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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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wissen machte es auch nicht gerade leichter.
    »Du hast mich trotzdem ziemlich an der Nase herumgeführt, weißt du.«
    »Ach ja?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du den Zug nehmen würdest. Ich dachte, du würdest mit dem Auto bis nach Heathrow fahren. Als ich dein Auto nirgendwo auf der Autobahn entdecken konnte, habe ich auf die Tube gedrückt. Weißt du eigentlich, wie nah du dran warst, das Flugzeug zu nehmen? Wäre ich nicht so gerast, hättest du im Flieger gesessen und wärst fort gewesen.«
    Ich wollte gar nicht daran denken, wie nah ich der Freiheit gewesen war. Es tat zu weh.
    »Was ist mit den Überwachungskameras im Flughafen? Haben die meine vorgetäuschte Verhaftung nicht aufgezeichnet?«
    »Darüber mache ich mir keine Gedanken. Am Flughafen gibt es überall Kameras – die Geschäfte, alle Eingänge und Ausgänge, jeder Zentimeter ist überwacht. Doch das Material gehört verschiedenen Firmen, die Hälfte der Kameras sind nicht eingeschaltet, oder die Qualität ist so schlecht, dass man nichts damit anfangen kann. Oder aber die Bänder werden alle vierundzwanzig Stunden überschrieben, weil man kein Geld für neue Bänder ausgeben will. Oft ist der zuständige Mitarbeiter im Urlaub, und niemand sonst weiß, wie das System funktioniert. Selbst wenn man alles einsammeln würde, bräuchte man Jahre, um das ganze Material von diesem einen Tag zu sichten. Und wenn man weiß, wen man anrufen muss, kann man den Rest auch regeln. Ehrlich gesagt hat mir die automatische Nummernschilderkennung größere Sorgen gemacht.«
    »Die was?«
    »Die automatische Nummernschilderkennung. Anhand der man beweisen kann, dass ich nach Heathrow unterwegs war, statt im Büro Überwachungsprotokolle zu prüfen. Aber ich habe die Nummernschilder ausgetauscht.«
    Das brachte uns auch nicht weiter. Ich fragte mich, wie viele Tage ich noch durchhalten konnte.
    Nach der Tasse Tee und einem Sandwich, das er mir gemacht hatte, sahen wir ein wenig fern und spielten uns gegenseitig Normalität vor. Um elf Uhr befahl er mir, mich auszuziehen. Ich folgte ohne Widerworte, obwohl es mir mit einer Hand schwerfiel. Als ich nur noch in der Unterhose dastand, wies er mich an, die Arme auszustrecken. Ich jammerte, als er mir die Handschellen anlegte. Das kalte Metall schnitt mir sofort in die wunde Haut, und der Schmerz setzte wieder ein. Lee brachte mich zurück nach oben ins Gästezimmer und warf mir eine Decke hinterher.
    Ich setzte mich auf den Boden. Er blieb in der Tür stehen und schien gehen zu wollen, als er die Tür plötzlich hinter sich schloss und sich mir gegenüber mit dem Rücken an die Wand auf den Boden setzte.
    »Ich habe dir nie von Naomi erzählt.«

    Samstag, 29. März 2008
    Am Samstag stand ich früh auf und ging joggen.
    Ich band meine Haare zurück. Sie hatten inzwischen eine lästige Länge und waren lang genug, dass der Wind sie mir ins Gesicht blasen konnte, aber zu kurz, um einen richtigen Knoten daraus machen zu können. Derjenige auf meinem Hinterkopf war so groß wie ein Rosenkohl, und alles, was ich zur Hand hatte, war ein höllisch rotes Gummiband, das die Postbotin draußen auf der Treppe verloren hatte. Es war noch zu früh, um irgendetwas zu unternehmen, und auch noch ziemlich kühl, als ich losrannte. Auf dem Weg zum Park verfiel ich in einen gleichmäßigen Laufrhythmus, der Boden unter meinen Füßen war nass. Es war bewölkt, sollte aber noch schön werden. Ich könnte ein wenig shoppen gehen. Mir ein paar neue Klamotten kaufen. Ich hatte mir schon lange nichts Neues mehr gekauft. Und wenn ich schon mal dabei war, konnte ich auch an meiner Zwangsstörung arbeiten. Alistair hatte gesagt, ich solle mich meinen Ängsten weiterhin stellen und nicht zulassen, dass diese völlig verschwinden. Ich solle mich daran gewöhnen. Daran, dass sie von selbst weggingen, ohne dass ich sie durch irgendwelche Kontrollen linderte.
    Als ich die Talbot Street erreichte, betrat ich ganz bewusst gleich das Haus, ohne den üblichen Umweg über die Gasse zu nehmen. Das fühlte sich merkwürdig an, und nachdem ich die Eingangstür und Mrs Mackenzies Haustür kontrolliert hatte, überprüfte ich in der Wohnung als Erstes meine Vorhänge, doch diesmal von innen. Sie waren in Ordnung. Ich kontrollierte die Wohnungstür, sie war in Ordnung. Ich kontrollierte die restliche Wohnung und ließ das Badezimmer aus. Alles bestens.
    Immer wieder überlegte ich, rauszugehen und die Wohnung von außen zu kontrollieren, doch da ich mich

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