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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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wenig Selbstbewusstsein ist. Doch er war großzügig mit seinem Geld und konnte sehr aufmerksam sein. Die Mädchen flogen ausnahmslos auf ihn.
    Mich hatte er auch mal angebaggert, aber nur einmal, kurz nachdem ich in der Firma angefangen hatte. Er hatte mich im Kopierraum bedrängt und mich gefragt, ob ich nach der Arbeit was mit ihm trinken wolle. Obwohl ich in Panik gewesen war, hatte ich ein Lächeln zustande gebracht und »Nein, danke« gesagt. Ich hatte nicht zu abweisend wirken wollen, allerdings ohne Erfolg, denn kurz darauf kursierte das Gerücht, ich sei lesbisch. Darüber musste ich grinsen. Vermutlich hatten mein kurzer Haarschnitt und die Tatsache, dass ich nie Make-up trug, das Gerücht noch verfestigt. Nun, mir war das nur recht – das hielt mir wenigstens die aufdringlichen Vertreter vom Leib.
    Vor dem Hauptgang und nach einer weiteren Runde Drinks wichtelten wir, und natürlich genoss Robin es restlos, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und den Weihnachtsmann zu spielen.
    Seinem Körper nach zu urteilen musste er einmal Sport getrieben haben, was sich aber jetzt offensichtlich auf ein bis zwei Mal Golf in der Woche beschränkte. Sah man von seiner Stimme und seinem Lachen ab, konnte man ihn wahrscheinlich als gut aussehend bezeichnen. Caroline hatte mir zugeflüstert, er habe was mit Amanda, einer der Vertreterinnen, anscheinend habe er eine Ehekrise. Das überraschte mich nicht.
    Doch selbst wenn das mit Amanda stimmte, hielt ihn das offenbar nicht davon ab, auch mit anderen zu flirten. Er versuchte es bei den Mädchen neben ihm, von denen die eine gut seine Tochter sein könnte. Sie sah ihn schüchtern an, und ich fragte mich, ob sie wohl später mit ihm in einem Hotelzimmer landen würde.
    Mein Wichtelgeschenk lag ungeöffnet auf meinem Set. Es war wunderschön verpackt, ein gutes Zeichen. Ich überlegte einen Augenblick, ob mir jemand vielleicht etwas Unanständiges gekauft hatte. Das wäre lustig gewesen, passte aber nicht zu der Verpackung. Ich musste es aufmachen.
    Alle am Tisch schrien und lachten, Papier wurde zerrissen. Irgendwer hatte Caroline eine Flasche Rotwein geschenkt – nicht gerade originell, doch sie schien recht zufrieden damit zu sein.
    Nachdem ich das Geschenkpapier aufgerissen hatte, wünschte ich mir von ganzem Herzen, es nicht getan zu haben.
    Vor mir lagen Handschellen, rosa flauschig überzogen, und ein knallrotes Satinmieder.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, aber aus den falschen Gründen. Ich sah in die Runde. Am anderen Ende des Tisches sah Erin mich beunruhigt an – das Geschenk musste von ihr kommen. Ich lächelte mehr recht als schlecht und flüsterte: »Danke.« Dann packte ich alles sorgfältig wieder ein und legte es unter meinen Stuhl.
    Keine Ahnung, welcher der beiden Gegenstände der Auslöser gewesen war. Das rote Satinmieder war wunderschön, gut verarbeitet und hätte mir hervorragend gepasst. Aber vielleicht war es das gar nicht, sondern das andere Teil.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Caroline. Ihr Gesicht war feuerrot, und sie begann langsam zu lallen. »Du bist ja ganz blass.«
    Ich nickte, traute mich aber nicht, etwas zu sagen.
    Kurz darauf verschwand ich, das Wichtelgeschenk achtlos in meine Tasche gestopft, auf die Damentoilette. Ich drückte die Flügeltür auf und bemerkte, dass meine Hand zitterte. Zum Glück war niemand hier. Ich betrat die erste Kabine, stützte mich leicht mit den Händen auf die Klotür und versuchte meine Atmung zu beruhigen. Mein Herz schlug so heftig, dass es kein anderes Geräusch zu geben schien.
    Ich holte das Päckchen aus meiner Tasche. Das Papier hatte zumindest den Vorteil, dass ich das Geschenk nicht anfassen musste, und der Inhalt hatte auch nicht die Innenseite meiner Tasche berührt, nur das Papier. Immer noch zitternd hob ich den Deckel des Mülleimers, rümpfte die Nase über den plötzlichen Gestank und warf das Päckchen hinein.
    Die Erleichterung war zwar nur gering, überkam mich aber schlagartig. Ich nahm meine Handtasche und betätigte die Spülung, als die Tür aufging, drei junge Mädchen hereinkamen, lachten, laut über einen Typen namens Graham lästerten und sagten, welch ein Dreckskerl er sei. Während sie sich auf die Kabinen verteilten, sich gegenseitig etwas zuriefen und lachten, wusch ich mir die Hände. Dann wusch ich sie mir erneut und noch ein drittes Mal. Als alle drei Toilettenspülungen gleichzeitig losgingen und sich die Schlösser in den Toilettentüren drehten, trocknete ich

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