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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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gegessen?«, fragte er, als ich das letzte Stück Brot nahm und damit den Rest meiner Suppe auftunkte.
    »Ich weiß nicht, aber so lange ist das nicht her.«
    »Soll ich noch welche machen?«
    »Nein, danke.«
    »Soll ich dich begleiten?«
    Der plötzliche Themenwechsel traf mich unvorbereitet. »Mich begleiten? Wohin denn?«
    »Zum Hausarzt. Natürlich würde ich nicht mit reinkommen, sondern dich nur zur Praxis bringen. Würde dir das helfen? So als moralische Unterstützung?«
    »Nein, danke«, sagte ich, ohne ihn dabei anzusehen.
    »Das ist kein Problem. Ich kann mir freinehmen.«
    »Ich habe noch nicht einmal einen Hausarzt, Stuart. Ich habe mich, seit ich hierhergezogen bin, noch nicht darum gekümmert.«
    Ich erhob mich, der Stuhl schrammte laut über den Fliesenboden.
    »Danke für die Suppe. Ich muss jetzt gehen. Du weißt ja, wie das ist, ich muss noch ein paar wichtige Dinge erledigen.« Ich nahm meinen Mantel vom Haken und ging zur Tür, wobei mich das Gefühl beschlich, dass die Wände immer mehr auf mich zukamen.
    »Warte einen Moment, Cathy, warte.«
    Ich dachte, er würde wieder über die Sache reden, über Ärzte, Therapien und darüber, dass es bestimmt besser werden würde, der ganz Scheiß eben, aber stattdessen gab er mir eine Tüte mit etwas Schwerem darin, »Was ist das?«
    »Suppe. Zwei gefrorene Portionen. Hör nicht auf zu essen, okay?«
    »Danke.«
    Ich flog praktisch die Treppe hinunter zurück in meine Wohnung. Ich blieb kurz hinter der Tür stehen und atmete heftig. Die Tüte in meiner Hand wog schwer. Ich brachte sie in die Küche und steckte die gefrorenen Klötze in die Gefriertruhe. Mir fiel auf, wie wenig ich im Kühlschrank hatte. Er hatte recht, ich musste anfangen, mich mehr ums Essen zu kümmern. Schließlich wollte ich kein weiteres Mal umkippen – und schon gar nicht bei der Arbeit.
    Ich kontrollierte die Wohnung, allerdings nur halbherzig. Stuart ging mir nicht aus dem Kopf. Es war sehr unhöflich von mir gewesen, einfach so aus seiner Wohnung zu stürmen. Aber es half nichts, ich komme mit Druck nicht klar.
    Ich vertraue Ärzten nicht mehr, nicht nach dem, was mir im Krankenhaus passiert ist. Wenn ich erst mal damit anfange und auf sie höre, wenn ich wieder Hilfe annehme, könnte sich alles wiederholen. Dabei habe ich gerade angefangen, Fortschritte zu machen, einen Job und eine Wohnung gefunden und mir eine Art Leben aufgebaut. Stuart sieht mich, wie ich jetzt bin: eine, die so lange an der Haustür herumfummelt, dass sie darüber das Essen vergisst. Eine, die in der Bücherei umkippt, eine, die weder eine Konfrontation erträgt noch Ratschläge annehmen kann.
    Er sieht mich nicht so, wie ich einmal war. Er weiß nicht, welche Forschritte ich bereits gemacht habe.
    Sonntag, 7. Dezember 2003
    Am Sonntagmorgen machten wir einen Spaziergang am Strand von Morecambe. Es war bitterkalt, der scharfe Wind blies uns den Sand ins Gesicht und trieb mir Tränen in die Augen. Mein Haar wirbelte um meinen Kopf.
    Ich wandte das Gesicht zum Wind und ließ es mir nach hinten wehen, drehte es zusammen und versuchte einen Knoten zu machen. Der würde nicht lange halten, aber für den Moment war es in Ordnung.
    Er nahm erneut meine Hand. »Wunderschön!« Er musste schreien, damit ich ihn über den Wind hinweg hören konnte. Wir liefen auf die sich am Strand brechenden Wellen zu, unsere Füße hinterließen Spuren im feuchten Sand. Ich hob eine Muschel auf, sie war durchsichtig, in ihr glitzerte Meerwasser. Mein Haar löste sich langsam wieder. Über uns jagten Wolken über den Himmel, sie wurden schwärzer und drohten mit Regen. Ich wollte meinen dünnen Baumwollschal abnehmen, an dem der Wind wie wild zerrte. Ich versuchte, mein Haar damit zu bändigen, doch der Wind vereitelte meine Bemühungen.
    »Lee!«, schrie ich. Er warf Kiesel in die Brandung.
    Er hörte mich und kam zu mir zurück, wartete aber nicht, bis ich etwas sagte. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich, er schmeckte warm und salzig. Ich gab den Kampf mit meinem Haar auf, es flatterte um uns herum, genau wie mein Schal, den ich aus Versehen losließ. Er flog davon und stieg wie ein magerer Vogel in die Luft.
    Lee ließ mich los und lief ihm eine Weile hinterher, während ich dastand und lachte, doch der Klang meiner Stimme erstarb auf meinen Lippen, noch bevor ich ihn hören konnte. Der Schal sank und stieg wieder auf, wand sich in verschiedene Richtungen, zappelte wie verrückt.
    Schließlich landete er auf

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