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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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dass er schließlich abgerissen war.
    Als ich am nächsten Tag erwachte, war Stuart bereits angezogen und abmarschbereit. »Wir sollten übers Wochenende wegfahren«, sagte er.
    »Weg?«
    »Uns etwas erholen. Irgendwohin, raus aus der Stadt. Was hältst du davon?«
    Schließlich verbrachten wir das Wochenende in einem Hotel im Peak District, machten tagsüber lange Spaziergänge, aßen abends zu viel und hielten uns die ganze Nacht im Himmelbett umschlungen. Es war ein wunderschönes Wochenende, und anders als gedacht hatte ich keinerlei Probleme mit Vorhängen.
    Es war eines dieser Wochenenden, über das ich früher ausführlich mit Sylvia gesprochen hätte. Aber das war natürlich ein für alle Mal vorbei. Manchmal fragte ich mich, wo sie war und was sie tat. Vielleicht wohnte sie ja nur wenige Meter von mir entfernt, und ich ging jeden Tag an ihrem Haus vorbei. Keine Ahnung, wo sie war. Vermutlich könnte ich sie ausfindig machen, wenn ich beim Daily Mail anrief, doch inzwischen war viel Wasser den Bach hinuntergeflossen. Ich wusste nicht, ob ich dazu in der Lage wäre. Obwohl Sylvia lange meine beste Freundin gewesen war, gehörte sie zu meinem alten Leben – zu einem Leben, in das es kein Zurück mehr gab, davon war ich überzeugt.
    Jetzt hatte ich ein neues Leben, eines mit Stuart.
    Langsam verschwand die Angst wegen des roten Knopfes. Auf dem Wochenendausflug hatte ich genügend Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Da ich keine rationale Erklärung dafür hatte, wie er in meine Hosentasche gekommen war, tat ich so, als wäre es gar nicht passiert. Vielleicht hatte Stuart recht – vielleicht hatte ich ihn selbst gedankenlos eingesteckt. Vielleicht war es nur ein neues, perverses Symptom meiner Zwangsstörung.
    Doch als wir nach Hause kamen, fing ich wieder mit dem Kontrollieren an. Jeden Morgen vor der Arbeit ging ich in meine Wohnung, kontrollierte alles und ließ sie ordentlich zurück. Nach der Arbeit ging ich wieder hin, auch wenn ich bei Stuart gewesen war. Ich kaufte einen weiteren Timer, machte den Fernseher an, wenn ich von der Arbeit kam, und sorgte dafür, dass er um elf Uhr automatisch ausging. Manchmal gelang es mir, das Kontrollieren auf drei Mal zu beschränken, so wie Alistair mir das geraten hatte. Manchmal wurde es aber auch mehr.
    Was das Gefühl, beobachtet zu werden, betraf, war es nie ganz weggegangen. Jetzt machte es sich wieder heftig bemerkbar. In jeder Straße, in jedem Geschäft, jedes Mal, wenn ich das Haus verließ, spürte ich seine Blicke. Ich wusste, dass das reine Einbildung war; immerhin lebte er meilenweit von mir entfernt. Er war zwar Ende Dezember entlassen worden, doch wenn er mich hätte finden wollen, hätte er es längst getan.
    Einerseits wünschte ich mir für ihn eine neue Partnerin, andererseits hoffte ich um ihretwillen, dass er keine gefunden hatte.
    Freitag, 11. Juni 2004
    Als ich in Heathrow ankam, blieb mir weniger als eine Stunde Zeit zum Einchecken. Der letzte Teil der Reise mit der U-Bahn von Euston nach Paddington und dann weiter mit dem Heathrow Express, wobei ich stets den doofen Koffer im Schlepptau hatte, war anstrengend gewesen. Ich wurde zunehmend nervös.
    Ich checkte am Schalter der American Airlines ein, und das war ein entscheidender Moment. Ich war hier, ich war in Sicherheit. Ich vertrieb mir die Zeit, bummelte durch die Geschäfte im Terminal und wollte schon Geld für Dinge ausgeben, die ich nicht brauchte. Seit ich Lee kennengelernt hatte, hatte ich mir keine Unterwäsche mehr gekauft. Hätte ich mir welche gekauft, hätte er mir vorgeworfen, ich schlafe mit einem anderen. Ich berührte ein Spitzenhöschen im Wäschegeschäft und überlegte, es mir zu kaufen. Als ich anschließend einen Blick in den überfüllten Terminal warf, entdeckte ich jemanden, der ihm sehr ähnlich sah. Ich hielt den Atem an, doch dann drehte der Mann sich um, und er war es nicht.
    Lee ist in Lancaster, dachte ich. Er glaubt, ich bin bei der Arbeit. Zwischen uns lagen Hunderte Kilometer, und selbst wenn er inzwischen bemerkt haben sollte, dass ich weg war, konnte er es unmöglich bis hierher schaffen, bevor ich im Flieger saß. Er war jetzt machtlos.
    Dennoch wollte ich zum Abflugbereich. Es brachte nichts, hier noch länger rumzuhängen.
    Bei jedem Schritt fühlte ich mich beobachtet. Selbst hier, meilenweit von zu Hause und von Lee entfernt, sah ich überall sein Gesicht. Ich war heilfroh, all das hinter mir zu lassen.
    Ich reihte mich in die Schlange ein, die sich

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