Wohin du auch fliehst - Thriller
Wand, auf dem Teppich, an der Tür. Irgendwann gab ich es auf und ging nach unten.
Freitag, 28. März 2008
Auf dem Heimweg vom Leonie Hobbs House machte ich lange Schritte, und mein Herz schlug schneller. Wenn ich an diesem Abend erschöpft war, würde ich vielleicht wenigstens schnell einschlafen können. So weit die Theorie. Es fiel mir immer schwerer, in meiner Wohnung zu schlafen. Oft lag ich stundenlang wach und lauschte auf die Geräusche von draußen. Selbst wenn ich oben bei Stuart schlief, hatte ich Probleme. Jedes Geräusch klang so, als käme es aus meiner Wohnung, unter uns.
Als ich von der Hauptstraße in die Lorimer Road einbog, erstarb der Verkehrslärm.
Ich hörte Schritte, die genau wie meine klangen. Ein paar Meter weit dachte ich noch, es wären meine. Doch dann wurde mir klar, dass mir jemand auf dem Gehsteig folgte. Ich ging davon aus, dass er noch ziemlich weit von mir entfernt war, und riskierte einen Blick zurück. Nur einen.
Ein Mann lief hinter mir her, ungefähr zehn Meter von mir entfernt, genau im selben Rhythmus. Dunkle Kleidung, ein Kapuzenshirt, die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, weil das Straßenlicht ihn von hinten beschien und es im Schatten lag. Ich sah nur seine Atemwölkchen in der kalten Luft.
Ich beschleunigte meine Schritte und lauschte, ob auch seine schneller wurden. Was ich da hörte, ging mir durch Mark und Bein.
Er wurde auch schneller.
Am Ende der Lorimer Road kam ich wieder auf die Hauptstraße. Ich sah Busse, die nach wie vor im Verkehr feststeckten, doch wenigstens konnte ich einen nehmen, wenn es nötig war. Egal, welchen.
Vor der Hauptstraße fiel mir auf, dass hinter mir keine Schritte mehr zu hören waren. Ich sah mich um. Der Mann war verschwunden. Er war in irgendein Haus gegangen.
Als ich später zu Hause war, sah ich immer wieder nach: Ich kontrollierte die Tür, die Fenster und die Küche. Ich kontrollierte sogar das Badezimmer, das ich schon seit Wochen nicht mehr überprüft hatte. Ich wusste, dass er hier gewesen war. Ich konnte ihn riechen, seine Anwesenheit wittern, so wie ein Hase einen Fuchs wittert.
Es dauerte eine Stunde länger als sonst, bis ich es sah. In der Besteckschublade, die ich immer noch überprüfte, waren ein Messer und eine Gabel sorgfältig vertauscht worden.
Samstag, 12. Juni 2004
Er stand in der Küche und rührte in seinem Tee. Trautes Heim, Glück allein. Nach dem, was wir vor einer halben Stunde durchgemacht hatten, wirkte das befremdlich.
Er lächelte mich an. Sein blondes Haar war vorn, wo er sich mit seinen blutverschmierten Händen an den Kopf gefasst hatte, rotbraun verfärbt. Er küsste mich auf die Wange, und ich brachte ein Lächeln zustande, wobei meine Lippe wieder platzte. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
Ich nickte. »Und du?«
»Ja. Es tut mir leid.«
»Ich weiß.«
Wir gingen ins Wohnzimmer, und ich setzte mich vorsichtig aufs Sofa nieder.
»Ich wollte nicht, dass du gehst«, sagte er lahm. Er saß mir gegenüber und ließ mir etwas Raum. Ich spürte, dass seine Wut verraucht war. Wenn ich denn gewollt hätte, wäre das genau der richtige Augenblick gewesen, um abzuhauen. Doch ich hatte keine Kraft mehr.
»Nun, so kann ich sowieso nirgendwohin gehen, stimmt’s?« Meine Stimme hörte sich seltsam an – nicht wegen des Lallens, weil mein Mund nicht in Ordnung war, sondern weil irgendwas mit meinem Ohr nicht stimmte. Ich hörte ein Klingeln, ein Klopfen.
»Warum hast du das getan?«, fragte ich. Jetzt war es auch schon egal. Ich meinte, was ich sagte. Ich würde nicht wieder weglaufen, so viel stand fest.
Lee sah fertig aus. Er war blass, seine hellen blauen Augen waren stumpf. »Ich wollte wissen, was du tun würdest.«
»Warst du das am Telefon? Hast du dich als Jonathan ausgegeben?«
Er nickte. »Ich dachte, du würdest mich erkennen, hast du aber nicht. Ich habe mir eine Mailadresse zugelegt. Das war alles ziemlich einfach. Nie hätte ich gedacht, dass du darauf reinfallen würdest. Du hast nicht einmal recherchiert, ob das alles stimmt, oder?«
»Wie konntest du so schnell in Heathrow sein?« Das war das Einzige, was mich noch beschäftigte.
Er schüttelte seufzend den Kopf. »Catherine, manchmal bist du wirklich unglaublich blöd – weißt du das?«
Ich zuckte die Achseln. Er hatte verdammt noch mal recht.
»Ich habe Blaulicht und eine Sirene. Für mich gibt es keine Verkehrsstaus oder Geschwindigkeitsbegrenzungen.«
Nun, das zu
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