen, wie Sie als Kind so waren?«
    Ich erzählte ihm zunächst zögernd die eher traurige Geschichte – die irgendwann zu Lee führen würde. Noch aber kam ich nicht auf den Moment zu sprechen, in dem mein labiles Leben vollends aus den Fugen geriet und auf den Abgrund zuraste. Das würde erst später kommen.
    Meine erste Sitzung dauerte eineinhalb Stunden Zeit, nächste Woche würde sie dann eine Stunde dauern, und das dann jede Woche, außer ich bekäme das Gefühl, ich brauchte mehr Zeit. Ich willigte ein, zu Hause ein paar Dinge auszuprobieren. Ich sollte etwas tun, das sich »Konfrontation und Reaktionsverhinderung« nannte. Dabei sollte ich mich der vermeintlichen Gefahr aussetzen und dann darauf warten, dass die Angst abebbte, ohne dass ich irgendein Kontrollritual ausführte, das die Angst normalerweise reduzierte. Theoretisch würde die Angst dann von ganz allein weniger werden.
    Ich blieb ein wenig skeptisch, versprach aber, es zu versuchen.
    Mein Handy klingelte, als ich noch knapp zwei Kilometer von zu Hause weg war. Die Straßen waren ruhig, nur der übliche Verkehr nach Schulschluss war zu sehen. Ich hatte überlegt, den restlichen Nachmittag dazu zu nutzen, joggen zu gehen, auch wenn es schon langsam dunkel wurde.
    »Hallo?«
    »Hi, ich bin’s. Wie läuft’s?«
    »Gut. Es war gut. Bei dir auch?«
    »So ziemlich. Es ist gar nicht so schlimm, stimmt’s?«
    »Wahrscheinlich nicht, wenn man das jeden Tag tut. Ich muss immer wieder daran denken, ob es wohl langweilig ist, sich so was jeden Tag anzuhören.«
    »Im Gegenteil. Jeder Mensch ist anders, vergiss das nicht. Jeder gelangt aus einer ganz anderen Ausgangssituation an diesen schwierigen Punkt. Was machst du gerade?«
    »Ich bin gerade auf dem Heimweg und habe mir vorgenommen, alles nur drei Mal zu überprüfen. Warum?«
    »Soll ich dich später noch mal anrufen? Ich wollte gerade mit Dad ins Gartencenter. Du solltest nur wissen, dass ich an dich denke.«
    »Ich kann dich auch anrufen, wenn du willst. Sobald ich mit dem Kontrollieren fertig bin. Wäre das okay?«
    »Das wäre großartig. Ich nehme mein Handy mit.«
    Ich musste an etwas denken, worüber ich mit Alistair gesprochen hatte. An Theorie A und Theorie B – über die ich mir Gedanken machen sollte. Theorie A besagt: Wenn ich meine Wohnung nicht richtig kontrolliere, kann jemand eindringen, und zwar nicht irgendwer. Lee kann eindringen, ohne dass ich es bemerke. Ich setze mich also einer ganz realen Gefahr aus, wenn ich nicht alles mehrfach kontrolliere. Theorie B besagt: Es reicht, die Tür nur einmal zu kontrollieren. Sie wird nicht sicherer, wenn ich sie mehrmals kontrolliere. Beide Theorien widersprachen sich, konnten also nicht beide stimmen. Die rationalere war natürlich Theorie B. Meine wiederholten Kontrollgänge machten die Sache auch nicht sicherer

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